Als ich am Donnerstag morgen mit Lilly auf dem Weg zum Kindergarten war, viel mir auf dass sich die Bäume bereits herbstlich färbten und auch im Radio sprach man vom "Herbsteinbruch". Ich mochte den Herbst mit seinen vielen bunten Farben und seiner frischen Luft. Oh je. Apropos frische Luft... es wurde Zeit für wärmere Klamotten. Ich hatte definitiv genug aber mir viel ein, dass ich von Lilly bisher nur Sommersachen in meiner Wohnung hatte. Ich würde so schnell wie möglich Ihre Herbst- und Wintergarderobe aus dem Einfamilienhaus in meine Wohnung bringen.
Gedacht- Getan. Pragmatisch wie ich war, verband ich Lillys Psychologenbesuch mit meiner Klamottenaktion, denn die Praxis war nur ein paar Straßen entfernt von dem Haus.
Als ich das kleine Haus erneut sah, wurde mir klar dass sich mein erster Eindruck bestätigt hatte: Das Haus verbarg irgendein dunkles Geheimnis und ich musste wissen, was es war.
Ich hatte exakt eine Stunde. Also packte ich alle Sachen von Lilly, die ich finden konnte zusammen und machte mich dann nochmals auf die Suche nach hilfreichen Beweisen.
Natürlich hatte die Polizei das Haus komplett durchsucht, seit dem klar war dass hier ein ungeklärter Mord stattgefunden haben musste, aber sicher ist sicher.
Ich durchsuchte also Bad, Speicher und Lillys Zimmer. Jeder andere hätte wahrscheinlich mit dem Zimmer von Alice angefangen, aber mir machte die Frau Angst und ihre privatesten Sachen würden mir vielleicht den Einblick in Abgründe geben, die ich gar nicht sehen wollte...
Es half nichts. Ich musste jetzt auch noch ihr Zimmer durchsuchen. Es war geschmackvoll aber schlicht eingerichtet: Unter dem Fenster stand ein großzügiges Doppelbett aus Holz mit zwei Nachttischen. An der gegenüberliegenden Wand stand der Kleiderschrank und direkt neben der Tür befand sich ein Sideboard.
Also arbeitete ich mich durch Sideboard und Schrank. Aber das einzige überraschende was ich fand war ein, unglaublich alt aussehender, Joint zwischen den dicken Wollsocken. Trotzdem ermutigte mich der Fund, denn die Polizei musste ihn übersehen haben.
Mit neuer und letzter Hoffnung kniete ich mich vor einen der Nachttische und durchsuchte ihn ebenfalls. Aber auch hier fand ich nichts außergewöhnliches. Erst als ich alles wieder verstaut hatte und den leicht überfüllten Schrank mit Gewalt schloss, bemerkte ich, dass da etwas unter dem Schränkchen klebte:
Es war ein Zettel. Ich griff nach einem Taschentuch und löste den Zettel so, ohne mögliche Spuren zu zerstören, vom Nachttisch.
Dann legte ich ihn auf das Bett und faltete ihn vorsichtig auseinander:Geliebte Al,
Ich vermisse Dich! Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute- IMMER! Obwohl du da bist...
Du stehst vor mir, lächelst mich an und redest mit mir über Gott und die Welt. Und trotzdem könntest du nicht weiter weg sein. Dieses Gefühl zerstört mich, aber ich habe dir versprochen mich an unsere Abmachung zu halten.
Dir zu liebe, weil du es so willst. Du musst wissen, Al, dass mir Claire egal geworden ist. Die einzige Frau die ich liebe und immer lieben werde bist du. Und weil du dir wünschst, dass ich deine Schwester nicht für dich verlasse werde ich es nicht tun. Nur weil es DEIN Wunsch ist. Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen wenn es mir möglich ist. Es gibt nur eine einzige Sache, die du mir im Gegenzug ehrlich beantworten musst und zwar ob ich Lillys Vater bin.
Deiner Schwester hast du gesagt sie ist nur das Produkt eines One-Night-Stands" aber ich habe es in deinen Augen gesehen und ich fühle es immer wenn Lilly im Raum ist. Sie ist meine Tochter... habe ich Recht?
Al ich muss das wissen, weil es alles ändern würde!Ich liebe dich,
Dein Steven"Dieser Liebesbrief verwirrte mich. Ich musste alles in meinem Kopf sortieren. Es fühlte sich an, als müsste man das Wort Adenosintriphospat" im Kopf rückwärts buchstabieren.
Langsam gelang es mir aber meine Gedanken zu ordnen:
Dieser Steven musste mit Claire Dwane verheiratet sein, aber in Wahrheit liebte er Claires Schwester: Alice.
Alice, die die Mutter von Lilly war und in dessen Haus jemand getötet worden war. Und Steven war scheinbar auch noch Lillys Vater.
Aber wenn er wirklich ihr Vater war dann wäre er ein Angehöriger und Lilly könnte bei ihm wohnen, bis alles aufgeklärt wäre. Es sei denn, und dieser Gedanke machte mir wieder Angst, er hätte bei der Sache hier auch seine Finger im Spiel gehabt.
Ich nahm mir vor Zuhause sofort zu recherchieren und dann Caro von meinen Neuigkeiten zu berichten.
Bevor ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, klingelte mein Handy:
Hallo hier spricht Dr. Montgomery, ich wollte nur mal nachfragen wo Sie bleiben... der Termin ihrer Tochter ist seit 15 Minuten vorbei und ich wollte sichergehen, dass Sie das nicht vergessen haben..."
Tochter? Ich hatte doch gar keine Tochter...
Oh Mist! Er meinte Lilly. Dr. Montgomery war doch ihr Psychiater!
Natürlich habe ich Lilly nicht vergessen, ich bin nur aufgehalten worden aber ich komme sie sofort abholen." entschuldigte ich mich.
Dann legte ich auf, verließ das Haus im Sprinttempo, sprang in meinen Wagen und fuhr wie eine Irre zur Praxis von Dr. Leon Montgomery um meine Tochter" abzuholen...
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Bloody Pictures
Mystery / Thriller"Bloody pictures" ist meine erste veröffentlichte Geschichte. Sie handelt von zwei zusammenhängenden Mordfällen und der Verstrickung eines der unschuldigsten Wesen auf dieser Welt, in solch eine Horrorsituation- einem kleinen Kind. Welches malt und...