Liliths Palast

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Am nächsten Morgen bin ich vor Nick wach. Leise stehe ich von meinem Bett auf und schleiche aus dem Zimmer. Die Sonne scheint bereits durch die Eisigen Scheiben und ich gehe erst einmal duschen. Das warme Wasser wäscht mir den ganzen Dreck ab, welcher sich in den letzten Wochen abgesammelt hat. Normalerweise Wäsche ich mich in einem Bach in meinem Wald, aber auf der Reise hatten wir nicht wirklich Zeit dafür. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, klopft es. Hastig schlinge ich das Tuch um meinen Körper und öffne die Tür. Lia steht davor, ein Bündel Kleider in der Hand. «Kleider. Zieh alle an bitte. In einer Stunde ist Aufbruch.» Sie drückt mir alles in die Arme und schreitet schnell wieder weg. Ich betrachte die Kleider. Alles ist in Gold, Rot und Brauntönen gehalten. Dazu schmale, goldene Schuhe und goldener Schmuck. Nacheinander ziehe ich Unterwäsche, Unterrock und Überrock an, schlüpfe in die Schuhe und streife mir die Armbänder über. Die Kleidung fühlt sich schwer und kratzig an. Ich schaue aus dem Fenster und zur Sonne. Will ich das wirklich? Schwere Kleider tragen. Glitzern von dem vielen Schmuck? Ich weiss es nicht. Aber ich muss meiner Familie helfen. Entschlossen raffe ich die Kleidermassen und mache mich auf den Weg zum Speisesaal. Dort sitzt Nick etwas überfordert an dem grossen Tisch, Lia sitzt ganz am Anfang auf ihrem Königlichen Thron. Als er mich erblickt, weiten sich seine Augen. Die Diener halten kurz inne, arbeiten dann aber schnell weiter. Etwas verunsichert gehe ich zu dem einzigen Freien Stuhl, um welchen herum sich einige Bedienstete versammelt haben. «Was wünscht eure Hoheit?» «Ähm, ein Brot?» «Sehr wohl.» Sofort holen sie alle Zutaten für Brotaufstrich und alles mögliche zu trinken. Ich begnüge mich mit Brot, Butter und etwas Orangensaft.

Punktgenau eine Stunde später, stehe ich mich Nick zusammen vor dem Schloss, mein Amulett in der Hand und warte auf Lia. Sie kommt aus dem Schloss und nickt mir zu. «In Liliths Palast wird dich jemand rumführen. Wie du weisst findet die Zeremonie heute gegen Abend statt, genaueres erfährst du noch. Deine Lehrstunden beginnen morgen, sowie das Abendessen für alle. Bis bald.» Damit dreht sie sich wieder um und verschwindet im Schloss. «Wow. Zu viele Informationen auf einmal.» Ich lächle. «Ja, das wird viel zu tun geben. Aber ich habe noch eine Frage an dich.» «Ja?» Er schaut mich fragend an. «Meine Reise ist zu Ende. Nun werde ich die Aufgaben einer Königin haben. Du solltest weiterziehen, vielleicht findest du ein neues, spannenderes Abendteuer.» Er mustert mich nachdenklich. «weisst du, als du mir erzählt hast, das du in ein fremdes Land musst, hast du mein Interesse geweckt. Als wir gemeinsam am Ziel angekommen sind, wurde mir klar, dass du Königliches Blut in dir hast. Ich dachte vielleicht beschert mir das einige Pluspunkte bei der Arbeitssuche. Bis ich gemerkt habe, das ich das nicht will.» «Was willst du denn?» Er schweigt. Langsam dringt selbst die Kälte durch die warmen Kleider. Er nimmt meine Hand. «Lass uns zuerst zu deinem Palast gehen.» Etwas widerwillig nicke ich und schliesse die Augen. Ich spüre die Kälte um mich, das Zeichen, dass wir in einer anderen Ebene sind. Sekunden bevor ich meinen Wunschort flüstern kann, spüre ich plötzlich warme Lippen auf meinen. Ein lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus und ich erwidere Nicks Kuss. Ich weiss nicht wie lange wir in der Zwischenebene geschwebt sind, bis er sich von mir löst und ich mit erstickter Stimme flüstere: «Liliths Palast.» Nur Sekunden später stehen wir in der Eingangshalle. Nick hält noch immer meine Hand. Ich schaue zu ihm. «Das ist es was ich will.» Sagt er lächelnd. Ich kann nur noch breiter grinsen. «Gut, dann ist es entschieden.» «Guten Tag meinen Hoheit, Königin Leonie.» Erschrocken drehe ich mich zu einer jungen Frau um, welche in einem einfachen Kleid vor uns steht. «Ich bin ihre Persönliche Zofe Mia. Ich werde ihnen und ihrem Gast euer Schloss zeigen.» Ich schaue verlegen zu Nick, dieser lächelt Mia selbstbewusst zu. «Dann mal los.» Mia geht mit schnellen Schritten, durch die Eingangshalle zu der Grossen Treppe. «Alle Schlösser sind auf dem gleichen Grundriss aufgebaut, jedoch beherbergen einige Zimmer andere Sachen, als sie es vielleicht gewohnt sind. Ihnen steht natürlich frei, jedes Zimmer umzugestalten.» Sie Eilt die Treppe hoch, durch den Gang und zeigt abwechselnd auf die Zimmer. «Hier befinden sich die Essensäle für verschiedene Anlässe, das Beratungszimmer, ihr Büro, die Bäder sind gleich hier und hier ist ihr Wohnzimmer.» Ich habe kaum Zeit, in die Zimmer zu schauen, schon geht Mia weiter. «Hier sind die Gästezimmer, ihr Zimmer, Trainingsraum, der Raum für Städtische Angelegenheiten. Wir sind bereits wieder bei der Treppe angekommen und gehen diese hinunter. «Im unteren Bereich befinden sich die Angestelltenzimmer, die Küche und hier Rechts geht es zu den Stallungen. Ihnen wird ausserdem ein Reitlehrer und Pferd zugeteilt.» Mia bleibt stehen und ich kann nur mit Mühe ein Zusammenstoss mit ihr verhindern. Nick nicht. Er prallt geradeaus gegen mich. «Wow, entschuldige.» Ich lächle. «Macht nichts.» Ich nehme an, er tritt wie gewohnt ein Stück zurück, aber zu meiner Verwunderung bleibt er nahe neben mir stehen, so dass ich seinen Arm an meinem spüre. Und es stört mich nicht mal. «Wenn sie Fragen oder einen Wunsch haben, rufen sie mich. Ich werde ihn dann entgegennehmen. Die Zimmer sind bereits bezugsfertig.» Ich nehme dankend das kleine Rufgerät zu mir und Mia eilt bereits nach einer kurzen Verbeugung weg. «Ein ganzes Schloss nur für dich selbst. Das ist so cool.» Freudig dreht sich Nick im Kreis. «Ja.» Sage ich etwas zögerlich. «Darf ich mir ein Zimmer aussuchen?» Ich kratze mich kurz am Kopf. «Ähm, ja, natürlich. Ich gehe, ich gehe dann mal in mein Zimmer.» «Okay, wir sehen uns.» Er grinst, stupst mich kurz an der Schulter an und rennt die Treppe hoch. Lächelnd folge ich ihm und biege in mein Zimmer ab. Die schwere Holztüre fällt hinter mir ins Schloss und ich richte meinen Blick auf den Raum vor mir. Diese grosse Fläche Zimmer zu nennen ist untertrieben. Ein Saal trifft es eher. Alles ist aus hellem Holz, in der Mitte steht ein flauschiger, roter Teppich und rechts von mir ist in die Wand ein Kamin eingebaut. Frische Holzscheite stapeln sich in einem Korb daneben. Ich gehe weiter, auf meiner Rechten Seite befindet sich ein grosses Himmelbett aus Holz, in den Pfosten sind viele kleine Formen und Tiere eingeschnitzt. In der Ecke neben dem grossen Fenster, welches fast die ganze vordere Wand einnimmt, steht ein grossflächiger Tisch, mit allerlei Schreibsachen. Ich gehe achtlos daran vorbei, trete durch die Balkontüre auf den langen Balkon. Er ist ausser einem kleinen runden Tischchen und zwei Stühlen Leer. Gleich neben dem Balkon erhebt sich eine grosse Eiche und spendet etwas Schatten. Ein kühler Wind weht und vertreibt die letzte wärme der Sonne. Ich lehne mich auf das Metallgeländer und schaue über den Schlossgarten zur Stadt. Noch brennt in den Holzhäusern kein Licht und die Strassen sind noch belebt, aber ich als ich die Menschen genauer beobachte, sehe ich, dass mir einige böse Blicke zu werfen und ich wende schnell den Blick ab. «Majestät, entschuldigen sie.» Zuerst überhöre ich den Diener. Bis er sich erneut räuspert. Ich drehe mich um. «Ja?» «Sie müssen bis heute Abend die Gäste für ihre Zeremonie einladen und die verschiedenen Gänge auswählen. Ausserdem gibt es in einer halben Stunde Abendessen und die Schneiderin kommt heute noch vorbei für ihr Kleid.» Ich nicke langsam. Auf keines der Dinge habe ich besonders Lust. Vielleicht kann mir Nick etwas helfen. «Okay, ich komme gleich.» Der Diener verbeugt sich und verschwindet aus meinem Zimmer. Ich gehe wieder rein und mein Blick fällt zufällig auf ein gerahmtes Foto, welches als einziges in Gross an der Wand prangt. Es ist eine Zeichnung und zeigt genau den gleichen Moment, welcher auch das Foto in Lias Palast gezeigt hatte. Lilith scheint es regelmässig abgestaubt zu haben. Ich schaue meinem jüngeren Ich in die Augen. Ist das meine Bestimmung. Soll ich wirklich den platz meiner Schwester übernehmen. Diejenige, welche mich weggeben wollte. Welche mich als normal eingestuft hat und mich nicht wirklich als Schwester gesehen hatte? Wenn das wirklich so sein sollte, dann werde ich mich damit anfreunden müssen. Ob ich will oder nicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2017 ⏰

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Waldläuferin -Vorläufig abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt