Kapitel 1- "Da bin ich."

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Kapitel 1- "Da bin ich."

"Ich hasse fliegen auch.", redet das aufdringliche Mädchen schon wieder auf mich ein.

Ich stehe jetzt seit gut zehn Minuten vor dem Flughafen und warte darauf, dass ich endlich abgeholt werde.
Normalerweise habe ich nichts gegen Warten, aber wenn mir eine Wasserstoff blondierte Tusse das Ohr abkaut, ist es wieder was anderes.

"Ich meine, man wird die ganze Zeit voll bequatscht, man bekommt nicht einmal etwas Vernünftiges zu Essen und muss sich mit wildfremden Leuten einen Raum teilen!", redet sie unermesslich schnell weiter und ich halte immer noch erwartend Ausschau nach dem Wagen, der mich jeden Moment abholen sollte.

"Was denkst du eigentlich von One Directions Album 'Up All Night'? Ich finde es ja wirklich gut und außerdem sind die Jungs sooo heiß! Findest du nicht?", fragt sie und da ich so langsam aber sicher die Nase voll habe, beschließe ich giftig antzuworten.

"Hört sich an, wie Rummelmarkt Musik, die Jungs sind pubertierende Kleinstadt Bewohner mit immer den gleichen Sounds und außerdem finde ich All Time Low ist tausend mal besser als diese Pop- Bübchen.", zische ich und schaue sie mit zusammen gedrückten Augen an, "Auf Boybands gebe ich einen Scheiß und nur mal so zur Info, dein Taxi steht seit sieben Minuten startbereit vor dir und ich glaube wirklich, dass der Fahrer schon angefangen hat, den Motor laufen zu lassen, richtig Sir?"

Der Mann, der schon die ganze Zeit darauf wartet, dass dieses geschminkte Etwas neben mir endlich einsteigt lehnt sich erschrocken aus dem Fenster und nickt dann nur anbündig.
Ich würde mich aber auch für so viel unnützes Gerede bezahlen lassen.

"Dann mal los, Abby", sage ich und schiebe sie in Richtung Tür.

"Ich heiße aber Veronica!", protestiert sie, "Hast du mir denn gar nicht zugehört?"

"Nein, habe ich nicht und jetzt steig ein", antworte ich und lade sie im Taxi ab.

Dann wende ich mich an den Taxifahrer und wünsche ihm noch viel Glück mit der Labertasche auf seinem Rücksitz, was er dankend annimmt und dann auch endlich losfährt.
Erleichtert seufze ich und drehe mich wieder zu meinem schwarzen Koffer um, der da zum Glück noch mit meiner Gitarre steht und im gleichen Moment fährt ein mittelgroßer Wagen neben mir her, der dann auch schon anhält und die Fahrertür öffnet sich.
Ein Mann steigt aus und setzt dann seine Sonnenbrille ab und muster mich kurz, bevor er anfängt zu strahlen und auf mich zu zu kommen.

"Du bist Delilah, oder?", fragt er und ich nicke nur vorsichtig, "Ich bin Lilly's Dad. Du kannst mich aber Jack nennen."

"Ah, okay...", sage ich leicht peinlich berührt und er lacht nur herzlich los.

"Komm, steig ein. Ich mach das mit dem Koffer und der Gitarre", sagt er und ich steige in das Auto, wo ich mich auf dem Beifahrersitz fallen lasse und mich anschnalle.

Ich werde bald Lilly wieder sehen und dementsprechend nervös bin ich auch.
Lilly und ich haben uns immer sehr gut verstanden und sind wie Schwestern aufgewachsen, nur das hat irgendwann nachgelassen und wir waren nur noch Freunde. Natürlich war ich dafür immer noch dankbarer als meiner Mutter, die zu der Zeit viel getrunken hatte und da eben noch eine Freundin zu haben, war gut, aber nicht das Selbe wie eine Schwester.

Mittlerweile ist meine Mutter trocken, aber die ganzen Streiterein sind mir in letzter Zeit einfach zu viel geworden und da habe ich beschlossen, dieses Fernstudium hier zu machen und tada, hier bin ich.
Wenig später steigt auch Lilly's Vater ein und schnallt sich ebenfalls an.

"Willst du was Besonderes essen? Ich weiß nicht, ob wir was da haben, was du magst und naja...", fragt Jack und fährt los.

"Nein, ich esse fast alles, also sollte das kein Problem sein", sage ich lächelnd und auch er stimmt mir dabei ein.

One Year AustraliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt