Die Tage zogen sich wie Kaugummi. Chico lenkte mich zwar ab und hielt mich zumindest körperlich auf Trab aber meine Gedanken kreisten wild und unbezwingbar ständig um das gleiche Thema. Ständig stellte ich mir dieselben Fragen: Warum? Wer? Wann? Was hatte dazu geführt? Was kann ich noch machen? Wo sind Alice und Lilly nur? Ich schrieb oder telefonierte jeden Tag mit Caro aber es gab keine wirklichen Neuigkeiten. Das Einzige was ich erfahren hatte war, dass das Blut aus dem Wohnzimmer der Dwanes mit dem der gefundenen Leiche übereinstimmte, was den Mord zumindest schon mal mit dem Haus in Verbindung brachte. Allerdings war bisher zwischen dem Opfer, Damian Parker, und Alice oder Lilly Dwane noch keinerlei Verbindung auszumachen.
Das ständige Warten machte mich verrückt und deshalb stürzte ich mich auf jede noch so kleine Neuigkeit die ich, verbotenerweise direkt aus erster Hand, bekam.
Seitdem Lilly das letzte Mal im Kindergarten gewesen war, waren jetzt zwei Wochen vergangen und es fehlte nach wie vor jede Spur...
Es war ein verregneter und typisch deutscher Samstagmorgen als Caro mich mal wieder auf den neuesten Stand brachte. Der Tote Damian war wohl der Ehemann von Alice Dwanes Schwester gewesen. Sie hieß Claire Parker und war mit 27Jahren deutlich jünger als ihr große Schwester.
Diese Information verband zwar Verdächtige und Opfer, ergab aber in meinen Augen weder ein Mordmotiv, noch irgendeinen Sinn. Warum wurde der Schwager von Alice bei ihr im Haus ermordet und anschließend in einem Müllcontainer unschön entsorgt?!
Ich war kurz davor einfach aufzugeben, da lehrte mich das Schicksal, dass Zufälle die Beste Medizin gegen Verzweiflung sind.
Denn als ich Chico am folgenden Sonntag Futter geben wollte, musste ich feststellen dass die Packung so gut wie leer war. Shit! Es war Sonntag und alle Geschäfte hatten zu. Ich sah mich schon mit Grauen hinter dem Herd stehen, wie ich etwas für den HUND kochen musste, da kam mir die rettende Idee. Ich hatte glücklicherweise nicht alle Hundefuttervorräte aus dem Haus der Dwanes mitgenommen. Ja das war meine Rettung! Ich würde dort einfach Nachschub holen fahren.
Ich schrieb Caro was ich vorhatte, denn ohne ihre Schlüssel zu dem Haus war ich aufgeschmissen. Gott sei dank hatte sie Zeit und so trafen wir uns eine halbe Stunde später vor dem Haus mit dem Polizeisiegel an der Haustüre.
"Mist, die Tür ist versiegelt, Caro, wie kommen wir denn jetzt rein?" fragte ich mit leichter Verzweiflung. Anstatt mir in ganzen Sätzen zu antworten schwenkte Caro mit einem zweiten Schlüssel vor meinen Augen hin und her, flötete zufrieden: "Terassentür"und machte sich dann auf den Weg in den Garten.
Ohne weitere Probleme betraten wir das Haus und ich ging schnurstracks in den kleinen Abstellraum, der sich unter der schön geschwungenen Holztreppe befand und leicht zu übersehen war. Als ich die kleine Tür öffnete viel mir sofort die große Packung Hundefutter ins Auge und ich machte nicht daran sie von Regal zu heben. Die verfluchte Packung war echt schwer, der Abstellraum ziemlich klein und ich feinmotorisch nicht unbedingt hochbegabt. Und so stieß ich beim runterheben alles was auf dem Regal stand um und riss es geräuschvoll zu Boden. "Verdammter Mist" fluchte ich. Caro kam um die Ecke und fragte: " Ist dir was passiert?" "Mir nicht aber das Regal ist hinüber ..." erwiderte ich.
Gemeinsam räumten wir das Chaos auf und achteten peinlichst genau darauf dass nichts im Flur liegen blieb, weil wir ja offiziell nicht hier sein durften.
Beim Aufräumen viel mir ein Schlüssel in die Hände, der mit "Mohnweg 17" beschriftet war. "Caro, guck mal was ich hier gefunden habe." sagte ich überrascht. "Ist das ein Zweitschlüssel oder einer für das Gartenhaus?"fragte sie. "Ich glaube das ist ein Wohnungsschlüssel." erwiderte ich. "Aber wieso haben die denn einen Wohnungsschlüssel ?"fragte Caro mehr rhetorisch. Dann sahen wir uns an. Eine Zweitwohnung! Ein mögliches Versteck? Noch halb im Abstellraum hockend, griff ich nach meinem Handy und googlte die Adresse: es gab 5 Mögliche Treffer im Umkreis von 400 Kilometern. Als ich Caro das Suchergebnis zeigte wurden wir beide ganz aufgeregt. Wir hatten wahrscheinlich gerade die heiß ersehnte Spur durch puren Zufall gefunden. Ich überließ Caro den Schlüssel, damit sie am nächsten Tag auf ihrer Dienststelle die Adressen überprüfen und den Schlüssel als Beweisstück in den Fall aufnehmen konnte.
Anschließend fuhr ich mit gemischten Gefühlen zurück zu Chico nach Hause: Einerseits war ich froh und aufgeregt, dass sich endlich etwas getan hatte was uns bei dem Fall weiterbringen könnte, andererseits hätte ich auch Angst was uns im Mohnweg 17 erwarten könnte... zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Angst- Angst die Wahrheit zu erfahren...

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Bloody Pictures
Mistero / Thriller"Bloody pictures" ist meine erste veröffentlichte Geschichte. Sie handelt von zwei zusammenhängenden Mordfällen und der Verstrickung eines der unschuldigsten Wesen auf dieser Welt, in solch eine Horrorsituation- einem kleinen Kind. Welches malt und...