Kapitel 05 ❀ premier contact

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ALIÉNOR

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich vorsichtig über die Lorbeerbüsche, die den rechts gelegenen Garten von dem Pferdestall trennten, stieg und kontrollierte mit meinen Augen, ob meine Familie bereits bemerkt hatte, dass ich nicht mehr da war.

Nachdem ich mir sicher war, dass die Luft rein war, erhob ich mich und lief so schnell ich mit dem prunkvollen Kleid konnte, rüber zum nächsten Busch und duckte mich sofort, als mein Vater sich suchend umsah. Also spätestens jetzt mussten sie es bemerkt haben. Gerade als Papa ein paar Worte mit meinen kleinen Brüdern wechselte, schaffte ich es endlich unbemerkt in den Stall zu kommen.

Mit meinen glücklicherweise flachen Halbschuhen war es mir ein Leichtes über den mit Heu bedeckten Holzboden zu der Box meines Pferdes César zu gelangen. Mit der linken Hand hielt ich mein Kleid leicht an, sodass es nicht allzu schmutzig wurde, während ich mit der anderen einen einigermaßen sauberen Apfel aus der Kiste kramte.

„Hey, Süßer", begrüßte ich meinen schneeweißen Schimmel und hielt ihm die rote Frucht hin, worauf César freudig wieherte und der Apfel zwischen seinen Zähnen verschwand, während ich ihm sanft über den Rücken streichelte.

„Bereit für einen kleinen Ausritt?", wollte ich geheimnistuerisch an sein Ohr gewandt wissen. Der Schimmel ließ erneut ein Wiehern hören, sodass ich mich lächelnd aufmachte, ihn zu sattelten und sein Zaumzeug befestigte, ehe ich mich auf seinen Rücken schwang und durch den Hintereingang verschwand.

Immer noch wachsam trabte ich über den Hof zu einem Nebeneingang, der zum Glück von nur einem Wächter bewacht wurde. Und dieser Wächter war Jacques, ein ziemlich guter Freund von mir, der mir oft half, mich unbemerkt aus dem Schloss zu schleichen.

„Pssst, pssst", zischte ihm zu, worauf er sich augenblicklich umdrehte.

„Aliénor? Was macht Ihr denn hier? Ist heute nicht der Geburtstag Eurer Schwester?", fragte der Braunhaarige verdutzt und blinzelte gegen das Sonnenlicht, während er zu mir hochschaute.

„Ja, das ist wahr. Aber ich hab' ehrlich gesagt wenig Lust auf eine langweilige Kutschfahrt, und die anderen sind sicherlich glücklich, wenn ich nicht ständig quengele, mir, während die Damen einkaufen, etwas den Ort anzusehen. Deshalb dachte ich, ich reite mal kurz aus. Stimmt's César?" Ich gab dem Schimmel einen kurzen Kuss auf die frisch gekämmte Mähne, ehe ich mich erneut umblickte.

„Dann spurtet Euch lieber", bemerkte er und hob gespielt drohend den Zeigefinger, bevor er mir Platz machte. „Und viel Spaß Euch!"

„Danke, Jacques", erwiderte ich lächelnd, gab César einen Klaps, sodass er sich aufbäumte und schon konnte es losgehen.

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Mit den Wind in den Haaren ritt ich über Wiesen und durch Täler, sprang über Bäche und gelang durch einen kleinen Pattweg auf eine kleine Straße die weiter in einen kleinen Wald führte. Im Laufschritt betraten César und ich die kleine Ansammlung von Bäumen. Der wolkenlose Himmel war durch die dichten Blätter der Bäume an einigen Stellen zu erkennen und bildete eine wunderbare Ansammlung von Farben.

Ich schloss seufzend meine Augen, legte mich vorsichtig auf den Rücken des Pferdes, um meine anderen Sinne auch Teil an diesem schönen Tag haben zu können. Die Sonne wärmte meine Haut und die Vögelchen zwitscherten.

Ich liebte dieses Gefühl.
Völlige Ruhe konnte man meiner Meinung nach nur in der Natur haben. Hier war es friedlich, es roch nach Waldluft und man hatte das Gefühl einfach frei zu sein.

Ewig hätte ich hier liegen und in den Himmel starren können, hätte ich nicht in diesem Moment eine leise, dunkle Stimme zu meiner rechten vernommen: „Halten Sie das wirklich für so eine gute Idee, durch den Wald zu reiten, ohne die Zügel in den Händen zu halten und noch nicht mal nach vorne zu schauen?"

PRINCESS OF ROSES  ᵗᵉⁱˡ ᵉⁱⁿˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt