King For A Day [STEREK]

Kapitel 5

"Was-?"

"Psh!", machte Stiles und presste seine Hand auf meinen Mund. 

Ich wollte wissen, was los war, also probierte ich weiterzureden, was nur als gedämpftes Murmeln rauskam. 

"Halt die Klappe", zischte der Junge und drückte noch etwas doller auf meinen Mund. Er drehte sich nach hinten und streckte seinen Kopf, um mehr sehen zu können. 

Nach einer kurzen Weile nahm er seine Hand weg, ich atmete tief ein, und setzte sich so, dass er nicht mehr auf mir saß. 

"Was war das?", fragte ich keuchend und streckte meinen Kopf ebenfalls, aber ich konnte nichts sehen, zumindest nichts, was eine Gefahr hätte sein können. 

"Wachen. Eventuell haben wir mal einen ausgeknockt und wir können nicht riskieren, dass sie einen von uns kriegen", erklärte er kurz. Dann stand er auf und wischte den Dreck von seinen Hosen, ich tat das gleiche.

"Ihr seid also auch noch gewalttätig?", fragte ich etwas erschrocken. Wer weiß, was das wirklich für Kriminelle waren. 

Stiles' Blick verdunkelte sich. 

"Wir brauchten Essen für Wendolin. Außerdem geht dich das gar nichts an", sagte er und war wieder so verärgert, wie vorher. 

Ich sagte nichts weiter und folgte einfach dem Jungen. 

Wir liefen noch circa eine viertel Stunde und dann waren wir auf einem riesigen Marktplatz, auf dem viele Stände aufgebaut waren. 

Es sah wirklich fantastisch aus. In Beaconia gibt es auch jede Woche einen Markt, aber der war längst nicht so groß. Hier war zwar nicht der ganze Platz besetzt mit Ständen, aber laute Musik spielte und in der Mitte tanzten Leute. Es war wirklich schön. 

Ich stand wohl sehr fasziniert da, denn Stiles piekste in meine Rippen und grinste mich an. 

"Schön, oder?", sagte er verträumt und lief dann direkt auf den Markt zu. 

Wir gingen zu einem Stand, wo eine Frau mit roten Haaren Äpfel verkaufte. 

"Hey, Lydia!", rief Stiles und zog sie in eine Umarmung. 

Die Frau grinste breit und sagte: "Stiles, mein Schatz!"

Ich sah ihnen beim umarmen zu und irgendwie fühlte ich mich etwas unwohl, als sie ihn 'Schatz' nannte. Mein Gott, ich führte mich auf, als wäre ich eifersüchtig. 

"Wenn hast du denn da mitgebracht?", fragte sie, löste sich aus der Umarmung und sah mich an. 

"Derek. Er hat sich verlaufen. Also müssen wir jetzt noch eine Person mehr füttern", erklärte Stiles kurz und sah mich amüsiert an. Ich hab mich nicht verlaufen! 

"Oh, achso. Hi, ich bin Lydia", sagte sie und schüttelte mir die Hand. "Hm, ich kann euch beiden einen Apfel geben und ihr könnt ein paar mitnehmen, für die Kleine", meinte sie und packte ein paar Äpfel in eine Tüte. 

"Ich guck mal, ob Isaac da ist. Derek, du bleibst hier", sagte der Junge und lief dann davon. Ich blieb bei Lydia stehen und eventuell schaute ich auf seinen Hintern, als er lief. 

Plötzlich hörte ich die Stimme der Frau neben meinem Ohr: "Er ist süß, nicht?"

Ich zuckte kurz zusammen und sah in ihre glänzenden Augen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. 

"Seid ihr ...?" Ich machte mit meinen Händen komische Bewegungen und spürte, wie mir im Gesicht ganz heiß wurde. 

Lydia lachte laut los (AN: Alliteration). Sie lachte soviel, dass sie fast weinte und mir auf die Schulter schlug. 

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, sagte sie: "Nein, ich glaub Stiles steht nicht so auf Mädchen. Ach Quatsch, ich weiß, dass er nicht auf Mädchen steht. Du kannst ihn dir schnappen."

Sie zwinkerte und mir wurde noch heißer. Stiles kam wieder und ich musste mich wegdrehen, weil mir das zu peinlich war. 

"Er ist leider nicht da. Wie auch immer, wir werden mal weiter gehen und schauen, ob wir noch irgendwo was bekommen. Danke für die Äpfel, du bist die Beste!", sagte Stiles und umarmte Lydia nochmal. Diesmal war es nicht so schlimm, weil ich wusste, dass da nichts zwischen ihnen war. 

"Kein Ding, Kleiner. Du, ich hab bei der Brücke eine Kutsche gesehen, die sah ziemlich voll aus, vielleicht findet ihr da noch was", meinte sie, während sie ihm und mir einen Apfel in die Hand drückte. 

"Super, wir werden mal hingehen. Man sieht sich!" Stiles biss in seinen Apfel, nahm die Tüte mit den anderen drin und winkte der Frau zu, bevor er weiterging. 

Dieses Mal folgte ich ihm wieder. 

"Wer war das?", fragte ich, wegen meiner Neugier und weil ich Lust auf reden hatte. Okay, ganz ehrlich, ich wollte seine Stimme hören. 

"Lydia. Hast du ihr nicht zugehört?", fragte er und obwohl er mich nicht ansah, konnte ich mir das Grinsen in seinem Gesicht vorstellen. 

"Ich meinte, woher du sie kennst. Was sie so macht und so was", erklärte ich und hatte etwas Angst, dass ich seine Privatsphäre wieder verletzen würde. 

"Gracie und ich wollten mal bei ihr Äpfel klauen, als wir sie noch nicht kannten und na ja, das hat nicht so geklappt. Tja und jetzt sind wir ziemlich gute Freunde und sie hilft uns ab und zu. Sie kommt aus Horizontalis und wollte hier selbstständig werden und einen Laden eröffnen. Na ja, so gut hat das nicht geklappt, aber sie sagt, sie wäre glücklich", erzählte der Junge und Mann, seine Stimme war wirklich schön. Ich hatte sie zwar schon vorher gehört, aber jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich ihm für immer beim Reden zuhören könnte. 

Was zur Hölle?! Ich kannte ihn nicht! Ich wusste nichts über ihn, wieso zur Hölle schwärmte ich dann so für ihn?

"Alles okay?", fragte er und sah mich besorgt an. Ich sah kurz in seine schönen Augen und dann sofort wieder auf den Boden.

"Ja", sagte ich leise und ging dann an ihm vorbei, obwohl ich keine Ahnung hatte, wohin.  

"Da ist die Brücke! Oh, und da ist die Kutsche, von der Lydia gesprochen hat!", rief er plötzlich und rannte an mir vorbei, auf eine große Kutsche ohne Pferde zu. 

Ich lief ihm schnell nach und schaute dorthin, wo er hinschaute: Durch die Fenster der Kutsche. Dort drin lagen mehrere Kisten mit Nahrung und Klamotten. 

Stiles' Augen strahlten.