Bald. Bald treffen wir uns. Ich habe Angst. Noch während ich das denke, stupst mich Juan vorsichtig an.
"Kaely? Alles okay?", fragt sie. Auf Deutsch! Ich lächle sie ein wenig stolz an. Wir sitzen bei ihr, da sie mich gestern gefragt hat, ob ich nicht zu ihr kommen will um ein bisschen zu zocken.
"Ja, danke."
Als die Runde zu Ende ist, umarme ich Juan hastig zum Abschied und erwidere auf ihr Frage hin wo ich denn hinwolle, dass ich mich mit einer Freundin treffen werde. Ich haste nach draussen und muss mich zwingen langsam zu gehen. Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit. Für eine Strecke, für die ich eine Viertelstunde brauche. Also noch mehr als genug Zeit. Ich mache mich also, in einem trotzdem noch unnötig schnellen Tempo, auf den Weg zur Brücke. Da treffen - ich muss mich verbessern: trafen - wir uns immer. Als ich den Aufgang zu Brücke erreiche, sehe ich sie schon am Geländer lehnen. Sie tippt in ihrem Handy, doch in dem Moment in dem ich sie entdecke, hebt sie den Blick und sieht mich an. Unsere Blicke treffen sich über alles hinweg. Alles wird ausgeblendet. Nur sie existiert noch. Ihre Augen. Doch dann reisst sie sie plötzlich auf. Ungläubig. Voller Schmerz. Was sie wohl hat? Was sie wohl sieht? Frage ich mich verwundert. Dann wird alles schwarz und ich gleite aus dieser Welt. Höre noch meinen Namen, dann falle ich. Falle tief. Und nichts bleibt mir. Nur die Erinnerung an ihr Gesicht.