Kapitel 3

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Keuchend lehnte ich mich an die Wand und beobachtete Millie dabei,  wie sie die Tür zu ihrer Wohnung öffnete. Wir hatten uns zwei Stunden lang durch den New Yorker Feierabendverkehr gequält und zu allem Überfluss war auch noch der Aufzug ausgefallen, was bedeutete,  dass wir bis ins zehnte Stockwerk Treppen steigen mussten. Natürlich war es ziemlich anstrengend gewesen den Koffer hinaufzuhieven und obwohl wir uns abgewechselt hatten,  dauerte es trotzdem eine geschlagene Dreiviertelstunde,  bis wir oben angekommen waren. Mittlerweile hatte ich mich aber wieder so halbwegs gefangen und betrat hinter Millie das Apartment. "Du kannst deine Sachen einfach hier abstellen, dann zeig ich dir mal die Wohnung", sagte sie. Staunend sah ich mich um. Ein zitronengelb gestrichener Flur,  von dem mehrere Zimmer abgingen, führte direkt in ein wunderschönes Wohnzimmer. Eine Wand war komplett verglast und offenbarte einen sensationellen Blick auf die Stadt, und wenn es diese Aussicht als Poster gäbe, hätte ich es ohne zu Zögern gekauft. Überall leuchteten die Lichter der Stadt und boten einen tollen Kontrast zu dem wolkenlosen,  schwarzen Nachthimmel.  Wie schon im Flugzeug war ich gefangen in dem Bild das sich mir bot. Und natürlich bemerkte ich wieder nicht,  wie sich zwei Personen näherten und ebenfalls an das Fenster traten.  Erst als Millie mir auf die Schulter tippte, wurde mir deren Anwesenheit bewusst und ich drehte mich abrupt zu ihnen um. "Sarah?  Das sind Johnny und Sophie, meine beiden Mitbewohner", erklärte sie und zeigte erst auf einen Jungen in meinem Alter mit braunen Locken und Brille, dann auf ein hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren. "Sarah", stellte ich mich vor und schüttelte den beiden die Hand. "Millie hat uns schon erzählt was passiert ist", meinte Sophie und erwiderte meinen Händedruck stärker als ich ihr zugetraut hatte. Sie wechselte einen kurzen Blick mit Johnny, ließ meine Hand vorsichtig los und fuhr dann fort. "Das ist alles sehr unerwartet und natürlich darfst du bei uns wohnen bleiben solange du willst." Sie lächelte und bat mich ihr zu folgen. Im Flur öffnete sie eine der vielen Türen und machte eine einladende Geste. "Das ist das Gästezimmer. Ich habs schon für dich eingerichtet", erklärte sie. "Danke", erwiderte ich und setzte mich auf das Bett. Das Zimmer war zwar klein,  dafür aber richtig gemütlich. "Bevor ihr gekommen seid,  war ich gerade dabei zu kochen. Es gibt Lasagne,  hast du Hunger?", fragte Sophie. Ich nickte und folgte ihr in die Küche. Der Anfang einer wunderbaren Freundschaft.

Next Station: New York City *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt