❥ Kapitel 3

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Zu unserem Glück kamen wir lebend bei dem Restaurant namens Pearl an. Schon beim Näherkommen konnte man erkennen, wie voll der Laden eigentlich war. »Sollte es nicht eine kleine Party werden?«, fragte ich Sam und zog die Augenbrauen zusammen. »Davon war nie die Rede gewesen liebes«, antwortete er und tätschelte meine Wange.

»Na ja ... davon bin ich irgendwie ausgegangen.« Einfach, weil ich es so haben wollen würde. Aber das war schließlich nicht meine Verlobung. Mein bester Freund hakte sich bei mir unter und zog mich einfach mit sich.

Einige Minuten später standen wir vor dem glücklichen Pärchen. Jedoch nicht das Pärchen, welches ich erwartet hätte. »Samy mein kleiner Bruder!«, quietschte seine Schwester und warf sich in seine ausgebreiteten Arme. Sie war klein, noch kleiner als ich und ich hatte nicht gerade die Größe eines Riesen.

Sam hielt sie an den Schultern von sich fern und grinste breit. Sie hatte genauso volle Lippen wie ihr kleiner Bruder. Nachdem sie sich ausgiebig mit ihrem Bruder begrüßt hatte, wand sie sich mir zu. »Hallo du musst Freya sein, schade eigentlich, dass wir uns noch nicht kennengelernt haben. Ich bin Lexie!« Sie streckte mir ihre Hand hin, die geziert war mit perfekt manikürten Nägeln.

»Ja ... ähm ...«, fing ich an, doch Lexie unterbrach mich, indem sie mir ihren Partnerin vor die Nase schob. »Und das ist meine Freundin Bella!« Der schwarzhaarige, gelockte Schopf von Lexie tauchte über Bellas Schulter auf. Sie stand schon auf Zehnspitzen und man konnte gerade so noch ihre Nase erkennen.

Bella schien die Situation mehr als unangenehm zu sein. Entschuldigend lächelte mich die Blondhaarige an. Ein schönes aschblond, auf welches ich immer neidisch gewesen war, als ich klein war. Genau solches Haar hatte auch meine Schwester gehabt. Sofort verdrängte ich die Gedanken an sie wieder in die hintersten Winkel meines Hirns.

»Es freut mich, das ihr erschien seid«, meinte Bella und ihre Augen, die in einem hellen Blau strahlten, lagen forschend auf mir. Ihr Blick wollte nicht zu ihrem Lächeln passen. Hilfe suchend blickte ich zu Sam. Warum hatte er mir nicht erzählt, dass auch seine Schwester vom anderen Ufer kam? Nicht das ich was dagegen hatte, aber es wäre trotzdem schön gewesen es zu wissen.

»Danke für die Einladung und auch das Kleid«, bedankte ich mich mit einem schwachen Lächeln. Wobei ich eher gewusst hätte, wie sie dieses Kleid jemals getragen hatte. Sie war so klein, vermutlich hätte sie es die ganze Zeit über anheben müssen, falls es irgendwann zum Einsatz gekommen war.

Warum machte ich mir genau in dem Augenblick Gedanken über die kurzen Beine von Lexie? »Kommt! Ich zeige euch euren Platz, natürlich sitzt ihr bei uns«, plapperte die Schwarzhaarige drauf los und zog ihren Bruder, sowie ihre Verlobte an den Händen mit sich. Zögerlich folgte ich den drei durch die Tischreihen.

Gelächter und lautes Geplapper war zu hören. Einige Male wurden Lexie und Bella aufgehalten und in ein Gespräch verwickelt, aus jedem jedoch konnten sie sich wieder herauswinden. An der letzten Tischreihe blieben wir stehen und Lexie deutete auf zwei freie Plätze. »Setzt euch doch.«

Nachdem wir uns gesetzt hatten, wand ich mich mit leiser Stimme an Sam: »Ist mit den beiden alles okay? Bella scheint ein wenig steif zu sein.« Mein bester Freund schaute mich aus seinen hellbraunen forsch an. »Sie sind bestimmt nur nervös«, flüsterte er zurück. Nickend lehnte ich mich zurück und streifte mir meine Jacke von den Schultern, warf sie anschließend über die Stuhllehne.

