❥ Kapitel 12

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Es stellte sich heraus das es keine gute Idee gewesen war, seine Aussage zu bestätigen. Hätte ich mich doch mal lieber als meine Schwester ausgegeben und so getan als, ob ich Bescheid wüsste. Seine Nasenlöcher bebten, als er hörbar Luft ausstieß. Kurz darauf packte er mich am Hals und hob mich in die Höhe.

Ich wurde gegen den Kühlschrank gedrückt und spürte die Kälte in meinem Rücken. Es war unangenehm und wenige Sekunden später versuchte ich röchelnd Luft zu holen. Doch mit seinen wulstigen Fingern schnürte er mir diese ab, ich konnte nichts tun, als verzweifelt mit meinen Beinen zu strampeln.

Am liebsten hätte ich um Erbarmen gefleht, doch durch den Mangel an Sauerstoff war auch dies nicht möglich. Tränen stiegen mir in die Augen, während meine Nägel vergeblich über die Haut an seinem Handgelenk kratzten. Es schien zwecklos, bis eine etwas tiefere Stimme das Wort erhob. »Ist gut Eric!« Augenblicklich ließ mich der Muskelbepackte Eric los und ich kam unsanft und unsicher auf den Füßen auf.

Im Türrahmen erschien die zierliche Clara. Lässig lehnte sie sich an diesen und ließ ihre braunen, fast schon schwarzen Augen über die Küche wandern. »Du solltest hier öfter aufräumen«, tadelte sie mich, als wäre ich ihre Tochter und keine Fremde. Endlich konnte auch ihr Gesicht erkennen. Spitz zulaufendes Kinn und sehr markante Gesichtszüge. Ihr schwarzes Haar wellte sich leicht und schien zu schimmern.

Diesmal jedoch hielt sie mir nicht Marys Halskette unter die Nase. Langsam rappelte ich mich auf und wischte mir den imaginären Dreck vom Hintern. »Was ... wollt ihr ...?« Fragend schoben sich meine Augenbrauen zusammen und ich blickte zwischen den zwei hin und her. Clara zog sich einen Stuhl heran und ließ sich auf diesen fallen.

Eric machte sich derweil wieder an meinen Schränken zu schaffen. Und ich? Na ja ich stand unschlüssig in meiner eigenen Küche herum und beobachtete die Beiden, als wäre es ihr Heim und nicht meines. Mein Blick glitt zu Claras Händen und auch auf diesen konnte ich die schwarzen Male erkennen, welche mich schwer schlucken ließen.

»Wir wollen Informationen, welche Mary mit ins Grab genommen hat. Nur vermute ich, dass sie es vorher jemand anvertraut hat.« Vielsagend sah mich Clara an. Natürlich dachte sie, ich wüsste etwas. Das Mary mir von dem Schlüssel und der letzten Hexenart erzählt hatte. »Ich weiß nichts«, schoss es aus meinem Munde wie aus einer Pistole. Erstaunt hoben sich die perfekt gezupften Augenbrauen von ihr.

»Und leider glaube ich es dir nicht.« Mitleidig sah sie mich an, auch wenn dies höchstwahrscheinlich gespielt war. Geschmeidig erhob sie sich, wobei um ihre Füße ein schwarzer Schatten tanzte – ganz so als hätte dieser sich selbstständig gemacht. »Du wirst uns verraten, was du weißt oder wir werden leider härtere Maßnahmen ergreifen müssen.« Die Drohung ging mir durch Mark und Bein.

Innerhalb von wenigen Sekunden stand sie vor mir und ihre langen, spitzen Fingernägel strichen über meine Wange. »Du hast wirklich Poren reine Haut. Da wird man glatt neidisch.« Ein gellender Schrei verließ meine Lippen, als sie urplötzlich ihre Fingernägel in meine Haut grub. Ich spürte förmlich, wie diese durch meine Haut drangen und dort im Fleisch wühlten. Wieder traten Tränen in meine Augen, die schließlich meine Augenwinkel verließen und über meine Haut liefen.

Kein normaler Mensch könnte dies mit seinen Fingernägel bewirken, was meine Vermutung – das beide keine Menschen waren – bestätigte. Der Schmerz stieg auf der Skala immer höher und ihr verschlagenes Lächeln wurde mit jeder Sekunde breiter. Ihr schien mein Leiden zu gefallen. Mittlerweile war ich wie ein kleines Kind am Heulen. Doch ich traute mich auch nicht einzugreifen, mich zu wehren. Zu sehr hatte ich Angst, sie würde mir noch schlimmeres antun.

Ruckartig zog sie ihre Nägel aus meiner Haut, was ein ekliges, schmatzendes Geräusch verursachte. Sofort hielt ich meine Hand an die Wange, spürte das warme Blut durch meine Finger fließen. Was bitte sollte das für ein kranker Mist werden? »Dies war nur ein kleiner Vorgeschmack«, warnte mich Clara vor, während sie zu dem Spülbecken ging und dort unter laufenden Wasser ihre Finger von meinem Blut zu säubern.

Enymir - No magic is infinite  #AtriumAward #IceSplinters18 #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt