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Es war ein ganz normaler Samstagvormittag als ich durch die vollen Gassen Port Royals spazierte. Na ja....,fast normal. Denn heute war James Norrington's Beförderung zum Commondor, weshalb die  ganze Stadt in großer Vorfreude die Zeremonie erwartete. Alle außer mir. Im großen und ganzen war mir das eigentlich ziemlich egal, so lange er weiterhin meine Heimatstadt beschützte. Mehr konnte und wollte ich auch nicht von ihm verlangen. Nicht nach allem was passiert war. Ich dachte zurück an die Zeit in der ich noch ein Kind war, damals standen ich und James uns noch sehr nahe. Im Freundschaftlichen Sinne, das versteht sich ja von selbst. Wir haben oft gemeinsam gespielt, und er beschützte mich des Öfteren vor Hänseleien der anderen Kinder in unserer Nachbarschaft. Doch als wir älter wurden, und wir in die Politik und Geschäfte mit eingeweiht wurden, merkten wir schnell, dass unsere Meinungen weit auseinander gingen und diese nicht unter einen Hut zu stecken waren. Danach ging alles ganz schnell. Wir stritten oft wegen solcher Meinungsverschiedenheiten und irgendwann endete alles in einer verbitterten Feindschaft. In Gedanken an all diese Geschehnisse wurde ich traurig. Ich dachte nicht oft an diese Zeit, sondern versuchte sie so gut wie möglich zu vergessen, denn mit James hatte ich nicht nur einen guten Freund, sondern auch ein Stück Heimat verloren. Ohne James war Port Royal einfach nicht das gleiche.

Plötzlich wurde ich durch eine lautes Platschen aus meinen, zugegeben ziemlich düsteren, Gedanken gerissen, und da ich von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch war schaute ich mich sofort um und wurde schon bald auf zwei Wachen aufmerksam die geschockt im Hafen auf einem Steg das aufgewühlte Meer an starrten. Ich brauchte nicht lange bis ich verstand was vorgefallen sein musste, mein Gehirn schaltete sofort, ich handelte nur noch nach meinen Instinkten, meine Sachen schmiss ich achtlos auf den Boden und ich rannte los. Mein Umfeld blendete ich komplett aus. Es war mir egal was andere jetzt dachten, wenn sie mich so sahen. Ein Mädchen das über den Steg sprintete mit nur einem Ziel vor Augen. Das Meer von welchem die zwei Wachen ihre Blicke nicht wenden konnten. Ich spürte die Kälte nicht, die mich empfing als ich die Meeresoberfläche durch brach. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich mich orientieren konnte, doch sobald sich meine Augen an das salzige Meereswasser gewöhnt hatten, fand ich das Mädchen, wie ich an ihrem schwerem Kleid feststellte, geschwind. Es war Elisabeth Swann, die Tochter des Gouverneurs. Als ich sie erreicht hatte riss ich ihr das schwere Kleid, so schnell wie möglich, vom Leib, damit sie nicht noch weiter hinunter gezogen wurde, und schwamm mit ihr in Richtung Oberfläche. Dies alles kam mir in diesem Moment so unwirklich vor, das ich dachte das ich träumte, dieser Gedanke wurde gestärkt als dann auch noch ein Fremder mir zur Hilfe eilte. Er half mir Elisabeth aus dem Wasser zu hieven und kaum hatten wir das Ohnmächtige Mädchen auf den Steg gelegt, stürzten sich auch schon die zwei Wachen des Gouverneurs auf sie „ Sie atmet nicht" rief einer der beiden. Ohne zu überlegen riss ich ihr das, viel zu eng geschnürte Korsett auf und im nu schnappte sie  nach Luft. „ Elisabeth! Gott sei Dank !" hörte ich auch schon ihren Vater.
Erschöpft, aber auch froh das nichts weiter passiert war ließ ich mich am Boden nieder. Was dann passierte bekam ich nur noch bedingt mit. Ein lautes Stimmengewirr brach aus und das nächste was ich merkte war wie ich plötzlich auf die Beine gezogen wurde und mir Handschellen angelegt wurden.Aus dem Augenwickel sah ich wie auch dem Fremden Handfesseln angelegt wurden. In diesem Augenblick machte mich das so wütend, das ich aus meiner Starre erwachte und rief : „Wenn einer Hand an diesen Mann legt, ich schwöre euch, der überlebt das nicht." Ich wusste nicht wieso ich das tat, aber ich hatte den drang diesen Mann zu verteidigen. Ich war wahrscheinlich genau so überrascht über die Worte, welche so unbefangen über meinen Lippe kamen, wie der Rest der Leute die sich um mich versammelt hatten. Besonders Norrington sah mich sehr erstaunt und wütend an. „ Und wieso? Wenn ich fragen dürfte ?"fragte er schnippisch. „ Darfst du nicht" war meine patzige und zugleich schlichte Antwort. Der Fremde grinste mich frech an, ich grinste zurück. „ Ich verstehe." sagte der Commondore, „ ihr kennt euch." Ich sah ihn aus ehrlichen Augen an und schüttelte den Kopf : „ Nein ich kenne ihn nicht , doch im Moment ist es mir auch egal  wer er ist oder was er ist, denn er hat Elisabeth und mir das Leben  gerettet, ohne ihn wären wir wohl elendig ertrunken." Ich hatte nicht mal lügen müssen um dieses, meiner Meinung nach, starke Argument vorbringen zu müssen. Weiter sprach ich: „ und auf Grund dessen nehme ich an seid Ihr ihm zum Dank verpflichtet." beendete ich  leise und ruhig meinen Satz. „ Ich denke da habt Ihr recht." antwortete Norrington mir, zu dem Fremden sprach er: "Wir sind euch in der Tat zum Dank verpflichtet." Er streckte dem Mann mit den verfilzten Haaren die Hand hin, welche dieser zögernd ergriff. Plötzlich zog Norrington den Ärmel des Mannes hoch: „Hah!" rief er triumphierend aus. „Hatten wir schon mal eine Begegnung mit der East India Trading Company, Pirat?" Ich schäumte vor Wut . Norrington diese Missgeburt.. „ James Norrington, Mum wäre enttäuscht von dir!" schrie ich ihn  an. Ja unsere Mutter währe enttäuscht von ihm, während unser Vater wahrscheinlich platzen würde vor stolz. Nicht viele wussten es und die die es taten schwiegen wie Gräber. James und ich waren Geschwister, einst liebten wir uns auch wie Bruder und Schwester, bis uns, wie schon zuvor erwähnt, die Politik auseinander brachte. Unsere Mutter liebte das Meer, das Gefühl der Freiheit und eigentlich alles an dem Leben auf See, genauso wie ich. Vater war das genaue Gegenteil, er hasste das Ungewisse, das Abendteuer, und alles was nicht fest geregelt war.

