Ich packe langsam ein Buch nach dem anderen in meine Schultasche. Dann gehe ich zu meinem Spind. Ich schliesse auf und tausche meine Bücher von heute gegen meine Trainingskleider. Ich mache gerade den Spind wieder zu, als mich von hinten jemand anrempelt. Ich knalle mit der Stirn voll gegen die Wand neben meinem Spind und kann mich gerade noch fangen bevor ich zu Boden gehe. Ich drehe mich um, um zu sehen wer das war. Erico. Doch mir wird keine Beachtung geschenkt. Er steht mit dem Rücken zu mir. Ihm gegenüber Milosh. Erico funkelt Milosh mit blitzenden Augen wütend an. Ich begreife sofort was hier abläuft. Die beiden haben irgendein Problem am Laufen und brauchen für ihre Schlägerei natürlich Publikum. Mir kommen die ersten Zeilen des Liedes das zweite Gesicht von Peter Fox in den Sinn. Ich wende mich ab. Als ich aus der Tür trete, sehe ich gerade den Bus wegfahren. Ich seufze. Super Tag! Ich mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle um auf den nächsten zu warten. Auf halber Strecke tippt mir plötzlich jemand auf die Schulter. Ich fahre herum. Er schon wieder. Ich funkle ihn wütend an.
"Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?"
Erst sieht er mich emotionslos an. Dann, urplötzlich, fangen seine Augen an zu blitzen. Er faucht:
"Man Kaely! Ich hab keinen Bock mehr, immer eine Abfuhr zu kriegen wenn ich mich nur in deine Nähe traue! Sag mir was ich gemacht habe!"
"1. du stalkst mich! 2. du hast mich betrogen!"
"Ich stalke dich nicht! Und ich habe mich zig mal entschuldigt dafür dass ich dich betrogen habe! Musst du mich immer noch so runtermachen, jedesmal dass ich dir gegenüber stehe?"
"Du weisst gar nichts!"
"Dann Erzähl es mir!"
Auf einmal breche ich zusammen. Tränen laufen mir über das Gesicht.
"Oooooh! Was haben wir denn da?", grölt plötzlich jemand.
"Ich glaube das ist ein heulendes Kealy!", erwidert ein anderer feixend.
Mein Körper schreit danach, zu rennen. Ich bin die schnellste meiner Schule. Keiner könnte mich einholen. Ein verlockender Gedanke. Doch ich reisse mich zusammen, richte mich auf, straffe meinen Rücken, wische mir über die Wangen. Mein Gesicht wird emotionslos. Er steht mir nur gegenüber und sieht mich mit grossen Augen an.
"Komm mit!", Flüstere ich.