Wir steigen in den Bus und sind 20min des Schweigens später vor meiner Haustür. Ich krame mit zitternden Händen nach dem Schlüssel. Training lasse ich heute ausfallen. Ein sauberes 'Klack' ertönt, als ich den Schlüssel im Schloss drehe. Wir steigen in den dritten Stock und ich schliesse meine Wohnungstür auf. Mein Bruder ist nicht da. Ich führe Ben geradeaus und dann ins Wohnzimmer, das direkt an die Küche angrenzt. Mit einer Handbewegung bedeute ich ihm, sich auf das Sofa in der Ecke zu setzen. Ich gehe in mein Zimmer und stelle meine Trainingssachen ab. Als ich zurück komme setzt sich Ben gerade hin und ich hocke mich mit einigem Abstand neben ihn. Dann sprudelt plötzlich alles aus mir heraus.
"Es tut mir Leid dass ich so scheisse zu dir war. Ich habe einfach gerade ganz schön grosse Probleme. Mit mir selbst. Und da ich mit denen nicht fertig werde habe ich dich als eine Art 'Boxsack' genutzt. Tut mir Leid."
Er sieht mich nur an. Wut keimt in mir auf. Er soll was sagen! Dann realisiere ich, was ich gerade gedacht habe und die Wut richtet sich gegen mich selbst. Ich muss mich endlich in den Griff bekommen! Im Moment bin ich unausstehlich! Also atme ich einmal tief ein und aus. Denke an einen ruhig vor sich hin fliessenden Fluss. Das hilft. Ich werde ruhig.
"Ich bin lesbisch. Und einige der Schule finden sich nicht damit ab. Ich auch nicht. Und deshalb lasse ich meine Hilflosigkeit an anderen aus", bricht es aus mir heraus.