9.

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Tratschend und lachend gingen wir zurück ins Hotel. Der Tag war zwar kaum zur Hälfte fort geschritten und dennoch war man müde und ausgelaugt. Nicht nur die Schwimmerei hatte einen fertig gemacht, sondern der aus dem Gleichgewicht gekommene Schlaf Rhythmus setzte einem zu. Gerade als wir in der Lobby ankamen und uns auf die großen Sessel setzen wollten, die für die Abfahrts- und Ankomm- bereiten Gästen da standen, stellte sich unsere Lehrerin mir in den Weg. In ihrer Hand hielt sie einen Reiseführer.
»Mariana, kommst du mal bitte kurz?«, fragte sie und ehe ich eine Antwort geben konnte, würde ich auch schon von ihr Vorwärts geschoben.
»Was ist denn los, Frau Gier?«
»Ach nichts schlimmes. Ich hatte mich nur gefragt, ob du, da du ja schon so lange hier deine Ferien verbringst, uns heut Abend eine kleine Tour durch den Ort geben könntest. Nur so, dass sich alle ein kleines Bild machen können und wissen, wo sie, in ihrer freien Zeit hingehen könnten.« Bittend sah sie mich an.
Resignierend nickte ich. Eigentlich hatte ich mich auf einen schönen ruhigen entspannten Abend gefreut und nicht auf einen, wo eine Scharr von Schülern mir trampelnd wie Walrösser durch ein Dorf folgten.

Nach dem kurzen Gespräch gingen wir in unsere Zimmer und ruhten uns aus. Eine Zeitlang war es sogar ziemlich ruhig, bis zwei Jungen anfingen zu diskutieren, und ein Baby, eine Etage unter mir anfing zu schreien. Seufzend drückte ich mir das weiche Kissen auf die Ohren und schlug frustriert mit den Füßen auf die Matratze. Annabeth und Hannah, an dem kleinen Tisch in unserem Zimmer, und spielten währenddessen Karten. Ich mochte Kartenspiele nicht. Es lag nicht nur daran, dass ich immer verlor, sondern schlicht und ergreifend sie einfach nicht begriff.
Augenverdrehend ging ich aus dem Zimmer, runter in den Garten und fand schnell die fünf Hängematten, die hier jeden Sommer aufgespannt wurden.
Zwei waren schon besetzt. Ein älterer Herr mit Bierbauch und krebsroten Sonnenbrand im Gesicht, schnarchte mit einer Technik Zeitung auf dem Bauch vor sich hin, währenddessen ein kleines Mädchen, höchstens im Alter von 9, unaufhörlich mit ihrem Fuß Schwung holte und man Angst bekam, dass die Hängematte eine ganze überdrehend machen würde.
Ich legte mich ein bisschen entfernt von den beiden, in eine blau grüne Hängematte und schlief kurz darauf in Ruhe ein.

»Da bist du ja«. Eine erleichtert klingende Stimme ließ mich aus dem Schlaf recken. Cam stand neben der Hängematte und blickte auf mich herab.
»Wo denn sonst«. Verschlafen stieg ich vorsichtig heraus und steckte mich einmal. Mein Rücken knackte kurz auf und sofort sank ich wieder in mich zusammen.
»Frau Gier sucht dich gerade. Es ist schon sieben und du bist nicht zum Abendessen erschienen«.
Sofort stellte ich mich aufrecht hin und eilte ins Haus hinein. An meinen Füßen klebte nasses Gras , was ich schnell am Fußabtreter abstreifte.
Vor dem Speisesaal hatten sich schon die beiden Klassen versammelt und bedrängten die beiden Lehrerinnen mit der Frage, wann es endlich los ginge. Wenn es ging, beeilte ich mich noch mehr, ohne zu rennen. Erleichtert aber auch vorwurfsvoll, schaute sie mir entgegen. Sobald ich da war ging es los.

Nach einem kurzen Marsch, kamen wir im Dorf an. Das hellorange Licht, was die Häuser anleuchtete, wurde von einigen verdreckten Fensterscheiben reflektiert und blendete einen in den Augen. Einige Straßenlaternen standen auf dem Bürgersteig und die Bruchsteine einer heruntergekommensten Scheune, verdeckten einen kurzen Teil dessen. Überall klebte Staub und das warme Lüftchen, was leicht durch die Zweige der einzelnen Bäume fegte, kühlte nicht. Schon bald, standen einigen der Mädchen, die sich darauf vorbereitet hatten, dass es kalt wird, der Schweiß auf der Stirn und kleine Flecken bildeten sich unter ihren Achseln, die immer größer wurden.

»Zu eurer rechten, sehr ihr den Bäcker«, ich deutete auf ein Gebäude aus Backsteinen, an dem ein altes Holzschild hing, auf dem in verwitterten Buchstaben "Amore mio ", stand. Lächelnd winkte ich der alten kleinen Frau zu, die gerade den Laden verschloss und in ihr Haus neben an verschwand. Kurz darauf leuchtete aus den Fenstern Licht auf.
Wir gingen einige Häuser weiter und kamen zu den Fischkuttern.
»Hier könnt ihr, wovon ich aber nicht glaube das ihr es tun werdet, frischem Fisch kaufen«, erzählte ich, entdeckte dann aber das Schild.
-Außer Betrieb- Betreten verboten.
»Oder doch nicht mehr«, fügte ich brüchig hinzu und machte, dass ich von dort weg kam. Der kleine Anlegehafen, blieb schnell hinter uns liegen, und der Teil des Dorfes wurde schöner. An den Fenstern hingen Blumenkästen, voll mit den unterschiedlichsten Sorten und die Farben wurden fröhlicher.
Verblichenes rot und gelb ließen die Häuser freundlich wirken.
»Wenn ihr dort hinten um die Ecke biegt, kommt ihr zu einem kleinen Supermarkt. In diesem gibt es aber nur das nötigstes, also keine Wände voller Kekse, höchstens ein kleiner Platz im Regal«, erklärte ich meinen Mitschülern, die unruhiger geworden sind.
»Und dort hinten, ist die Bushaltestelle. Mit einem Bus könnt ihr dann in die größeren Städte in der Nähe gelangen, und dort dann Partys Besuchen gehen. In die nächst größte Stadt fährt von hier immer ein Bus um 21 Uhr ab und kommt um 3 wieder . «

Jetzt hatte ich die Aufmerksamkeit von allen wieder und zufrieden ging ich weiter. Wir kamen an das Ende des Dorfes. Das Salz, was einem vorher in der Nase gebissen hatte, wurde geringer und man kam den Olivenplantagen näher. Auch diese zeigte ich ihnen allen kurz und schon bald darauf waren wir wieder zurück. Mein Magen knurrte laut, sodass sich einer der Besucher in der Lobby sich zu mir umdrehte. Alex gesellte sich zu mir und drückte mir ein Käsebrötchen in die Hand.
»Hab ich dir von Büfett mitgebracht«, murmelte er und verschwand nach oben. Lächelnd und mit klopfendem Herzen sah ich ihn nach.
Wie nett er doch eigentlich war.

Alphas KlassenfahrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt