Hey, es ist Winter...

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Ich erinnere mich an die Sonne, als würde sie immer noch scheinen. Als wäre ihr Licht noch da, irgendwo in meiner Brust. Warm und sanft. Als würde sie mir immer noch Trost spenden.
  Doch was bilde ich mir ein? Sie ist weg, so wie alles verschwunden ist. Verweht von einem kalten Sturm, der nie enden wollte.

  Der Himmel war wolkenlos. Es war Sommer. Ein perfekter Sommer. Es war warm, doch es war nicht diese drückende Hitze, die einen auslaugte und schwächte. Neben der angenehmen Temperatur wehte mir eine leichte Brise die Haare aus dem Gesicht, kühlte meine erhitzte Haut ab.
  Die Sonne schien warm und angenehm auf die Welt. Fast als würde sie allen Menschen Liebe schenken wollen.
  Sie schien auf die Wiese, so grün und frisch, wie sie in der Wirklichkeit nie hätte existieren können. Das Gras wuchs hoch und kitzelte meine nackten Beine. Und dort an den Stellen, an denen sie entlang gelaufen war, war es platt und ein wenig matter, doch immer noch anmutig und verspielt in dem Wind.
  Sie sah mich an, mit diesem unbeschreiblichen Lächeln, das die Sonne dagegen wie eine einfache Glühbirne wirken ließ. Mein Herz schmolz dahin und in mir platzte dieses Gefühl, dass nur unsere Freundschaft hervorrufen konnte.
  Vor Freude drehte ich mich um mich selbst. Und als ich wieder klar sehen konnte stand er da. Der Schwindel flog gerade noch aus meinem Kopf, da spürte ich, wie der Wind stärker wurde. Und der Junge verzog seine Lippen zu einem Lächeln. Ein Lächeln, das mein Blut in den Adern gefrieren ließ.
  "Hallo Kleine", sagte er.
  Seine Stimme klang nicht böse, doch trotzdem jagte sie mir einen Schauer über den Rücken. Ich sah mich nach ihr um, nach meiner Freundin, doch sie war weg. Es fühlte sich an, als würde etwas fallen. Tief und noch viel tiefer. Ohne, dass es irgendwo aufkommen würde.
  "Wo ist Lily?", rief ich und konnte die aufkommende Panik in meiner Stimme nicht verbergen.
  Der Wind wurde stärker, riss an meinen Haaren und zerrte an meinem T-Shirt.
  "Wo sollte sie schon sein?", entgegnete der Junge.
  Ich zitterte. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt es war. Und ich trug nur ein T-Shirt, das kaum etwas gegen die Temperatur ausrichten konnte.
  "Wer bist du?", fragte ich. Meine Stimme zitterte.
  "Die Frage ist nicht, wer ich bin, sondern was ich bin, Süße."
  Da waren Wolken am Himmel. Sie kamen so schnell und es sah aus, als würden sie uns wie Wellen mitreißen. Nein. Nicht uns. Nur mich.
  "Was passiert hier?", schrie ich, denn mittlerweile tobte der Wind, wie ein Sturm und verschluckte alles, jede Bewegung, jedes Geräusch.
  "Alles und nichts", antwortete er und zuckte mit den Schultern.
  "Was ist mit dem Sommer passiert?"
  "Welcher Sommer?", lachte er. Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper. Wie schnell mein Herz doch schlug. Als würde es aus meiner Brust springen und diesem Wahnsinn fliegen wollen. "Hey, es ist Winter!"
  "Nein!", rief ich und Panik stieg in mir auf, heiß und brodelnd. Das konnte doch nicht sein.
  "Sieh dich um, Kleine", lachte er.
  Da öffnete ich meine Augen richtig und sah Schnee. Dicke Flocken, die vom Himmeln rasten und das Gras, das so geleuchtet hatte, verwandelten, bis es grau und schwach war.
  Es war Winter. Kalter, gnadenloser Winter. Und Lily war nicht mehr da. Wie sollte ich es schaffen? Hier raus kommen. Leben.
  "Mach, das es aufhört!", rief ich, denn Angst machte sich in mir breit. Wie sollte ich hier überleben? In der Kälte, die meine Haut in Eis verwandelte.
  "Das steht nicht in meiner Macht", erwiderte der Junge. Dann kam er auf mich zu und wischte die Träne von meiner Wange, die neben all der Kälte wie Feuer gebrannt hatte. "Süße, das ist nicht die Wirklichkeit", hauchte er. Seine Worte flogen zu mir, wie Eiskristalle.
  Er lächelte. Dann drehte er sich um und lief. Er lief langsam und bedacht, mit starken Schritten. Er lief davon in den Sturm und ließ mich zurück. Alleine und verlassen in dieser Kälte, die meine Seele gefrieren ließ.
  Der Winter würde nie enden.

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