Nicht ich selbst

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Alle saßen am Tisch und redeten. Dad war bester Laune, da er befördert wurde, meine Mum schwärmte von einer Handtasche die sie sich heute gekauft hatte und Mara erzählte von ihrem neuen Buch.

Nur ich stocherte in meinem Essen herum unf beteiligte mich nicht an den Gesprächen.

"Und Mila, alles wieder gut?", fragte meine Mum mit wachem Blick.

"Alles wieder super. Dank Liam."

Mein Dad warf Liam einen anerkennenden Blick zu und meine Mum fing an zu strahlen. Ja dank ihm ging es mir beschissen. Ich zweifelte an mir selbst und machte mich dafür verantwortlich geschlagen worden zu sein. Super Liam.

Nach dem Essen ging ich schlafen. Ich war einfach nur fertig und hatte Kopfschmerzen.

Liam saß vor dem Fernseh und spielte auf seiner Xbox.

Keiner redete ein Wort. Er konzentrierte sich auf sein Spiel und ich versuchte bei dem Lärm irgendwie zu schlafen.

Es gelang mir nicht. Zu viele Gedanken spukten in meinem Kopf. Liam der mich anschrie. Liam der mich im Arm hielt. Liam der mich verletzt hatte und Liam der aus irgendeinem Grund nicht mehr aus meinem Kopf gehen wollte.

Irgendwann schaltete er endlich aus und ging ins Bad. Ich nutzte die Zeit um meine Gedanken zu sortieren.
Warum interessierte es mich so, was er über mich dachte? Das war mir doch sonst immer gleichgültig gewesen.
Aber jetzt auf einmal nicht mehr... Schön er hielt mich für eine Zicke, die ihren Ex hasste und das obwohl er ja angeblich nichts gemacht hatte. Er kannte mich nicht aber wagte es so über mich zu reden!
Ich wollte sauer auf ihn sein, ihn anschreien, dass das alles doch ganz anders war, aber ich hatte keine Kraft dazu.
Ich fühlte mich nicht länger selbstbewusst und überlegen, ich war Verletzt. Tief in mir blutete etwas, eine klaffende Wunde die Liams Worte hinterlassen hatten. Ich erkannte mich selbst kaum wieder.

Als Liam sich auf die Couch legte und mir ein teilnahmslos: "Gute Nacht", zuflüsterte, antwortete ich nichts.

Meine Antwort war eine kleine Träne, die lautlos auf mein Kissen tropfte. Doch das bekam er nicht mit...besser so.

Am nächsten Morgen war endlich Samstag. Liam war mit Freunden im Kino und Mara war shoppen mit Tessa.

Ava kam zu mir und wir machten uns einen schönen Tag.

"He Mila, du bist so still, muss ich mir Sorgen machen?"

"Nein nein, hab nur schlecht geträumt."

Das war nicht mal gelogen. Ich hatte von Kaden geträumt, der mir die Kehle aufschlitzt und Liam anschließend bat meine Leiche zu entsorgen. Er hatte eingewilligt, ohne mit der Wimper zu zucken.

"Wenn du meinste.", antwortete sie und warf mir einen nachdenklichen Blick zu. Sie glaubte mir nicht.
Na und?

Nach 4 langen Stunden ging Ava wieder und ich war alleine. Dad war Arbeiten und meine Mutter war beim Joga.

Ich setzte mich an den Esstisch und starrte in die Leere. Warum war ich immer noch so niedergeschlagen? Meine Güte, nur weil Liam mich angeschrien hatte und jetzt nichts mehr mit mir redete. Ich sollte froh sein, ihn nicht länger ertragen zu müssen. Doch das war ich ganz und gar nicht.
Immer wenn ich an ihn dachte, wollte ich aufspringen und ihn in die Arme nehmen und nie wieder los lassen. Ich verspürte dieses Brennen in der Brust, wenn er an mir vorbei lief ohne mich auch nur anzuschauen. Wieso?!

Die Tür flog auf und Mr Hamilton stürmte ins Haus, gefolgt von 2 weiteren Jungs.

Keiner beachtete mich und alle gingen schnurstracks an mir vorbei in die Küche. Dort plünderten sie den Kühlschrank. Alles mögliche zogen sie heraus und amüsierten sich prächtig.

"Mila!", brüllte Liam und warf mir einen eisigen Blick zu.
Ich zuckte zusammen und sah ihn etwas ängstlich an.

"Wo sind die verdammten Chips?", knurrte er und deutete auf die halb leere Tüte.

Die hatten Ava und ich gegessen...scheiße!
Leicht panisch erwiderte ich: "Die haben meine Freundin und ich gegessen. Ich wusste nicht das du sie dir gekauft hattest, tut mir..."

"Spar dir deine Entschuldigung. Fass meine Sachen nochmal an und es gibt Ärger, verstanden?"

Warum schrie er mich so an? Er wollte doch nur cool vor seinen Freunden tun. Nicht mit mir!

"Oh, jetzt hab ich aber Angst Hamilton! Was willst du tun hmm? Mich verprügeln? Mich umbringen? Mach doch!", fauchte ich und sprang auf, sodass der Stuhl umfiel.

Liam spannte sich an und kam langsam auf mich zu. Er sah aus wie ein Löwe, der bereit war die Gazelle vor ihm zur Strecke zu bringen.

Würde er nich schlagen? Nein! Oder doch?

Seine Hand hob sich und reflexartig schloss ich die Augen. Aber nichts passierte. Liams Hand krallte sich lediglich in mein Shirt und zog mich immer näher zu ihm.
Er würde mich nicht schlagen, alles war gut...

Er sah mich wütend an, doch im seinem Blick lag noch etwas anderes, dass sich mit dem zornigen Funkeln vermischte. Schmerz. Klar und deutlich konnte ich Schmerz darin sehen.

"Halt deinen Mund!", flüsterte er gefährlich leise an meinem Ohr und stieß mich dann zurück.

Seine Freunde sahen mich abfällig an und folgten Liam dann die Treppe nach oben.
Erschöpft setzte ich mich auf den Küchenboden.
Ich hatte erwartet, er würde mich schlagen.
Eines wurde mir durch meine Reaktion jetzt aber klar, ich hatte Angst vor Liam. Ich sah in ihm Kaden. Er hatte es geschafft. Ich hasste ihn, aus ganzem Herzen.

Der Badboy in meinem ZimmerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt