Night has fallen ~Pausiert~

Valtors Geschichte

"Also, hier bin ich."

Roxy blinzelte von ihrem Block auf und sah Bloom vor sich stehen. Es war zwei vor zwölf und ihre Schicht begann um Punkt zwölf.

"Zwei Minuten vor der Zeit.", meinte Roxy, woraufhin Bloom grinste.

"Schleimer."

"Hey! Ich brauche Ablenkung und du hast ja keine Ahnung wie sehr ich mich freue hier zu arbeiten.", verteidigte sich Bloom.

"Na, wenn das so ist, dann kannst du deinem ersten Gast gleich seine Bestellung bringen.", antwortete Roxy und hielt Bloom ein Tablett hin. Darauf stand nur ein Glas mit brauner Flüssigkeit und einer Scotchflasche. Bloom zog eine Augenbraue hoch.

"Ist es nicht ein bisschen früh für Alkohol?"

Roxy lachte auf.

"Das ist sein Standardmenü. Zusammen mit Wodka."

Bloom zog die Nase kraus.

"Du gibst mir gleich die harten Fälle, das ist nicht fair.", meinte sie kopfschüttelnd.

Roxys Mundwinkel kräuselten sich vor Belustigung.

"Er gibt gutes Trinkgeld."

"Toll.", seufzte Bloom.

Sie nahm das Tablett und wollte schon gehen, da hielt sie nochmals inne.

"Äh..wo sitzt er denn?"

"Hinten, wo es zum Außenbereich geht."

"Und wie sieht er aus?"

"Du wirst ihn erkennen. Außerdem ist er der einzige."

Bloom seufzte und straffte ihre Schultern. Tja, auf geht's. Wenn man gegen Hexen und Monster gekämpft hat, wird man kellnern wohl auch hinbekommen, oder? Trotzdem hielt sie das Tablett sicherheitshalber mit beiden Händen und achtete mehr auf den Boden als auf ihre Umgebung. Schließlich war sie beim Außenbereich angelangt und sah sich nach einem besetzten Tisch um. Und tatsächlich, der äußerste war besetzt. Der Kunde hatte sein Gesicht hinter einem Buch versteckt und hatte sie nicht gesehen. Vorsichtig ging Bloom auf ihn zu und räusperte sich nervös.

"Hier ist Ihre Bestell-"

Der Gast neigte sein Buch nach vorn und Bloom ließ vor Schreck das Tablett mitsamt Gläsern fallen. Valtor starrte sie nicht minder geschockt an und auch ihm war das Buch aus der Hand gefallen und mit einem leisen ‚hmpf' am Tisch gelandet. Für ein paar Sekunden fühlte Bloom alles gleichzeitig. Sehnsucht, Trauer, Wut, Enttäuschung. Doch dann waren diese Sekunden vorbei und sie fühlte wortwörtlich nichts. Sie presste ihre Kieferknochen aufeinander, drehte sich um und ging. Jedoch kam sie keine fünf Schritte, bevor sie von hinten am Oberarm gepackt wurde. Bloom wollte sich zischend losreißen, doch das führte nur dazu, dass er einen Arm um ihre Vorderseite legte und ihre Handgelenke mit der zweiten festhielt. Bloom strampelte noch ein wenig, sah dann aber bald ein, dass es sinnlos war und gab auf. Sie ließ sich schweratmend in seinen Griff fallen, worauf Valtor ihre Handgelenke los ließ, sie aber immer noch festhielt.

"Lass mich endlich los.", sagte Bloom nach einer Weile.

"Nein.", war die simple Antwort.

"Wie bitte?"

Valtor seufzte und drehte sie zu sich um. Blooms Augen weiteten sich eine Spur, als sie ihn genauer betrachtete. Das war ihr vorhin nicht so aufgefallen, aber er sah gar nicht mehr aus wie Valtor. Er hatte seine Haare nach hinten gebunden und seine Kleidung komplett ausgetauscht. Naja, fast. Sein Ledermantel war nur noch eine Lederlacke, die bist zur Hüfte ging, aber sie hatte dieselbe Farbe. Sein altmodisches Rüschenhemd hatte er durch ein enges weißes T-Shirt ersetzt, bei dem Bloom nicht verhindern konnte, dass ihr auffiel wie deutlich man seine Bauchmuskeln darunter sah. Außerdem trug er eine schwarze Denim Jeans und von seinen Stiefeln hatte er sich auch getrennt, soweit sie das erkennen konnte. Bloom wollte ihn nicht von oben bis unten anschauen, also blinzelte sie nur einmal kurz nach unten. Dabei erhaschte sie einen Blick auf schwarze..Lackschuhe. Er hatte ernsthaft Lackschuhe an. Andere trugen zu normalen Klamotten Turnschuhe, er trug Lackschuhe.