Imagine für Inga

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Als der Wecker klingelt schleife ich mich aus dem Bett ins Bad und mache mich lustlos fertig. Meine braun-blonden Haare stecke ich mir hoch und schminke meine Augen dezent. Auf dem Schulweg stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und höre den ganzen Weg lang Broken Home, mein Lieblingslied. Schon beim ersten Schritt in den Schulhof weis ich, dass es wieder ein schrecklicher Tag wird. Langsam wird das Mobbing immer unerträglicher, also setze ich mein Pokerface auf und tue so als ob mir alles egal ist. Sofort fällt mir der Badboy Michael auf. Er Mobbt mich am meisten von den Leuten aus der Schule. „Na dickerchen. Ein wunder, dass du nicht schon wieder am fressen bist.", sagt er lachend und zwickt mir in den Bauch. Ich ignoriere seine Worte und gehe auf die Toilette. Ich habe zwar keine Modelfigur aber es gibt auch einige Leute in der Schule die um einiges dicker sind als ich. Nie habe ich ihnen was getan, aber immer hacken sie auf mir rum. Jeden Tag bekomme ich Sachen wie: Schlampe, Tussie, Seekuh, Walross, hässliche an den Kopf geworfen. Es ist so schwer nicht zu zeigen wie sehr es mich verletzt aber ich muss es tun um nicht schwach zu wirken. Dafür weine ich fast immer wenn niemand dabei ist. Der Gong ertönt und ich gehe ins Klassenzimmer, wo mir gleich Papierkügelchen an den Kopf geworfen werden. Ich mach sie gar nicht auf sondern werfe sie gleich weg. „Pass auf, dass der Stuhl nicht zusammen bricht, wenn du dich drauf setzt", lacht Mike. Gerade als ich mich setzen will, zieht er mir den Stuhl weg und ich falle auf den Boden. Die ganze Klasse beginnt mich auszulachen. Wütend funkle ich Mike an und setze mich wieder auf den Stuhl. In der Pause will ich so schnell wie möglich zur Toilette, dass ich meine ruhe habe, doch ich werde von jemand am Kragen gepackt und gegen die Wand geschubst. Zwei Freunde von Mike drücken mich gegen die Wand und bemalen mein Gesicht mit Edding. Endlich kann ich mich losreisen und gehe zur den Sanitäranlagen. Dort schließe ich mich in die Kabine ein und beginne lautlos zu weinen. Bis zum Unterrichtsschluss, muss ich mir die ganze Zeit die schlimmsten Beleidigungen anhören, bevor ich mich zuhause ausweine. Zwei Monate verläuft alles wie immer. Früh mache ich mich lustlos fertig und gehe dann durch die Mobbinghölle in der Schule, bevor ich zu Hause weine.

Heute laufe ich wieder in die Schule, darauf eingestellt, dass es genauso ist wie immer, doch damit werde ich falsch liegen. Im Pausenhof wird mir ein klebriges Mittel über den Kopfgeschüttet, bevor mir jemand den Müll überschüttet. Ich drehe mich auf dem Absatz um und renne nach Hause, wo ich mich schnell umziehe und dusche. Als sich meine Eltern auch noch zu streiten beginnen renne ich in den Park und setze mich unter die alte Trauerweide. Da ich denke, dass ich alleine bin, beginne ich hemmungslos zu schluchzen und weine mir die Seele aus dem Leib. Als sich die Äste bewegen sehe ich auf und sehe Mike. „Willst du mich noch mehr fertig machen?", zische ich. „Nein.", sagt er und setzt sich neben mich. Wütend starre ich ihn an und drehe meinen Kopf weg. „Weinst du wegen uns?", fragt er und sieht mich fragend an. „Nein wegen dem sonnigen Wetter.", motze ich ihn an. „Ist ja gut.", sagt er. „Ist ja gut?!", fahre ich ihn an, „ihr zerstört Tag für Tag mein Leben. Jeden Tag etwas mehr. Weist du wie es ist, wenn man jeden Tag verletzt wird?! Jeden Tag fertig gemacht wird?! Jeden Tag zu spüren bekommt, dass man gehasst wird?! Nicht erwünscht ist?" „Inga bitte hör mir zu.", murmelt er. „Geb mir einen guten Grund!" „Ich werde dir alles erklären. Aber bitte hör mir zu." „Na gut.", grunze ich. „Also am Anfang wollte ich dich immer nur necken aber immer nicht böse gemeint. Naja ich wurde damals selbst gemobbt, bis ich die Schule wechselte. Ich denke ich wurde gehänselt, weil ich anders war. Ich stach immer aus der Masse heraus. Ich gehörte selbst nicht dazu und andere die mich nicht mobbten und sogar zu mir hielten wurden selbst gemobbt. Am Anfang habe ich bei dir nicht mit gemacht aber dann habe ich mich an damals erinnert und ich hatte Angst, selbst wieder gemobbt zu werden. Deshalb habe mit gemacht. Ich weis es war nicht richtig, aber ich sah keinen anderen Ausweg. Es tut mir wirklich leid Inga. Bitte verzeih mir. Ich weis, es wird nicht leicht, vielleicht kannst du es auch einfach nicht. Das wollte ich dir auf jeden Fall sagen.", sagt er und ich merke an seinem Tonfall, dass es ihm wirklich leid tut. Da ich auch schon echt lange auf Mike stehe beschließe ich ihm zu vergeben. „Okay aber nur wenn du mir Hoch und Heilig versprichst, dass du mich nie mehr im Leben mobbst." „Versprochen", sagt er und reicht mir seine Hand. Ich nehme sie an und er schüttelt sie. „Entschuldigung Inga." „Angenommen." Wir reden noch etwas mit einander, bevor wir jeweils nach Hause gehen. Die nächsten Tage mobbt er mich wirklich nicht mehr und hält immer zu mir. Wir kommen uns immer näher bis wir uns im Park unter der Weide treffen. Mike kommt ein paar Minuten nach mir an und lässt sich neben mich fallen. „Hi Mike.", lächle ich und sehe zu ihm. „Hi süße.", grinst er und beugt sich zu mir. „Was geht ab?", frage ich und drehe meinen Kopf zu ihm. Er beugt sich noch ein Stück mehr zu mir und küsst mich einfach. Lächelnd erwidere ich und lege meine Hand an seine Wange. „Ich liebe dich so sehr.", murmel ich. „Wirklich?", grinst er und seine Augen beginnen zu strahlen. „Ja schon sehr lange." „Ich liebe dich auch.", grinst er und küsst mich nochmal, was ich natürlich erwidere. Seit dem Tag sind wir ein glückliches Paar. 

5 SOS Preferences & Imagines <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt