Mellantis

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Die Fee wälzte sich unruhig in ihrem Bett herum. Sie konnte bei dem Gedanken, dass Valtor gerade wieder einen unschuldigen Planeten beraubte, einfach nicht schlafen. Mellantis...irgendwoher kam ihr dieser Name bekannt vor. Sie schwang die Beine aus dem Bett und ging zu ihrem Schreibtisch. Dort lag ein Stapel Bücher, den sie nun gründlich durchsuchte. Endlich hatte sie es gefunden- ein Geschichtsbuch. Sie schlug Kapitel vier auf und las die Überschrift 'Mellantis - der Planet wo Milch und Honig fließen'. Bloom schmunzelte; dieses Sprichwort gab es auf der Erde auch nur eine Nummer kleiner. Bloom überflog die Seiten nach einem Anhaltspunkt was Valtor dort wollen könnte, bis sie bei einem Absatz hängen blieb. Die Schriftrolle des großen Khal. Ein uraltes Pergamentstück, auf dem die mächtigsten Zauberformeln des Planeten festgehalten worden waren. Bingo. In dem Buch stand, dass sie in einem Geheimgang unterhalb des Schlosses aufbewahrt wird. Mist, wie sollte sie da reinkommen? Verärgert las die Fee weiter. Die alten Vorfahren haben den Palast mit einem Zauber belegt, der es einem verbietet auch nur den kleinsten Funken Magie anzuwenden. Der Beschreibung lag ein Maßstabgetreuer Plan des Schlosses bei. Schon im Maßstab eins zu zweihundert war er noch riesig. Valtor würde bestimmt ein Weilchen brauchen um da rein und wieder raus zu kommen. 

'Sekunde, wenn dort keine Magie einsetzbar ist, wie hatte Valtor dann die Wachen aufgehalten? Ach, das ist im Moment doch egal - wichtig ist nur wie ich jetzt sofort nach Mellantis komme.', überlegte Bloom.

Sie seufzte. Sie würde sich Wohl oder Übel noch einmal teleportieren müssen. Sie hatte jetzt schon Angst vor dem Aufprall. Bloom legte das aufgeschlagene Buch vor sich auf den Tisch, sammelte ihre Magie und prägte sich das Bild des Schlossgartens ein. Wenn sie sich dorthin teleportieren konnte, dann würde sie ganz gemütlich warten können bis Valtor wieder aus dem Schloss kam und ihn dann angreifen. Eigentlich war sie nicht so jemand, der Leute hinterrücks angriff aber besondere Situationen erfordern eben besondere Maßnahmen. Kiko kam auf sie zugesprungen und sah sie mit fragenden Augen an.

"Keine Sorge, Kleiner, ich bin bald wieder da.", lächelte Bloom noch, ehe sie von den Füßen gerissen wurde.

Das nächste das Bloom hörte, war ein lauter Klatscher und danach spürte sie eisige Kälte. Keuchend und prustend tauchte Bloom aus dem kalten Wasser auf und schwamm an den Rand des Beckens. Zitternd sah sie sich um und bemerkte, dass sie in keinem Becken, sondern in einem Brunnen gelandet war. Sie setzte sich auf den Steinrand und blickte sich um. Der Brunnen war von einem Kiesweg umgeben und der wurde wiederum von wunderschönen Rosenbüschen gesäumt. Immer noch bibbernd sah Bloom wieder auf den Brunnen. Es war ein Wunder, dass es so ein tiefer Brunnen war, sonst wäre das übel ausgegangen. In der Mitte stand eine Skulptur, die als Wasserspeier diente. Es war eine Fee die ihre Arme ausgebreitet hatte und aus den Handflächen schoss das Wasser hervor. Sie sah aus wie eine Waldelfe nach irdischer Vorstellung. Langsam drehte Bloom sich um und suchte nach dem Schloss. Zum Glück lag es nicht weit von ihrem Standpunkt entfernt, sie musste wohl am Anfang des Gartens gelandet sein. Tropfend stieg sie vom Brunnenrand hinunter, wrang ihre Haare aus und rieb sich die Oberarme. Es war zum Glück nicht kalt, trotzdem hasste sie das Gefühl von Nässe. Naserümpfend machte sie sich auf den Weg zum Schloss, um auf Valtor zu warten. Tatsächlich brauchte sie keine zehn Minuten, bis sie den Schlosseingang sehen konnte. Sie setzte sich hinter einen niedrigen Strauch und wartete. Sie hatte den perfekten Späherplatz gefunden. Wenn Valtor wieder den Haupteingang nehmen würde, konnte er ihr nicht entgehen. Und so wie sie Valtor kannte, war er schon viel zu eingebildet, als dass er in Erwägung ziehen könnte, dass es vielleicht nicht schlau war durch den Haupteingang zu marschieren, wenn man die mächtigsten Zauberformeln des Planeten im Hosensack hatte. Bloom hatte keine fünf Minuten auf das Schloss gestarrt, da sah sie jemanden aus den Toren treten, geradewegs auf die Stiege zu. Er hatte es keinesfalls eilig, er stolzierte mit der größten Gelassenheit die Treppen hinunter, den Kopf wie immer hoch gehalten. Es war doch einfach nicht zu fassen. Er hatte gerade etwas gestohlen, ging aber als hätte er das größte Recht dazu - als wäre er der König. Blooms Augen verengten sich zu Schlitzen und sie ließ einen Feuerball in ihrer Hand erscheinen. Sie lief geduckt die Büsche entlang, immer näher an die Treppe heran, bis sie nur noch wenige Meter von Valtor trennten. Als sie sich endlich sicher sein konnte, dass ihre Attacke ihn auch garantiert treffen würde, feuerte sie. Die Flamme schoss auf den Magier zu, der immer noch seelenruhig die Treppe hinabstieg. Auf Blooms Lippen hatte sich schon ein siegessicheres Lächeln geschlichen, da drehte Valtor sich in der letzten Sekunde um, fing den Feuerball in seiner rechten Hand ab und zerquetschte ihn zu Staub. Erschrocken keuchte Bloom auf und als er auf sie zugeschritten kam, duckte sie sich tiefer hinter den Busch. Er sprang die Treppe hinunter und kam zu dem Strauch hinter dem sie kauerte und zerrte sie an der Kehle hoch. Röchelnd versuchte das Mädchen sich aus seinem Griff zu befreien und klammerte sich mit ihren Händen um seine Hand und versuchte sie wegzudrücken. Er lockerte seinen Griff etwas, machte aber keine Anstalten sie loszulassen.

Night has fallen ~Pausiert~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt