Die Stimmung war ehrlich gesagt bescheiden... während der Busfahrt, am Flughafen und natürlich auch auf dem Rückflug. Mich beschlich aber dabei eher das Gefühl, dass seine Mitspieler sauer auf Manu wären und auf meiner Seite standen. Ok, ich weiß, ich hatte auch nicht sehr nette Sachen zu ihm gesagt, aber was er mir danach noch vorgeworfen hatte, war auch nicht nett gewesen... Im Flugzeug suchte ich mir einen Platz ganz weit entfernt von Manu aus, Thomas erbarmte sich und gesellte sich zu mir. Tatsächlich gelang es ihm mit seinen lustigen Geschichten, dass ich ein-, zweimal grinsen musste. Doch als ich nach einem Toilettengang an Manus Platz vorbeigehen musste, der mich intensiv musterte, war mir die Lust auf lustige Storys vergangen und ich steckte meine Kopfhörer ein, um meine Lieblingsplaylist abzuspielen und für den Rest des Flugs mein Umfeld so gut es ging auszublenden.
Da ich keinen Fuß mehr in Manus Zuhause setzen würde, fuhr ich mit den Physios und noch ein paar anderen direkt zurück an die Säbener Straße. Eigentlich hatten Paul und Max den Rest des Tages frei, doch trotzdem fragte Max mich, ob wir noch schnell eine kleine Physioeinheit einschieben wollten. Ich hatte erstmal nichts mehr geplant heute, deshalb stimmte ich zu und so kickten wir noch eine Weile auf dem Rasen ein paar Bälle. Mit der Hilfe der beiden konnte ich den Ball dann auch bald übers ganze Feld spielen und ein paar halbwegs gute Flanken schlagen. "Du bist ein echtes Naturtalent!" Max klatschte uns ab und mir freudig auf die Schulter. "Das klappt doch schon wunderbar. Wie geht es denn deinem Knie dabei?" "Gut. Es zieht ein wenig, aber tut nicht weh." "Sehr gut. Dann machen wir doch das nächste Mal genau da weiter. Jetzt würde ich dann aber doch nach Hause fahren. Bis morgen!" Ich verabschiedete mich von ihm und kickte selbst noch ein wenig vor mich hin.
Zehn Minuten später sah ich, wie sich die Tür zum Bürotrakt öffnete und Gwen und Violet herauskamen und auch die beiden entdeckten mich sogleich. Schnell liefen wir aufeinander zu und ohne nachzufragen erkannten sie, dass ich eine Umarmung dringend nötig hatte. "Was ist passiert?" "Sie haben ein sehr wichtiges Halbfinale verloren..." Violet winkte ab. "Du weißt genau, dass wir ganz genau wissen, dass da noch was anderes passiert ist... Warum bist du eigentlich nicht bei Manu?" Dass sie damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat, realisierte sie erst, als mir Tränen über die Wange liefen. "Ach Süße, komm mal her..." Und wieder lag ich in ihren Armen und weinte mir wegen dem Volltrottel von Manuel die Augen aus... "Oh man, ich wünschte, ich könnte länger bleiben oder dass ich dich zu mir nach Hause mit Eiscreme nehmen könnte, aber ich hab leider einen Termin beim Zahnarzt...", stöhnte Gwen und auch Vio wirkte bedrückt. "Obwohl ich dich jetzt ungern allein lassen will... Ich hab meinem Onkel versprochen, auf meine zwei Neffen aufzupassen, er hat heute noch ein sehr wichtiges Geschäftsessen." Ich schüttelte den Kopf. "Das ist doch kein Problem. Ich komme schon klar, wirklich!" Die beiden versicherten mir, dass sie sich nachher noch einmal melden wollten und dann verabschiedeten auch wir uns. Ich trottete gerade in Richtung Jugendhaus, um mich in meinem Zimmer zu verkriechen, eine Packung Gummibärchen und Schokolade in mich reinzustopfen und einen Serienmarathon hinzulegen, als ich meinen Namen hörte. Als ich mich zu der Stimme umwandte, stand auf einmal Thomas vor mir."Was machst du denn hier?", fragte er mich doch allen Ernstes. "Ich wohne hier, remember?" Zusätzlich deutete ich auf mein Fenster im dritten Stock. Er verdrehte die Augen im Stil "Verarsch mich nicht, das weiß ich doch", grinste aber trotzdem. "Und was machst du hier?", fragte ich zurück. "Ich hatte etwas in der Umkleidekabine vergessen. Und jetzt würde ich wieder nach Hause fahren, aber eigentlich würde ich dich ungern alleine lassen..." "Warum denken alle, dass ich nicht alleine klarkomme?" Etwas enttäuscht vom Vertrauen meiner Freunde in mich war ich dann doch. "Natürlich würdest du alleine klarkommen, aber gestern erst hat Manu mit dir Schluss gemacht..." Ok, autsch, das saß! So hatte ich das noch gar nicht betrachtet, aber er hatte Recht. Die Beziehung von Manu und mir war vorbei - so simpel war das! Trotzdem musste ich bei dem Gedanken erstmal schlucken. "Oder eher hast du mit ihm Schluss gemacht, was ich auch total supporte. Das was er dir da an den Kopf geschmissen hat, geht gar nicht!" Ich nickte dankend. "Weißt du was? Warum kommst du nicht mit zu uns? Lisa hat gekocht... Wahrscheinlich mal wieder viel zu viel..." Ich seufzte. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mich alleine in meinem Zimmer zu bemitleiden. Lisa war super lieb, wir hatten uns von Anfang an gut verstanden und ich hatte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Dass sie auch noch gekocht hatte, machte das Angebot umso verlockender! Also nickte ich. "Alles klar, bin dabei. Aber lass mich noch schnell umziehen und ein paar Sachen mitnehmen!" Ich konnte mir schon denken, dass Thommi sich irgendwas ausdenkt, dass ich länger bliebe und am Ende bei ihnen übernachten müsste. Also schmiss ich einen Schlafanzug und meine Hygieneartikel in meinen Rucksack und zog mir selber nur einen gemütlichen Jogginganzug an, bevor ich - trotz meines Streits mit Manu gestern - mit Vorfreude zu Thomas ins Auto stieg und wir Richtung Pähl fuhren. Lisa, Thommi und ich - dieser Abend würde lustig werden!
DU LIEST GERADE
Unser eigener Stern des Südens
FanfictionLeonie sitzt im Krankenhaus und realisiert, dass ihre Welt in Trümmern liegt. Sie würde wahrscheinlich nie wieder Handball spielen können. Doch das war ihre Lieblingssportart, ihr Ein und Alles, ihre Leidenschaft. Zur Erklärung: Ihr Knie war im Eim...