Kapitel 22 ❀ bouquet de roses

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ALIÉNOR

Es waren inzwischen fast anderthalb Wochen seit Briennes Geburtstag, meinem geheimen Treffen mit ihrem Verlobten und dem Wiedersehen mit Rafael vergangen. Meine Gefühle für beide Männer waren gewachsen - auch wenn ich klar sagen konnte, dass Rafael mein Herz größtenteils beanspruchte.

Ich hatte überlegt, und war zu dem Schluss gekommen, dass sich dieses Schwärmen für Louis-Antoine sicherlich bald schon legen würde. Jedes junge Mädchen hatte mal eine Phase, indem sie unentwegt von einem Mann schwärmte, obwohl sie glücklich - und vielleicht sogar mit jemanden zusammen war... spätestens in einer Woche erkannte ich mein altes Ich sicherlich gar nicht mehr wieder.

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Am Nachmittag saß ich somit alleine auf unserer Terrasse und las einen Roman, den ich zwar schon einige Mal gelesen hatte, jedoch so sehr vergötterte, dass ich ihn gar nicht oft gelesen zu Hand nehmen konnte. Er handelte von einer Schauspielerin, die sich in einen Prinzen verliebt. Eine verbotene Liebe gegen jederlei Prinzipen.

Oft zog ich in den Roman Parallelen zu Rafael und mir.
Leider hatte ich ihn schon vorgestern nicht mehr zu Gesicht bekommen, und wartete stets auf neue Informationen von ihm. Währenddessen sehnte sich mein Herz immer mehr nach der Leidenschaft, die er an den Tag legte.

Ich blickte auf, als die Terrassentür geöffnet wurde und mein Vater in die helle Sonne schritt. Als er mich sah, setzte er sein liebes Lächeln auf und ließ sich neben mir in die Schaukel plumpsen, wodurch diese fast einstürzte.

„Wunderschöner Tag, non?", bemerkte er entspannt seufzend und verschränkte die Hände im Nacken. „Perfekter Tag um jagen zu gehen, findest du nicht?"

„Mhh", gab ich unwissend von mir und zuckte mit den Schultern.

„Möchtest du vielleicht mitkommen? Ich bin sicher, dass deine Mutter nichts dagegen hat...", erzählte er weiter und schaute mich aus dem Augenwinkel an. Als ich nicht antwortete, seufzte er lächelnd: „Aliénor, was ist denn los mit dir? Sonst bist du doch immer Feuer und Flamme, wenn ich dir vorschlage auszureiten oder jagen zu gehen..."

„Es ist nichts."

„Aliénor, irgendetwas ist doch mit dir - mir kannst du nichts vormachen." Er zwinkerte. „Seit ein paar Tagen redest du kaum noch mit uns und bist nur noch auf deinem Zimmer. Ich erkenne dich gar nicht wieder..."

Ich schloss kurz meine Augen, ehe ich das Buch zuklappte. „Es ist nur... Mir ist zu Ohren gekommen, dass es vielleicht bald Krieg geben wird...", gab ich zu und biss mir entschuldigend auf die Unterlippe.

„Woher weißt du das denn?", wollte er verwundert wissen, ehe er gespielt mahnend den Finger hob: „Du hast doch nicht schon wieder gelauscht, oder?"

„Ich habe bloß davon gehört... Der Kaiser deutete etwas in die Richtung an", wich ich aus, da ich mich seit der letzten ernsten Unterredung mit Brienne etwas davor fürchtete, meine Eltern mit Rafael zu konfrontieren. Sie sollten bloß nicht so viel auf uns beide achten...

„Hm...", entgegnete Papa nachdenklich und lehnte sich zurück. „Du hast Angst, dass sich alles noch mehr verändern wird. Seitdem Brienne bald nicht mehr hier wohnen wird... seitdem wir uns schon Gedanken über einen Heiratskandidaten gemacht haben... Und nun könnte ein Krieg alles noch weiter durcheinanderbringen."

Ich verstand, dass mein Vater es so aufgriff, als würde meine Stimmung von den vielen Veränderungen rühren, die mein Leben bestimmten.
Zwar hatte ich es nicht so gemeint, als ich es ihm gestand, mir über den Konflikt Gedanken zu machen, doch nun realisierte auch ich erst einmal, dass das, was er mir gesagt hatte, der Wahrheit entsprach.

PRINCESS OF ROSES  ᵗᵉⁱˡ ᵉⁱⁿˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt