4. Die soziale Norm, Leute mit Kosenamen zu rufen, ist mir unbegreiflich
„Bist du fett geworden?"
Das war das Erste, was Quentin zu mir sagte sobald seine Augen auf mir lagen. Ich hielt meinen Atem an, mein Blick wanderte ängstlich nach unten zu dem, was tatsächlich unter der Decke passierte. Die große Wölbung hatte sicher nichts mit meinem schwankenden Gewicht zu tun, sondern mit der Tatsache, dass dort zwei Personen unter der Decke waren.
Natürlich würde ich dick aussehen ... und sehr wahrscheinlich als würde ich noch dazu unter einer Verstopfung leiden. Wie könnte ich es nicht? Ryder Black befand sich in einer extrem unmittelbaren Nähe zu mir. Ich konnte sogar den Umriss seiner Schulter spüren, und einer meiner Füße war zwischen seinen während er seinen Körper zu einer Embryonalstellung zusammenrollte.
Das war das Nähste, was ich dem Tod gekommen war, das schwöre ich.
Ich weitete meinen Augen so weit wie ich es zustande bringen konnte, hoffend, dass Quentin kapieren würde, dass da etwas faules vor sich geht. Leider war mein Bruder alles andere als aufmerksam, außer wenn es seine Visage betraf, und er übersah mein Signal vollkommen.
Stattdessen zeigte mir mein lieber Zwillingsbruder all seine Zähne. „Hey, Ap, habe ich etwas zwischen den Zähnen? Ich werde ein kurzes Treffen mit Kayla in circa fünf Minuten haben."
Ich nahm seinen Mund in Augenschein und bemerkte, dass dort ein klitzekleines bisschen grün zwischen seinen Schneidezähnen hervorschaute, aber da ich fürchtete, dass ich schreien würde wenn ich anfänge zu sprechen, schüttelte ich bloß meinen Kopf verneinend. Ich war mir sicher, dass es Kayla – die schöne, wenn auch eine bisschen langsame Cheerleaderin – das kleine bisschen grün nichts ausmachen würde. Ich wusste, dass sie praktisch sabberte wann immer sie in der Nähe meines Bruders war.
„Cool. Also, was ist los mit dir? Es ist nicht einmal die erste Stunde und die Krankenschwester sagte, dass du ohnmächtig wurdest?"
Ryder's Hand verfestigte sich plötzlich um den Saum meines Hemdes und ich schnappte vor Schock nach Luft.
„Ich ...." Ich dachte darüber nach, die Wahrheit zu sagen: Dass Ryder Black auf mich zugekommen war um mit mir zu reden, aber schließlich war meine Furcht vor Ryder Black so überwältigend, dass ich begann im Yoda-Modus mit ihm zu reden. Außerdem hatte er mich fast zu dem Abstellraum des Hausmeisters gebracht. Und dann, da ich nicht darauf vorbereitet war irgendwas in diesem bestimmten Ort zu machen, übernahm mein Selbstverteidigungsmechanismus die Macht und mein Gehirn wurde zeitweise abgeschaltet.
Andererseits wollte ich nicht erleben, wie Ryder und mein Bruder einen weiteren Kampf begannen. Es passierte bereits vor zwei Jahren, und es endete nicht schön. Mein Bruder war nicht so ein starker Kämpfer wie Ryder, aber er hatte die gesamten kräftigen Sportler hinter sich, und als Ryder gewann, tobten sie sich alle an ihm aus.
Ich glaubte ich hatte ungefähr drei Zähne auf dem Boden verstreut gesehen nachdem der Lehrer den Kampf abgebrochen hatte. Ich hatte ebenfalls etwas gesehen, das verdächtig nach einem Stück Fleisch aussah.
(Später wurde aufgedeckt, dass auch wenn es Fleisch war, es kein Menschenfleisch war, denn es hatte sich herausgestellt, dass einer der Sportler sich übergeben hatte während des Kampfes. Es war tatsächlich bloß Huhn.)
Und deshalb wagte ich den Schritt und begann zu lügen.
„Nun, es war weil ... Ich war niedergeschmettert ...", sagte ich, sehr langsam.
Quentin nickte so langsam wie die Wörter sich von meinem Mund davonstahlen. „Und warum war das so?"
„Weil ..." Mein Gehirn raste heftig und es half nicht, dass Ryder sich noch fester unter der Decke an meinem Hemd festhielt. Genau genommen hielt er sich zu fest, sodass seine Knöchel für ungefähr 0,0002 Millisekunden gegen meinen blanken Bauch streiften. Spannung flog heftig und es war ein wahres Wunder, dass mich meine Stimme nicht verlassen hatte. „Da heute Weizentag ist, aber Mom hatte in meine Milch Erdbeere statt Knuspermüsli getan."
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The Quirky Tale of April Hale
Novela JuvenilDie selbst ernannte verrückte April Hale und der berüchtigte Unruhestifter Ryder Black leben seit mehr als zehn Jahren nebeneinander. Beide hatten nie versucht miteinander zu kommunizieren, aber in der Nacht als Ryder Black von seinem eigenen Vater...