Kaum hatte ich diesen Satz gesagt, wurde es still.

„ Ja sie wäre enttäuscht, aber nicht meinetwegen, Schwester." Das letzte Wort spuckte er mir förmlich ins Gesicht, dann rief er: „ Nehmt sie fest und lasst sie hängen, wegen mangelndem Respekt gegenüber Höhergestellten." Ich sah ihn geschockt an. Er wollte seine eigene Schwester umbringen und auch der Fremden, dessen Name Jack war wie ich herausfand, sowie Elisabeth sahen ihn ungläubig und verachtend, ja schon fast angewidert,an.
Wie genau Jack, welcher für den Moment wohl oder übel mein Komplize war, und ich den Fängen meines Bruders entkamen, kann ich euch gar nicht so genau sagen. Das Geschehen um mich herum bekam ich nur noch bedingt mit. Ich weiß nur noch das Jack plötzlich Elisabeth als Geisel nahm, wir bekamen einen Vorsprung und rannten. Es wurde geschossen, doch weder mein neuer Freund noch ich würden getroffen. Wir entschieden uns vorerst nicht zu weit von einander zu entfernen und uns gemeinsam zu verstecken. Leider hatte der liebe Herr im Himmel andere Pläne ,ist uns und entschied unsere Wege auseinander gehen zu lassen, denn daraus wurde nichts, schon bald wurde ich aus einer kleinen Nische auf dem Heuboden einer Schmiede gezogen und in das Städtische Gefängnis gebracht, dort wurde ich dann schlussendlich unsanft in einen der kleinen, dreckigen Zellen geschmissen.
In der Zelle nebenan, saßen bereits ein Dutzend schmierige Säufer, welche mir begeistert zu riefen und pfiffen, was ich so gut es ging aus zu blenden versuchte, während ich es mir auf dem wenigen Stroh versuchte bequem zu machen. So kam es das ich am Ende,  bestimmt mehrere Stunden damit verbrachte an die Decke zu starren und zu hoffen das wenigstens Jack es schaffte zu fliehen. Leider wurden meine Gebete nicht erhört und ich enttäuscht,  denn mir wurde ein Bewusstloser Jack wortwörtliche vor die Füße geschmissen. Besorgt betrachtete ich ihn und versuchte ihn wach zu kriege, indem ich ihm mehrmals etwas fester auf die Wangen schlug, was nach einiger Zeit auch tatsächlich zu wirken schien, „ Mmh...Was ist denn?" fragte er verwirrt. „ Wir sitzen im Knast und werden morgen gehängt, aber sonst nichts." gab ich ihm zur antwort. „ Was !?" er fuhr erschrocken hoch. Ich fing an zu lachen, keine Ahnung warum, aber es tat gut zu wissen nicht alleine sterben zu müssen. Beruhigt registrierte ich das auch er lachen musste. Mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht fragte er plötzlich:" Wie heißt du überhaupt?" „ Jane Norrington" verkündigte ich feierlich meinen Namen und verbeugte mich leicht. „ Und du bist wirklich seine Schwester?" fragte mein Zellengenosse ein weiteres mal nach, damit er auch wirklich sicher gehen konnte sich nicht verhört zu haben. „ Ja." gab ich zu. „ Er lässt seine Schwester töten? Was für eine Missgeburt ." kam es von Jack. „ Ganz meine Rede" stimmte ich zu. Mehr sprachen wir nicht.

Als es später wurde, und die Kälte langsam anfing sich in unsere Knochen zu fressen begann ich langsam zu zittern. Es verstrichen ein paar weitere Minuten, in denen nur noch das klappern meiner Zähne und das schnarchen der Trunkenbolde nebenan zu hören war, bis s Jack mich von der Seite komisch anschaute. „ Wa..a.s?" fragte ich, stotternd, da ich so am frieren war.„ Warum zitterst du?" fragte er dumm nach„ Mi..ii..r i..st kaa..alt" sagte ich weiterhin zitternd, aber dennoch mit einem ironischen Unterton.  Daraufhin  sagte er nichts mehr.
Plötzlich legte sich ein Arm um mich und zog mich zu dem dazugehörigen Körper. Erst wusste ich nicht wie ich reagieren sollte, doch als ich merkte wie mir schlagartig wärmer wurde, kuschelte ich mich näher an ihn und flüsterte noch ein leises „ Danke" bevor ich in das Land der Träume driftete.

Jane NorringtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt