Rachel
Ich flog über Täler und Wiesen. Immer höher und weiter, der Unendlichkeit entgegen. Ich war berauscht von diesem Gefühl der Freiheit, wollte, dass es niemals aufhörte.
Doch plötzlich fiel ich. Ich fiel hinein in die plötzlich aufkommende Dunkelheit. Ich versuchte zu schreien, doch alles was meinem Mund entfuhr war ein verzweifeltes Keuchen.
Auf Einmal spürte ich warme Hände unter meinem Rücken. Rettende Hände. Langsam schaute ich auf und blickte in ein schmales Gesicht eines blonden Jungen. Ich schaute dankend in seine himmelblaue Augen. Dann bemerkte ich wie er den schmalen Mund öffnete um etwas zu sagen. Ich war gespannt auf seine Worte, doch ich zuckte verwirrt zusammen als ihm ein nervtönendes Klingeln entfuhr.
Driiiiiiiiiiiiiing...........Driiiiiiiiiiiiiing
Stöhnend schlug ich auf den Kopf des Weckers. Während ich verschlafen über den Traum nachdachte und weshalb mein Wecker an einen Sonntag klingelte, stand ich langsam auf und schlüpfte in meinen Pantoffeln.
Nachdem ich mir meine Kleidung ausgesucht habe schlurfte ich langsam aus meinem Zimmer, das hellgrüne Wände hatte, die meistens von Bildern von mir oder meinen Freunden, die nicht zahlreich waren, verdeckt wurde. Unter dem Fenster stand ein großes Bett, das gegenüber meinem Schreibtisch positioniert war. Gerade ging ich an meinen langen Schrank vorbei, der neben der Tür stand, die ich langsam aufriss.
Ich stolperte die Treppe hinunter zur Küche, wo bereits Mum, mein Kakao und mein Nutellabrot auf mich wartete. Ich widmete mich aber nur letzteres.
Doch sobald ich mich niederließ fing Mum schon an mich mit unnötigen Fragen zu löchern, wie etwa ob ich gut geschlafen habe, woraufhin ich nur zustimmend brummte und mich wieder dem Bestreichen meines Nutellabrots widmete.
Doch wieder hinderte Mum mich daran dem Leben des Nutellabrots ein rasches Ende zu bereiten, indem sie fragte:" Und bist du schon aufgeregt?" Ich, die keine Ahnung hatte wovon sie sprach setzte nur meine Ich-habe-keinen-blassen-Schimmer-wovon-du-redest Blick auf, doch da Mum gerade an dem Ofen beschäftigt war, und so mit dem Rücken zu mir stand, bemerkte sie meine Miene nicht, deshalb sagte ich etwas genervt:" Warum sollte ich denn aufgeregt sein? Das Aufregendste das ich heute wohl machen werde ist die Fernbedienung zu heben und drauf rumzudrücken."
Sie drehte sich um und da sah ich ihren entrüsteten Blick. "Du weist wirklich nicht wovor du aufgeregt sein sollst?" "Naja außer die Fernbedienung zu heben meinst du? Nein, eigentlich nicht...Außer...Achja genau ich muss heute ja noch die Chipstüte aufbekommen. Ganz schön viel Aufregung an einen Tag, nicht?", entgegnete ich, den letzten Teil in sarkastischen Unterton.
Auch wenn ich weiß, dass ich Ärger deswegen bekomme, weil Mum Sarkasmus nicht leiden kann, konnte ich mir diesen Kommentar nicht verkneifen. Und da kam er auch schon, der Anschiss:" Fräulein, du weißt ganz genau, dass du da etwas riskierst. Zügel deine Zunge. Und wenn ich schon dabei bin, deine Zunge soll auch bei deinem Interview gezügelt bleiben, dass du heute geben sollst!" Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: das Interview!
Ich will zwar nicht damit angeben, doch ich war stolz auf meine Geigenkünste, die mir den Zutritt zu einer völlig neuen und für meine Altersgruppe (14) unbekannten Welt eröffnet hat. Klar, ich bin deshalb auch etwas eingeschränkt in meiner Freizeit: statt nachmittags mit Freunden ins Kino zu gehen, verbessere ich meine Geigen-Fähigkeit. Auch mit Jungs habe ich nicht viel am Hut, obwohl ich eher zu den hübscheren Teil der Schule gehöre. Einerseits weil ich nicht sonderlich beliebt bin und andererseits, weil ich in meiner Freizeit, wie schon gesagt nicht sonderlich viel Freiraum habe, da sie alle verbucht sind mit üben, Konzerte und so...
Und heute werde ich für mich bisher das größte Interview geben, das mich noch etwas berühmter machen wird. Ob das gut ist? Naja, Mum war diejenige die das besonders begeisterte, ich hingegen....naja ich wollte ja auch irgendwie meine, ich nenne es jetzt einmal "Gabe" ausnutzen und damit vielleicht einmal Geld verdienen, aber....
" Rachel dein Kakao wird kalt wenn du noch länger Löcher in die Luft starrst!", holte Mum mich aus meiner Gedankenwelt. Seufzend ordnete ich mich den Willen meiner Mutter unter und trank hastig meinen Kakao leer, der in einer albernen Mickey Maus Tasse war.
Nachdem ich meinen Abtrocknen-Dienst Folge gewähren musste(unsere Spülmaschine ist kaputt) und mich im Bad für den Tag frisch gemacht habe bemerkte ich etwas an meinem Spiegelbild.
Gut, ich sehe immer noch gleich aus wie davor: Meine blonden Haare hingen mir etwas gewellt bis zu meinen Schultern hinunter und verstecketen dabei meine Ohren, die man nur noch leicht erkennen konnte. Meine auffällig himmelblauen Augen waren in leichten Augenringen gebettet, zwischen ihnen meine etwas zu klein geratene Nase. Und schließlich noch mein fülliger Mund, der sich sich zwischen den leicht hervortretenden Wangenknochen befand, die übersät waren von kleinen Sommersprossen.
Was mich jedoch stutzen ließ, ist, als ob ich dieses Gesicht heute schon einmal gesehen hätte, nur in einer anderen Form und nicht als ich. Wie eine Art Deja vu. Je genauer ich mich versuchte daran zu erinnern, desto mehr entgleitet mir die Erinnerung. Eigentlich kein Wunder, dachte ich mir. Mich an Sachen zu erinnern, daran war ich nie gut und werde es auch nie sein. Ich kann mich ja kaum an meine Kleinkinderzeit erinnern. Im Gegensatz zu meiner besten Freundin Grace, die sich noch gut an ihren Kindergarten erinnern kann, kann ich nur ein verschwommenes Bild ausmachen, das aus vielen Kindern besteht. Eigentlich komisch, da ich ja wie schon gesagt nicht sonderlich beliebt bin und ich glaube dass ich auch damals sehr schüchtern und zurückhaltend war, sagen jedenfalls meine Eltern.
Während ich mich gedankenverloren auf den Weg in meinen Zimmer begab, trat ich nichts wissen auf einen Waschlappen der nass am Boden lag. Mit meinem Glück stolperte ich und wäre beinahe die steile Treppe hinuntergefallen, konnte mich jedoch noch am Gelände festhalten. Als mir es endlich einfiel: Der Junge im Traum, er sah fast aus wie ich, nur eben männlich. Dieses schmale Gesicht, das blonde Haar und die himmelblauen Augen....
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, wieso sollte ich mir den Kopf über einen unnötigen Traum zerbrechen? Laut einer Studie drücken Träume ja nur Wünsche oder Ängste aus. Das ist es wahrscheinlich. Ich wünschte mir ja einen Bruder, der mich unterstützt.
Aber trotzdem hinderte mich etwas daran, anzunehmen, dass das liebenswerte Gesicht des Jungen nur eine Form meiner Fantasie ist...Na? Wie findet ihr's?
Was haltet ihr von ihrer 'Musikkarriere'?
Sonst wie immer Verbesserungsvorschläge und Unklarheiten usw.
Bb
DU LIEST GERADE
Der Straßenjunge, der behauptete mein Bruder zu sein
Fiksi Remaja„Wer bist du?", fragte ich verwundert den Jungen mir gegenüber. Sein schmales, dreckiges Gesicht war übersät von kleinen Schrammen und ein paar Narben. Wäre seine ordentliche Kleidung nicht, hätte ich ihn für einen Straßenjungen gehalten. „Das wirs...