Jason
Aufgeregt schaute ich auf das vom Regen nasse Papier, dass ich zwischen meinen zitternden Händen vor Vorfreude beinahe zusammenknüllte. Endlich...bald ist es soweit.
Tränen brannten in meinen Augen, ich konnte es gar nicht richtig glauben, doch ich musste meine Tränen zurückdrängen, wenn es eines gab was ich auf der Straße gelernt hatte, dann, dass man möglichst keine Schwäche nach außen zeigen sollte. Wer schwach ist, ist auch verletzlich und wer verletzlich ist hat schon verloren, zumindest auf der Straße.
Ich schaute wieder auf das Bild, das der Zeitungsartikel neben den Text beherbergte. Es zeigte ein etwa 14 Jähriges Mädchen, das eine Geige mit einer Hand auf ihrer Schulter abstützte und mit der anderen Hand schwungvoll den Bogen hob.
Ihr schmales Gesicht, das zwischen blondem Haar halb verdeckt war, sah konzentriert aus und es zeichneten sich leichte Konzentaration-Falten auf ihrer Stirn ab. Ihre Augen waren geschlossen, aber ich wusste dass sie blau waren, himmelblau. Genau wie meine.
Mein blick saugte jedes kleinste Detail des Mädchens auf: Ihre Sommersprossen, die sich auf ihren Wangen verteilten, die kleinen Grübchen, die sich an ihren Mundwinkel bildeten, ihre langen Wimpern...
Als ich das Gefühl hatte das Bild mit meinen bloßen Blick zu zerknittern, blickte ich weg. Als mir auffiel, dass ich noch nicht den dazugehörigen Text gelesen hatte, schritt ich mit lautlosen Schritten zu der nächsten Straßenlaterne und hielt die Zeitung in das Licht der Lampe.
Dann begann ich zu lesen, zumindest versuchte ich es. Zwar war ich nur bis zur 7. Klasse in der Schule, also schon drei Jahre her, aber damals war ich der Beste in der Klasse und zusätzlich hielt ich mich im Lesen fit in dem ich die Straßenschilder zu entziffern versuchte.
Ich merkte gerade, dass ich abschweifte als ich mich an den Text zu schaffen machte, das, wie ich merkte ein Interview war.
Das meiste handelte von ihrer Fähigkeit Geige zu spielen: große Leidenschaft...mehr als nur ein Hobby...mein ein und alles....
Als ich schon fast am Ende angelangt war, die Hoffnung auf etwas Brauchbares zu stoßen schon aufgegeben und meine Augen wieder anfingen zu brennen, war ich umso mehr überrascht als ich den letzten Absatz las:
Bei Rachels nächsten Konzert nächsten Samstag um 15 Uhr sind alle herzlich eingeladen. Es findet in der Kasernenstrasse 14 statt.
Fassungslos vor Glück starrte ich auf den Text. Überwältigt lehnte ich mich an die Laterne und rutschte an ihr hinunter bis ich auf den harten Teer saß. Dann blickte ich in den Sternenhimmel und schloss die Augen. Die nächtliche kälte Drang in mir ein, doch ich spürte nur Wärme.
Ist es reiner Zufall, dass ich hier in der gleichen Stadt bin? Ob sie vielleicht auch hier wohnt? Ob sie sich an mich erinnert? Ob sie mich wiedererkennt? Tausende Fragen gingen mir durch den Kopf. Ich hatte Angst und gleichzeitig durchflutet mich neuer Mut. Doch die eigentliche Frage, wovor ich an meisten Angst hatte war: Wie würde sie reagieren?
Kopfschüttelnd blätterte ich die Zeitung durch und landete auf der Seite mit ihrem Artikel. Ich schaute auf das Bild hinab, das ich voller Zuneigung beugte. Dann strich ich sanft mit meinen Fingern über ihr Gesicht als wäre es statt ein Bild ein lebendiger Mensch. Ich beugte mich über der Abbildung des Mädchens und flüsterte:“Bald sind wir wieder vereint, liebe Schwester“Dieses Kapitel ist ganz schön kurz, hoffe es gefällt euch Lesern trotzdem
DU LIEST GERADE
Der Straßenjunge, der behauptete mein Bruder zu sein
Teen Fiction„Wer bist du?", fragte ich verwundert den Jungen mir gegenüber. Sein schmales, dreckiges Gesicht war übersät von kleinen Schrammen und ein paar Narben. Wäre seine ordentliche Kleidung nicht, hätte ich ihn für einen Straßenjungen gehalten. „Das wirs...