Enymir - No magic is infinite #AtriumAward #IceSplinters18 #TeaAward2018

❥ Kapitel 22

»Aber wie ist das möglich?«, stieß ich ungläubig aus. »Ich bin doch ein ganz normaler Mensch!«, fügte ich hinzu. Doch als mein Blick zu Mutter glitt, war ich mir dessen gar nicht mehr so sicher. Etwas lag in ihrer Mimik, was mich zweifeln ließ an meinen Worten. »Oder ist es nicht so? Ich habe immerhin keinerlei Kräfte!«

Wut brauste sich in mir auf, darüber das mein Leben eine einzige Lüge war. Dies wurde nur noch mehr bestätigt durch die nächsten Worte von ihr. »Nein du bist kein Mensch, du bist genauso wie ich ein Enymir«, sprach sie das aus, wovor ich mich so gefürchtet hatte. Für einige Augenblicke setzte mein Herz aus, ehe es doppelt so schnell wie vorher begann wieder zu schlagen.

»Nein ... nein«, murmelte ich und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie hat doch keinerlei Kräfte«, warf nun auch Samy ein und griff nach meiner Hand, drückte diese kräftig. »Freyas Vater hat damals ein Feuerzauber über sie und Mary gelegt. Jedoch hat es sich vor fünf Jahren bei Mary verflüchtigt, was gegen unsere Erwartungen war.«

»Interessant. Ein Feuerzauber«, schmunzelte Magnus und legte den Kopf schief. »Was ist das?«, platzte es natürlich sofort aus mir heraus. Ich wollte nicht wieder die einzige sein die keine Ahnung hatte von dem Gesprochenen. »Ein Feuerzauber wird von Hexen des Feuers über Wesen des zweiten Lebens gelegt, meist wird es bei Kinder angewendet, und er blockiert ihre Kräfte, wenn diese noch nicht zum Vorschein gekommen sind«, klärte mich Samy schnell auf, sodass meine Mutter weiter reden konnte.

»Das der Alpha ihn durchschaut hat wundert mich ehrlich gesagt nicht, schließlich wusste er, das du meine Tochter bist«, Mutter strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und zuckte mit den Schultern. Eine Frage brannte mir auf der Zunge, die ich mir schon seit Jahren stellte. »Und warum habt ihr uns dann allein gelassen?«

Eine gefühlte Ewigkeit verstrich, in den wir uns einfach nur gegenseitig in die Augen blickten. Die Zeit schien sich wie Kaugummi hinzuziehen, während ich auf eine Antwort von ihr wartete. »Wir dachten an die Sicherheit.« »An die Sicherheit von wem?«, fauchte ich sie an. »Ganz sicher nicht an unsere.«

Samy gab ein zustimmendes Schnauben. »Mary hatte es wirklich nicht leicht gehabt, nachdem sie herausgefunden hat, dass sie eine Kiber ist«, informierte mein bester Freund meine Mutter. Nicht einmal ich wüsste über ihre Erfahrungen Bescheid, über das was sie erlebt hat, nachdem sie ihre Fähigkeiten entdeckt hatte.

Die Miene meiner Mutter versteifte sich, wurde zu einer unergründlichen Maske. »Wir hatten Prioritäten zu setzen.« »Was ist wichtiger als das Leben eurer Kinder?«, ich wollte diesen Satz hinausschreien, doch letztendlich wurde nur ein Flüstern daraus.

»Layka. Sie ist das Wichtigste für uns.« Es tat weh dies zu hören, obwohl ich nicht einmal wusste, wer oder was Layka war. Jedoch hörte es sich verdächtig nach einem Mädchennamen an. Konnte es sein das ... ? Nein, niemals. Nach uns hatten sie bestimmt keine Kinder mehr gewollt, gar bekommen.

Doch dies sollte sich als Fehlgedanke herausstellen. Wenige Minuten später betrat mein Vater das Zimmer, das schimmernde, schwarze Haar hatte er nach hinten gegellt und an seiner rechten Hand hatte er ein kleines Mädchen dabei. Sie musste nicht einmal vier Jahre alt sein.

Doch das was mir Tränen in die Augen trieb, war nicht ihr Alter und die Tatsache das sie mir bis dato verheimlicht wurde, sondern die verdammte Ähnlichkeit zu Mary. Zwar hatte sie dunkles, fast schwarzes Haar wie Vater, doch ihre Gesichtszüge waren den von Mary bis aufs kleinste Detail gleich. Dabei war sie noch so jung.

Ihr Haare waren zu kleinen Kringel locken geformt und hüpften um ihre Schultern herum. Ihre kleinen, dennoch vollen Lippen waren ängstlich verzogen und sie klammerte sich an Vaters Hand, sodass seine Knöchel weiß hervortraten. Die Pausbacken verschwanden zur Hälfte hinter seinem Bein und die tiefblauen Augen starrten mich ununterbrochen an, zitterten dabei jedoch leicht hin und her.