Ich ließ mein Blick durch das Restaurant gleiten. Die Wände waren voll mit goldenen Ornamenten, die einem sofort ins Auge stachen. Es waren mehrere Tischreihen aufgestellt worden und mit weiß, blauem Gedeck ausgestattet. Auf der Unterlippe kauend griff ich nach der schön angerichteten Serviette und faltete sie auseinander und zusammen, einige Male tat ich dies, ehe Sam mir seine Hand auf die Finger legte.

»Man sieht dir förmlich an, dass du nervös bist.« Unschuldig sah ich meinen besten Freund an. »Du weißt genau, dass ich nicht so auf riesige Veranstaltungen stehe«, murmelte ich zurück, senkte die Augenlider für einige Sekunden.

Dies war jedoch nicht immer so gewesen. Früher, also vor wenigen Monaten, hatten meine Schwester und ich uns regelmäßig auf solche Veranstaltungen geschlichen. Meist, weil wir keine persönliche Einladung hatten. Immer hatte mich Mary zu solchen Sachen überredet, dabei war ich nie eine von den bösen Mädchen gewesen.

Aber Mary liebte das Leben. Selbst mit vierundzwanzig Jahren konnte sie das Kind sein einfach nicht lassen. Da half ihr Job als Anwaltsgehilfin damals auch nicht. Erwachsen werden war nie einer ihrer Pläne gewesen. Traurig lächelnd umkreiste ich mit meinem Daumen meine eigene Handfläche.

Mary hatte es nicht verdient so früh zu sterben. In vier Jahren würde ich sie mit dem Alter überholen. Älter sein als sie es bei ihrem Tod war. Schwer schluckend schüttelte ich den Kopf, biss die Zähne zusammen und blickte hoch.

Bellas Blick lag aufmerksam auf mir, sie saß mir gegenüber. Als sie meinen Blick bemerkte lächelte, sie schmallippig. Ihr aschblondes Haar reichte ihr bis zum Kinn und war leicht gelockt, was irgendwie ziemlich süß aussah.

»Ist«, ich räusperte mich und erhob ein wenig die Stimme, damit sie mich auch hören konnte, »habe ich irgendwas im Gesicht?« Bella schüttelte ihre kleinen Locken. »Nein, nein. Aber du hast eine große Ähnlichkeit mit jemanden, den ich mal kannte.«

»Sagt man nicht, jeder hat einen Zwilling auf der Erde! Oder waren es sieben?«, mischte sich Samy in das Gespräch ein und beugte sich vor, stürzte seine vollen Lippen. Seine Schwester fing an zu kichern. »Wie weise du doch immer bist kleiner Bruder!«, lobte sie Sam, was mich die Augen verdrehen ließ.

Ich hatte Sam vor vier Jahren kennengelernt und seitdem waren wir ein Herz und eine Seele, dennoch bin ich niemals seiner Familie begegnet. Er meinte immer nur, es würde sich nicht lohnen. Ich hatte ihm geglaubt und ihn nicht bedrängt. Jetzt wusste ich auch warum. Lexie war so aufdringlich, dass es schon nervig war.

Sie plapperte die ganze Zeit auf ihren Bruder ein, wechselte irgendwann dann auf ihre Verlobte. Zum Glück ließ sie mich in Ruhe. Seufzend lehnte ich mich an meinen besten Freund, wartete darauf, dass das Buffet eröffnet wurde.

Doch als plötzlich ein großgewachsener Mann hinter Bella auftauchte und ihr einen Kuss auf den Scheitel gab, wurde ich neugierig. Sie hatten die gleichen aschblonden Haare und die hellblauen Augen. »Hallo Schwesterchen«, begrüßte er sie.  

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Ich wollte mich einfach bei euch bedanken,  hätte gar nicht mit so viel positiver Rückmeldung in den ersten Tagen gerechnet!  Danke vielmals und ich hoffe die Geschichte wird euch weiterhin gefallen!  ❤

Enymir - No magic is infinite  #AtriumAward #IceSplinters18 #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt