"Gaaaaaaanz viel Glück morgen und halt deinen Kasten bitte sauber!" Meinem Freund gab ich einen langen Abschiedskuss und Thommi einen Schmatzer auf die Wange. Den anderen winkte ich motivierend zu und gesellte mich dann zu Jennifer, die das Billardspiel zwischen Mats und Christian wie ein Kommentator aus dem Fernsehen moderierte. Drei Stöße später hatte Letzterer gewonnen und wandte sich dann an mich. "Komm mal mit! Wir haben ein paar Physiostunden für dich freischaufeln können!" Wieder folgte ich ihm, doch diesmal fuhren wir ins erste Obergeschoss. In seinem Zimmer hielt er mir einen Zettel unter die Nase, der einem Stundenplan ähnelte. "Wir haben dich jetzt mal so eingeplant, aber es kann immer sein, dass wir uns davor um Spontanverletzte kümmern müssen. Dann würden deine Stunden dementsprechend nach hinten rutschen..." "Das ist kein Problem. Die Jungs sind schließlich wichtiger!" Auch Christian nickte ernst. "Wir werden nun etwas anders vorgehen als bisher, aber das Endergebnis ist hoffentlich das Gleiche: ein komplett gesundes Knie. Wie hört sich das an?" Ich schnaubte. "Hab ich eine andere Wahl?" Christian schüttelte den Kopf und ich nickte. "Wann fangen wir an?" "Komm doch um 17 Uhr wieder in den Keller." Ich schlug ein und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer, um ein kleines Nickerchen einzulegen. Die letzte Nacht war wohl doch etwas zu kurz gewesen! (*grins und zwinker*) Ich bog um die Ecke und plötzlich tauchte Mats wie aus dem Nichts neben mir auf. "Hi!", begrüßte ich ihn überrumpelt. Er nickte mir ebenfalls zu und ging so nah neben mir, dass unsere Arme sich berührten. Verwirrt warf ich ihm einen Seitenblick zu und war dann doch irgendwie froh, als ich vor meiner Zimmertür ankam, denn es hatte sich ein beklemmendes Gefühl in mir breitgemacht.
Wie ausgemacht stand ich pünktlich um 17 Uhr vor dem kleinen umfunktionierten Physioraum und wartete. Zwei Minuten später ging die Tür auf und Christian kam heraus. "Hi Leo. Geh doch schon mal rein. Du kannst dich schon mal auf die Liege setzen, ich hol nur noch schnell Mats' Röntgenbilder." Dieser band gerade seine Schnürsenkel. Irgendwie war mir etwas unwohl bei dem Gedanken schon, dass ich mit ihm allein in einem kleinen Raum sein würde - wenn auch nur kurz, aber ich konnte ja schlecht wie dumm hier draußen warten. Ich zog meine Schuhe aus und wollte mich auf die Liege setzen, als Mats seine Hände auf meine legte und mich so an meinem Vorhaben hinderte. Ich blickte auf, wo er mir tief in die Augen zu sehen schien, doch bevor er etwas sagen konnte, hörten wir Christian zurückkommen. Ich zog meine Hände weg, drehte mich um und atmete erstmal unauffällig tief ein und aus. Was zum Teufel war hier bitte los? "Hier sind deine Bilder, Mats. Das sieht gut aus! So, wollen wir anfangen, Leonie?" Mit einem aufgesetzten Lächeln drehte ich mich wieder um und meinte fröhlich: "Klar!" Das Abendessen ließ ich mir unter dem Vorwand, dass es mir nicht gut ginge, aufs Zimmer bringen und auch meinen Schwestern gaukelte ich Übelkeit vor. Der eigentliche Grund war aber Mats. Warum verhielt er sich so? Bei meinen etlichen Überlegungen war ich nur auf ein logisches Ergebnis gekommen. War er etwa in mich verknallt? Weil wenn ja, dann hatte ich ein Problem. Und zwar ein gewaltiges!
Auch den nächsten Tag verbrachte ich die meiste Zeit im Bett. Nur so lang es ging natürlich, denn am Nachmittag stürmte Jess herein und meinte, dass ich ein wenig Wellness gebrauchen könnte. Gesagt, getan! Und schon zehn Minuten später schwitzten wir in der Sauna. Zum Schluss gönnten wir uns eine Massage. Währenddessen klingelte das Handy meiner Masseurin und sie sah mich sofort entschuldigend an. "Es tut mir leid. Aber ich muss da rangehen. Meine Tochter ist krank und mein Mann kennt sich nicht ganz mit den Medikamenten aus..." Ich nickte verständnisvoll. "Gehen Sie ruhig ran! Ich lauf ganz sicher nicht weg." Mit dem Telefon in der Hand verließ sie den Raum. Ich dagegen blieb liegen, schloss die Augen und genoss die Ruhe. Eine Weile später betrat wieder jemand das Zimmer. Ich dachte, meine Masseurin sei wieder da, doch die Hände, die mich nun massierten, waren definitiv Männerhände! "Sind Sie für Ihre Kollegin eingesprungen?" Doch er schwieg und zur Antwort bekam ich ein 'Ssshhh'. War ja auch egal, es war trotzdem sehr entspannend. Circa 10 Minuten später ging die Tür erneut auf und nun kam meine Masseurin tatsächlich wieder. "Oh, Herr Hummels! Vielen Dank, dass Sie übernommen haben!" Halt stop! Wie bitte? Bei ihren Worten setzte mein Herz einen Schlag aus und ich begann schneller zu atmen. "Kein Problem! Ich hoffe, ihr hats gefallen!" Seine Stimme klang sehr liebevoll. "Da bin ich mir sicher. Dann kann ich ja jetzt weitermachen!" Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, fuhr ich geschockt von der Liege hoch. Das Speigefühl spielte ich nun ganz sicher nicht mehr vor. "Tut mir leid. Aber ich hab vergessen, dass... ich... noch... erledigen... Tut mir Leid und... Danke!" Und schon war ich auch draußen. Ich lehnte mich an die kühle Wand und atmete tief durch. Ich versuchte mich zu beruhigen, aber das ging schlecht, wenn ich daran dachte, dass Mats mich gerade massiert hatte! Und ich Trottel hatte es nicht gemerkt! Ich hatte es sogar noch genossen... Was würde Manu...? Stopp, wie sagt man: Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß! Ich musste Mats bitten, Manu nichts davon zu erzählen, aber eigentlich wollte ich Mats keinen Meter mehr zu nahe kommen. Nun gut, das ließ sich jetzt nicht ändern. Das musste ich nun durchziehen und zwar noch bevor die Mannschaft morgen zurückkommen würde!
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Unser eigener Stern des Südens
FanfictionLeonie sitzt im Krankenhaus und realisiert, dass ihre Welt in Trümmern liegt. Sie würde wahrscheinlich nie wieder Handball spielen können. Doch das war ihre Lieblingssportart, ihr Ein und Alles, ihre Leidenschaft. Zur Erklärung: Ihr Knie war im Eim...