Next Station: New York City *abgeschlossen*

Kapitel 2

Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf,  als ich auf der durchgesessenen Couch saß und ins Leere starre. Wo sollte ich unterkommen?  Hatte ich genug Geld für ein Hotel?  Was war mit meiner Tante passiert?  Ich war so vertieft,  dass ich kaum bemerkte, wie jemand meinen Koffer vorsichtig zur Seite schob und sich neben mich setzte. "Kann ich dir helfen?", fragte eine sympathisch klingende Stimme und ich drehte mich um. Sie gehörte einem Mädchen,  das ungefähr mein Alter haben müsste. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden, der fast permanent auf und ab wippte, ihre Klamotten waren im typischen Stil von New York abgestimmt und sie strahlte eine derartige Gelassenheit aus,  die mich sofort beruhigte. Dankbar lächelte ich sie an und schon einen Augenblick später erzählte ich ihr meine Geschichte. Von Anfang an,  als ich mich von Isabelle und meiner Familie verabschiedet hatte, über meinem ersten Eindruck von New York, bis hin zu der Sache mit meiner Tante. Mit jedem Wort wurde ich lockerer und wir beide verstanden uns auf Anhieb. Ich erfuhr, dass sie Millie hieß, aus Miami kam und erst vor kurzem einen Arbeitsplatz als Bodenpersonal hier am Flughafen ergattert hatte. "Du hast doch sicherlich noch keine Unterkunft für heute Nacht,  oder?", fuhr sie fort und warf mir einen Blick von der Seite zu. Ich sah verlegen auf den Boden und fuhr mir mit meiner rechten Hand durch die Haare.  "Nein, habe ich nicht." Millie schien meine Unsicherheit bemerkt zu haben,  denn sie legte behutsam ihren Arm um meine Schulter und lächelte mich an. "Ich wohne zurzeit mit ein paar Freunden und meiner Schwester in einer WG direkt im Zentrum. Wenn du möchtest,  kannst du gerne bei mir ein paar Tage bleiben,  bis wir deine Tante gefunden haben." Fassungslos starrte ich sie an. "Meinst du das ernst?" Millie nickte. "Klar!" Sie stand auf,  nahm meinen Koffer und zog ihn in Richtung Ausgang. Erleichterung durchflutete mich,  als ich aufstand und ihr folgte. Vielleicht war ich ja doch nicht so alleine, wie ich gedacht hatte.