11.

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Mittlerweile war es fünf Uhr Morgens. In dem Wissen, dass wir eh nicht mehr einschlafen konnten, begaben Alex und ich uns in die Küche, in der der Betrieb erst eine Halbe Stunde später begehen würde. Meine Oma hatte sich wie immer, wenn sie mit etwas fertig werden musste, runter an den Strand begeben und mein Onkel stürzte sich nur so auf die kleinen Sachen im Hotel die nur gemacht werden konnten, wenn keine Gäste da waren.
»Kakao oder Kaffee?«, fragte ich Alexander, der mit leerem Blick die kleine Tischplatte anstarrte, an der drei Stühle standen.
»Das was du nimmst«, sagte er und lächelte mir kurz zu, bevor er seine Hände in den Haaren vergrub und seine Stirn an das kalte Holz lehnte. Ich schenkte uns beiden Kakao in die Tassen und setzte mich ihm gegenüber. Vorsichtig nippte ich dran, um mich nicht zu verbrennen und wischte mir einmal über das Gesicht. Einzelne Haarsträhnen vielen mir vor die Augen,. Ich strich sie hinter mein Ohr , damit sie nicht in meinen Kakao gelangten.
Auch wenn es kein Kaffee war, machte es einen doch ein bisschen wacher.
»Danke«.
»Wofür, dass ich rausgegangen bin?",fragte Alex und schaute auf. Ich nickte und zog meine Nase hoch. Der Schnupfen lief unaufhörlich, sodass ich mir ein Stück von der Küchenrolle abriss und mich kurz schnäuzte. Der Schnupfen kam immer ein paar Minuten, nach dem weinen, oder wenn ich mich schlecht fühlte.
»Dafür nicht «, sagte er lächelnd, streckte seinen Arm über den Tisch und drückte kurz meine Hand.
»Doch. Ich hätte mich das nicht getraut, beziehungsweise, hab es mich auch nicht getraut. Weißt du was ich für eine Angst hatte?«, fragte ich und jetzt kamen die Tränen. Der letzte Satz, bezog sich nicht einmal nur auf mich, sondern auch auf Alex. In so kurzer Zeit, war er mir ans Herz gewachsen. Mate Sache hin oder her, dass was er getan hat, hat er nur für mich getan, was ihn in meinen Augen, nur in einem noch besseren Licht scheinen ließ.
»Die brauchst du nicht mehr haben. Ich bin doch da«, flüsterte er beruhigend und fing an meine Hand zu streicheln.
»Auch um dich, Dummkopf«, sagte ich und rang mich zu einem gequälten Lächeln durch.
»Um mich?« Erstaunt sah er mich an. Ich nickte und wischte eine einzelne Träne weg.
»Klar. Ich dachte ich hätte dich in den Tod geschickt. Ich dachte, dass der Verbrecher dich vielleicht mitbringen würde? Du kannst dir gar nicht vorstellen was für Tausend Tode ich in meinem Zimmer gestorben bin!«
Gerührt sah er mich an. Ich hätte nie gedacht, dass der Begriff gerührt mal auf einen Jungen passen würde, doch bei ihm traf es zu. Er stand auf und umarmte mich.
»Du weißt gar nicht wie viel mir deine Worte bedeuten«, flüsterte er und setzte sich dann wieder auf seinen Stuhl.
Eine Stille begann. Nicht unangenehm, und auch nicht ganz still. Es könnte im Hotel nie ganz still sein. Aber von der menschlichen Seite aus, begann eine Stille. Jeder arbeitete daran, dass eben gesagt und auch das Geschehen davor zu verdauen. Gedankenverloren rührte mein Gegenüber in seinem so langsam kalt werdenden Kakao, während ich den drei Blättern des riesigen Ventilators zuschaute, wie sie sich immer wieder im gleichen Tempo drehten. Erst als die Köchin in die Küche kam und uns raus scheuchte, merkte ich, wie schnell die Zeit doch vergangen war. Ohne Protest verließen wir sie. Selber, hatte ich dort auch schon mal einen Sommer ausgeholfen und es war echt ein Knochenjob. Da brauchte man nicht auch noch Leute die in der Gegend rum standen und nichts taten. Ich wollte nicht mehr in mein Zimmer. Ich hatte noch immer das Gefühl der Panik in mir, dass Gefühl, was ich vor kurzer Zeit, das erste mal erlebt hatte. Das erste mal richtig. Und ich konnte außer mit Alex, mit keinem darüber reden, da es ja geheim war.
Wirklich gut fand ich es nicht, dass meine Oma es den anderen vor enthielt. Es ging nicht eben nur immer ums Geschäft, sondern auch um die Sicherheit. Aber ich hatte auch schon länger das Gefühl, dass sie mir irgendwas verheimlichte. Seit dem Winter, in dem ich zu Weihnachten herkam.Die Stimmung war heiter aber nicht locker gewesen. Sie war anders. Nicht locker nicht angespannt, eher bedrohlich . Alex und ich legten uns in die Hängematten draußen und versuchten und zu entspannen.
Die Sonne war schon längst aufgegangen, hatte sogar schon leicht ihre Strahlen hervorkommen lassen, als der Verbrecher da war und stand als wir  wieder aufstanden , schräg am Himmel. Das Frühstück war schon aufgebaut worden und der Mann, der am Vortag sich bei ihrem Magengrummeln umgedreht hatte, lächelte ihr von einem kleineren Tisch in der Ecke zu. Freundlich nickte sie
und ging selber ans Büfett. Ihr Hunger vom Abend davor, war mal wieder gewachsen. Ihr Opa hatte immer gesagt Essen beruhigt. Ihr Opa hatte mit ihr viel erzählt. Das Hotel hatte ihn nie wirklich interessiert. Sein Leben, war das Meer. Deshalb stand auf seinem Grabstein auch, zu der See zurück gekehrt. Eine Tages, hatte man ihn am Steg gefunden, wo sein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Er hatte sich verabschiedet. Eigentlich nicht für ein Leben lang aber die Tatsache, dass er sich verabschiedet hatte, fand ich wesentlich erträglicher, als das er plötzlich weg gewesen wäre. Nachdem ich mir dem Teller voll mit Obst und Brötchen geladen hatte, setzte ich mich mit Alex an den Tisch von dem Mann, der mich begrüßt hatte. Vergnügt beobachtete er uns.
»Die folgende Unterhaltung wird lustig«, lächelte er und verwirrt sahen wir ihn an.
»Welche Unterhaltung?"
»Na die hier oder Unterhalten wir uns denn gerade nicht? «
»Ähm ich glaube schon«, erwiderte ich und bereute es schon mich an den Tisch des Mannes gesetzt zu haben.
»Du wirst darüber hinweg kommen.« Beruhigend sah er mich an. Er hatte gelbgrüne Augen.
»Worüber? Über die Unterhaltung«? Ich zog eine Augenbraue hoch. Ich überlegte wie ich auf die Schnelle mich mit Alex davon machen könnte.
»Darüber und über das was heute Nacht passiert ist.«
Alex knurrte leise.
»Wer sind sie?« fragte ich wütend und schaute auf meinen Teller.
»Groger Pruntors. Sensitive. «

Alphas KlassenfahrtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt