Kapitel 10

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Mein Kopf schmerzte. Er hämmerte auf mich ein im Rhythmus der Musik, die aus dem Terminal schallte. Es war meine Lieblingsmusik. Das Essen, welches auf dem Tisch stand, war mein Lieblingsessen. Alles was ich hier sah, war mein Lieblingsirgendwas. Das alles war ein bisschen viel. Zu viel, das ich für mein Leben gerne mochte. Es ging ineinander über und verwischte langsam. Das alles nahm den Reiz heraus.

Ich ließ mich auf dem Sofa nieder und seufzte. Mit jedem Moment wurde mir mehr bewusst, dass es jetzt hieß Abschied nehmen. Das alles hier war so toll wie möglich, damit es mir den Übergang leichter machte. Stattdessen saß ich hier und fühlte mich fehl am Platze. Ungewollt.

Mein Vater setzte sich neben mich. Die Federn im Sofa ließen mich kurz aufhüpfen. Ich schaute ihn kurz an und rang mir ein Lächeln ab. Er rückte ein Stück näher an mich heran. „Ist alles in Ordnung bei dir?"

Erneut seufzte ich. „Ja ... Nein. Ich weiß auch nicht."

Genervt von mir selbst stützte ich den Kopf in die Hände. Zwischen meinen Fingern drang das gedämpfte Partylicht durch.

„Bist du nicht zufrieden mit deiner Einteilung?" Er legte mir die Hand auf den Rücken. Ich spürte, dass er sich wirklich Sorgen um mich machte. Da lag etwas Warmes in seiner Stimme und diesen Ton schlug er nur, bei ernsten Themen an.

Das half mir mich wieder gerade zu machen. Ich sah ihn an. Er war mein Vater. Ich konnte ihm alles sagen. Das hatte ich schon immer getan. Selbst, wenn ich etwas ausgefressen hatte. Warum sollte ich also jetzt mit meinen Gedanken inter dem Berg halten? „Das weiß ich nicht, Papa. Die richtige Einteilung erfahre ich erst morgen. Es ist alles so komisch. Ich meine, was soll ausgerechnet ich in der Sonnenpatrouille?"

Mein Vater zog mich in seinen Arm und tätschelte meinen Kopf. „Ganz ruhig, mein Mädchen. Du wirst schon richtig eingeteilt. Es gibt viele Berufe in einen Bereich. Ich bin mir sicher, dass am Ende alles nur halb so schlimm ist. Du wirst dich einleben und sicher auch deinen Spaß haben. Es braucht nur ein wenig Zeit."

Vielleicht hatte er recht. Es konnte doch gut sein, dass ich mich unnötig fertig machte. Das alles konnte sich schon morgen in Wohlgefallen auflösen. Das half mir.

Ich richtete mich wieder auf. Sein Blick ruhte leuchtend auf mir. „Besser?"

Ich nickte. Ja, es war wirklich besser. Es war, als hätte er mir die gesamte Last von den Schultern genommen. Ich fühlte mich gut. Sehr gut sogar. Endlich war ich in der Lage, meine Party zu genießen.

Mein Vater grinste mich an, wie ein kleiner Junge. Sein Ausdruck war genauso schemenhaft, wie der von den Jungs. „Dann schenkst du mir sicher den nächsten Tanz, oder?"

„Selbstverständlich, der Herr." Schon immer war meine Beziehung zu meinem Vater intensiver als zu meiner Mutter. Ich konnte nicht sagen, woran es lag. Aber meine Mutter wirkte etwas losgelöster, während Papa immer für mich da war.

Mein Vater stand auf und reichte mir seine Hand. Ich fasste zu. Seine Kraft half mir, beim Aufstehen. Er führte mich zu dem Platz, an dem sonst der Couchtisch stand. Wir hatten ihn beiseite geräumt, damit man tanzen konnte. Es war nicht viel Platz, aber es reichte, damit ich mit meinem Vater ein wenig hin- und hertanzen konnte.

Er ließ mich eine Pirouette drehen und schaffte es dabei gleichzeitig stolz, glücklich und irgendwie bedrückt auszusehen. Als ich wieder näherkam, konnte ich mir die Frage nicht verkneifen. „Wie wird es euch gehen?"

Mein Vater hielt inne. Er blieb mitten auf der Tanzfläche stehen. „Wir werden schon klarkommen. Du wirst uns sehr fehlen. Und noch dazu die Sonnenpatrouille. Du könntest deiner Mutter und mir einen Gefallen tun und dich melden, wann immer du kannst. Wir werden genau hier sein." Schnell fand er sein warmes Lächeln wieder.

Ins LichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt