Kapitel 11

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Fassungslos sah ich ihm hinterher. Ich konnte es nicht glauben! Ich wusste es war keine gute Idee, dass er herkommt. Ich wusste es einfach. Frustriert drehte ich mich auf den Bauch und schrie ins Kissen. Das hatte echt super geklappt mit dem 'ich zeige allen die kalte Schulter und besitze plötzlich keine Gefühle mehr'. Mühsam kämpfte ich mit den Tränen. Was hatte ich nur getan? Ich drehte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Louis musste mich hassen. Nein, was redete ich da? Er musste mich verabscheuen. Ich schluchzte auf und nun liefen mir doch wieder Tränen über die Wangen. Ich drehte mich wieder auf den Bauch und weinte in das Kissen. Ich weiß nicht, wie lange ich so da lag und einfach nur weinte. Ich weinte wegen meinem Vater und ich weinte wegen Louis. Ich weinte wegen Ashton. Aber ich weinte auch wegen Harry, Liam, Zayn und auch wegen Niall. Ich war so ein schlechter Mensch. Ich hatte keine Ahnung wie mein Vater es überhaupt so lange mit mir ausgehalten hat. Wie konnte ich nur so grausam sein? Diese und viele Fragen mehr stellten sich mir. Doch nichtmal auf eine fand ich eine Antwort. Irgendwann wurde es dunkel. Ich nahm alles nur noch wie durch einen Schleier war. Ärzte betraten mein Zimmer, um Geräte abzustellen. Samira brachte mir Essen, doch ich rührte nichts an. Ich lag einfach nur dort und tat nichts außer weinen. Sie sprachen mit mir, aber ich hörte ihnen nicht zu. Ich blendete einfach alles um mich herum aus. 

Ich dachte viel nach, als ich dort so lag, bis sich irgendwann ein kleiner Gedanke in meinem Kopf festsetzte. Es war so ein simpler Gedanke, nur ein Wort. Doch er ließ mich nicht mehr los. Lange dachte ich darüber nach und je länger ich darüber nachdachte, desto verlockender schien es. Dieser einfache Gedanke war Tod. Es würde alles so viel leichter machen. Einfach nichts mehr fühlen. Gar nichts mehr. Ich war so nah an der Schwelle des Todes gewesen, doch ich war ihm entkommen. Aber vielleicht sollte ich gar nicht wieder aufwachen. Vielleicht war es geplant, dass ich sterbe. Vielleicht war die Zeit für mich gekommen. Vielleicht... Ich schloss die Augen und atmete tief ein. Nur schwarz. Würde es genauso sein? Wenn ich tot war? Oder gab es Himmel & Hölle? Ich wusste es nicht, aber eine Sache wusste ich sicher. Alles war besser als das hier. Alles war besser, als diese Schmerzen, diese Ungewissheit und diese Schuldgefühle. Denn dies, war die Hölle auf Erden. Langsam öffnete ich die Augen wieder. Viellicht würde es auch einfach sein wie schlafen. Ich würde alles dafür geben einzuschlafen, und einfach nie wieder aufzuwachen. Niemand würde mich vermissen. Niemand würde um mich weinen. Und warum auch? Ich war es nicht wert. Ich hatte genug Leuten weh getan. Meine Zeit zu gehen war gekommen. Ich schob meine Decke zurück und stand auf. Lautlos ging ich zu dem Fenster. Ich schob es hoch und schwang ein Bein heraus. Das zweite folgte. Der Wind blies durch meine Haare, als ich mich weiter heraus rutschen ließ. Unter mir fuhren Autos. Ich hörte leise ihre Motoren brummen. Für sie würde es sicher ein Schock sein, wenn vor ihnen ein Mädchen aufprallen würde. Wenn ich jetzt sprang wäre ich tot. Nie wieder würde ich all diese Leute sehen. Sie könnten mich vergessen und endlich glücklich werden. Ohne mich. Ich ließ meine Beine baumeln und fing an leise eine traurige Musik zu summen. (An der Seite)

Ich ließ mein ganzes Leben noch einmal vor meinen Augen ablaufen. Die vielen glücklichen Momente mit Louis. Der Anruf. Mein Zusammenbruch. Ashton. Der Streit. Sagten sie nicht immer, das würde kurz vor dem Tod passieren? Wieder schaute ich runter auf die Straße und überlegte, wie es wäre einfach nur so durch die Luft zu segeln. Und dann käme der Aufprall, der Schmerz wäre einfach so weg. Für einen Moment würde ich wie ein Engel sein. Aber wenn ich dann schließlich aufprallen würde, dann wäre ich frei. Für immer. Keine Tränen mehr. Keinen Schmerz. Nichts. Einfach nur Leere. Es wäre so leicht, mich einfach fallen zu lassen, einfach loszulassen. Langsam rutschte ich noch weiter an die Kante. Ich ließ den Fensterrahmen los und streckte mein Arme aus. Unter mir ertönte ein lautes Hupen. Die Menschen waren so ungeduldig. Dabei hatten sie doch so viel Zeit. Langsam ließ ich meine Arme wieder sinken und schloss meine Augen. Vielleicht ja das letzte Mal? Ich schaltete meine Umgebung aus. Ich hörte nichts mehr. Ich sah nichts mehr. Ich roch nichts mehr. Ich schmeckte nichts mehr. Und ich fühlte nichts mehr. Gar nichts mehr. Da war nur noch dieser eine Gedanke in meinem Kopf. Und er würde mein letzter sein. Ich sah nicht mehr zurück. Der Wind wehte immer stärker um mich. Und dann drückte ich mich ab. 

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