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Es dauerte nur knapp zwei Tage bis wir im Hafen von Port Royal anlegen konnten. Jack und ich beschlossen alleine an Land zu gehen um die Menschen nicht all zu sehr zu erschrecken. Wir brauchten nicht lange bis wir an James Haus ankamen. Als ich vor der Tür stand zitterte ich sehr vor Aufregung. Ich hatte seit Monaten keinen Kontakt mehr mit meinem Bruder gehabt. Was er wohl sagen wird? Wird er uns wieder direkt gefangen nehmen? Ich wusste das dieses Risiko bestand und zudem auch noch ziemlich hoch war, umso glücklicher war ich, als ich Jack mir mitteilte das er mich begleiten würde. Mit einer Hand strich ich vorsichtig über meinen Bauch, welcher schon recht groß und rund war, mit der anderen Hand klopfte ich zaghaft an die Tür. „ Du musst schon lauter klopfen, wenn du willst das er dich hört." flüsterte mir Jack, welcher hinter mir stand, ins Ohr. Also klopfte ich ein weiteres mal, diesmal allerdings etwas kräftiger. Es kostete mich einen unheimlichen Mut meinen Plan mit der Versöhnung wirklich durch zu ziehen.

Langsam öffnete sich die Tür und mein Kopf war wie leer gefegt. Was machte ich hier überhaupt? Ich stand nach Monaten vor seiner Tür, mit meinem Ehemann und seinem Kind in mir. Wie das wohl aussehen musste? Ich könnte es James nicht verübeln, wenn er uns auf der Stelle wieder weg schicken würde. „ Was wollt ihr hier?" fragte er unfreundlich als er uns erblickte. „ Also ich... ich wollte..." fragend blickte ich zu Jack, welcher mir darauf hin zuversichtlich zunickte. „ Also ich wollte mit dir reden, in Frieden, ohne Streit." platzte es aus mir heraus. „ Worüber? Über das Teufelskind in dir? Nein danke!" dabei klang er so abfällig das ich mit den Tränen kämpfen musste um nicht vor ihm weinend zusammen zu brechen. „ Bitte James. Nur kurz, du musst mich anhören bitte." flehte ich. „ Na gut, wenn es sein muss." seufzte er genervt und schaute sich noch kurz in der Gegend um, damit auch wirklich niemand mitbekommt das ich und Jack in sein Haus durften. „ Also worüber willst du oder wollt ihr mit mir reden?" fragte er nachdem wir uns an den Esstisch gesetzt hatten. „ Wie du weißt lebe ich ja nun bei Jack," fing ich an, : „ Und da das Leben auf dem Meer recht gefährlich ist und man jeder Zeit sterben könnte, wollte ich dich um Verzeihung bitten und mich mit dir wieder versöhnen." sprach ich meine Gedanken aus. Das er sich eigentlich bei mir entschuldigen müsste ließ ich einfach links liegen, es war besser bei einem solchen Gespräch keinen unnötigen Streit zu provozieren. „ Wieso? Wieso jetzt? Weil du dein erstes Kind erwartest und du nur versuchst es mir unter zu jubeln damit du weiter mit deinem dreckigen Piraten kindische Abendteuer erleben kannst?" fragte er gerade heraus. Seine Worte verletzten mich und ich merkte auch wir Jack sich anspannte und wohl schon Mordpläne schmiedete. „ Nein James. Ich will das wir uns vertragen, weil ich vor ein paar Wochen nur knapp dem Tode entkommen bin und ich mit einer solchen Fehde die Welt nicht verlassen will. Ich will in Frieden ruhen wenn meine Zeit gekommen ist." „ Du wärst fast gestorben? Ich dachte der Pirat," dabei zeigte er auf Jack, : „ passt auf dich auf?!" er wirkte sehr empört. „ Du warst es doch, der sie erst vor ein paar Monaten am Strick baumeln lassen wollte!" rief Jack nun sehr aufgebracht. „ Aber.." fing James an, doch ich unterbrach ihn: „ Aber ich lebe noch, und zwar hoffentlich noch lange, also James nun sag schon. Verzeihst du mir?" „ Nein, nicht ich dir, sondern du musst mir Verzeihen. Ich wollte dich, meine eigene Schwester umbringen! Ich war so ein Narr!" „ Ja allerdings." kam es leise von Jack, welcher dafür von James und mir böse Blicke kassierte. Entschuldigend hob er die Hände. „ James da wäre noch was." redete ich weiter. Interessiert sah er mich an. „ Also da unser Leben auf See so gefährlich ist möchte ich das mein Kind einen Taufpaten hat damit es nach unseren Ableben eine Bezugsperson hat. Du kannst ablehnen, aber ich würde mir wünschen das mein Kind nach meinem Tod bei dir aufwachsen würde." gespannt sahen Jack und ich ihn an. Er nickte langsam und fing dann an zu sprechen: „ Ausnahmsweise weil du es bist Jane." Vor lauter Freude rannen mir die Tränen über die Wangen. Über Glücklich viel ich meinem Bruder in die Arme...

Es waren bereits mehrere Monate vergangen und ich hatte eine kleine wunderschöne Tochter auf die Welt gebracht. Gott dankte ich täglich für ihre Gesundheit. Die Namensgebung stellte für uns kein Problem dar, denn Jack und ich einigte uns ziemlich schnell auf den Namen Ann.

Während Jack auf die kleine Ann aufpasste gingen Anna und ich an Land um mir ein Brautkleid zu kaufen. Wir brauchten einige Zeit bis wir den richtigen Laden und somit auch das richtige Kleid fanden. Es war ein weißer Traum aus Tüll und Seide. Ich hatte selten ein so schönes Kleid gesehen und war stolz es nun mein eigen nennen zu dürfen. Nun müssten wir nur noch ein Taufkleidchen für die kleine Ann finden, denn Jack und ich hatten beschlossen unsere kirchliche Hochzeit mit der Taufe unserer Tochter zu verbinden.

Nachdem wir auch dieses Kleid gefunden hatten waren wir zwar in ein paar Münzen ärmer, aber dennoch sehr zufrieden. Jack würde nur eine seiner Hosen und ein sauberes, weißes Hemd tragen.

Die Hochzeit würde erst in zwei Tagen statt finden, doch schon am nächsten Tag, also einen Tag vor der Hochzeit, war ich zu aufgeregt um etwas zu essen geschweige denn zu schlafen. Die Hochzeit bzw. die Taufe würde auf einer abgelegenen, paradiesischen Insel statt finden. Anna und ich hatten schon Wochen vorher angefangen alles zu planen und die Gäste einzuladen. Jack und ich wollten nämlich nicht zu viele Gäste bei unserer Hochzeit und der Taufe unserer Tochter dabei haben, deswegen haben Anna und ich nur die wichtigsten eingeladen.

Heute war es so weit. Der Tag unserer Hochzeit und der Taufe unserer Tochter. Ich stand schon früh auf um mich fertig zu machen, Anna half mir natürlich dabei. Auch Ann machten wir hübsch, für diesen einen besonderen Tag. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich fertig waren, aber es hatte sich gelohnt. Während ich in meinem wunderschönen, weißen Brautkleid aussah wie eine Königin, sah die kleine Ann aus wie eine schöne Prinzessin. Bei unserem Anblick traten mir die Tränen in die Augen. Ich war so froh das dieses Abendteuer so gut ausgegangen ist und niemand zu Schaden gekommen ist. Und dafür dankte ich Gott jeden Tag aufs Neue. Und ich betete für einen weiteren guten Verlauf unserer Geschichte.

Als gegen Mittag die Gäste eintrafen und ich mit James an meiner Seite zum Traualtar schritt schaute ich Jack in die Augen und wusste ich war die glücklichste Frau auf dieser Welt.

Jane NorringtonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt