Just-White = alles im Reinen?

1.1K 20 0
                                    

Leos POV:

Gedankenverloren zog ich den Reißverschluss an der Seite des weißen Spitzenkleids zu, das ich erst vor drei Tagen beim Shoppingtrip mit Annie gekauft hatte. Manu hatte es so gut gefallen und unbedingt darauf bestanden, dass ich es mitnahm, dass mir fast nichts anderes übrig geblieben war. Wenn ich so darüber nachdachte, wollte er es schon fast ein wenig zu doll. Sonst spielte er bei meinen Shoppingtrips immer das Opfer und hatte keine Meinung zu meinen Errungenschaften. 
Und dass alle meine Schwestern zur gleichen Zeit wie ich hier in Monopoli Urlaub machten, war schon fast ein zu großer Zufall. Ich meine, ja, sie hatten alle gute Gründe, warum sie tatsächlich hier waren, aber überrascht, dass die anderen auch jeweils da waren, schienen sie nicht. Und irgendwie hatte alles sich auch nach einer großen Ausrede angehört... 
Heute waren wir tatsächlich faul geblieben, hatten nichts gemacht - wirklich gar nichts. Am Pool gelegen und die Sonne genossen, einen kurzen Abstecher ins Meer, das wars. Keiner Menschenseele waren wir begegnet und auch diese Tatsache fand ich merkwürdig. Klar, die Mitarbeiter im Hotel waren wie immer sehr fürsorglich und erfüllten uns jeden Wunsch, doch auch in den Gängen zu den Zimmern oder im Restaurant war uns kein anderer Gast über den Weg gelaufen.
Ich stöhnte auf und kam zu einem Entschluss: hier war definitiv irgendwas im Busch. 

Manu wollte mich heute exklusiv zum Dinner ausführen, da wir Jess und Brian zum Babysitten überreden konnten. Bessere Sitter hätten wir uns ja nicht vorstellen können. Als ich dann schließlich nur noch in meine Pumps schlüpfen musste und fertig war, schlüpfte Manu gerade erstmal in seine weiße Jeans. Fragend zog ich die Augenbrauen hoch, meinte dann aber frech: "Wehe, da ist nachher ein Tomaten- oder Schokoladenfleck drauf..." Zuerst blickte er mich verwirrt an, doch dann lachte auch er. Gerade wollte er etwas erwidern, als es an der Zimmertür klopfte. "Das muss dann wohl meine liebe Schwester sein", murmelte ich. Auf dem Weg quer durchs Vorderzimmer meinte ich Manu ein "Na, wenn du wüsstest" murmeln zu hören, doch ich könnte es mir auch eingebildet haben. Als ich dann die Tür öffnete, staunte ich nicht schlecht: alle meine Schwestern standen davor. "Ääähhmmm", meinte ich etwas unelegant. Was zum Teufel? Da ich mit ziemlich verwirrtem und überrumpelten Gesicht da stehen musste, fragte Jen: Was ist? Bist du fertig?" "Mmh", murmelte ich nur, brachte aber dann noch heraus: "Sag bloß, es braucht neuerdings vier Leute, um unsere zwei Babys zu sitten... Und was habt ihr da überhaupt an? Weiß, gehts noch? Babys sabbern, das gibt Flecken und geht so schnell nicht mehr raus, vor allem nicht aus deinem Seidenkleid... Habt ihr untereinander einen Dresscode ausgemacht, oder was?" Bevor eine meiner Schwestern den Mund aufmachen konnte, ertönte die Stimme meiner besten Freundin: "Sag bloß zu Just-White-Partys trägt man doch kein weiß..." Und dann stand auch Gwen vor mir, in einem - hach, was ein Zufall - weißen Leinenkleid. Wenn es denn möglich war, wurde ich von Minute zu Minute verwirrter. "Ihr geht auf eine Just-White-Party? Auf welche bitte? Die werden doch nur vor Hochzeiten gefeiert?!" Jennifer schien so langsam zu verstehen, dass wir anscheinend alle aneinander vorbei redeten. "Halt, halt, halt! Was meintest du mit Babysitten?", fragte sie dann an mich gewandt. Verständnislos zuckte ich mit den Schultern: "Naja, Manu und ich gehen doch jetzt essen..." Jetzt waren meine Mädels so überrumpelt, dass sie erstmal kein Wort rausbrachten. Annie war die Erste, die die Stille mit einem überraschten "Wow!" unterbrach. Auch Lena schüttelte verwundert den Kopf und Gwen kicherte. "Ach du Scheiße!", meinte Jen und Jess fragte: "Warum heiratest du den Kerl eigentlich?" Ich verstand die Welt nicht mehr. Was war denn daran so verwunderlich? Jen vergewisserte sich noch einmal: "Er hat dir echt gesagt, ihr geht zum Essen?" Wieder nickte ich. Annie kam aus dem Staunen nicht mehr raus und Lena meinte anerkennend: "Also eins muss man ihm lassen. Unser Schwager hat schon echt geile Ideen!" Was hatte Manu jetzt mit der ganzen Sache zu tun? Jess erkannte, dass ich immer noch nicht so ganz auf der Höhe war. Sie nahm meine Hände in ihre und meinte dann ganz eindringlich: "Schätzchen, hast du dir grad selber zugehört?" "Ja, Manu und ich gehen jetzt..." Vehement unterbrach sie mich: "Nein, davor." Fieberhaft ging ich die Unterhaltung noch einmal in meinem Kopf durch, als ich meinen Bruder mit Lisa und danach Basti mit Ana aus einer Zimmertür treten sah. Wohlgemerkt trugen alle weiß... Und dann plötzlich fiel der Groschen. "Hoch... Hochzeit?! MANUEL PETER NEUER!!!  Jetzt reicht es eindeutig mit Überraschungen!"

Unser eigener Stern des SüdensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt