38 / Im Wald

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Es war Jamie. Sie hatte mir an meinem ersten Tag von der Wette erzählt.
"Ich wollte mal Sorry sagen." Sie murmelte vor sich hin.
"Wieso?" Ich schaute sie verwirrt an. Wieso wollte sie sich bei mir entschuldigen?
"Na, ich habe dir doch von der Wette erzählt und wahrscheinlich habe ich dich dann verängstigt. Das tut mir echt leid." Sie schaute zu Boden. Schämte sie sich dafür?
"Hey, das ist doch gar nicht mehr so schlimm. Es hat sich doch alles zum guten gewendet, also ist doch alles gut. Ich bin nicht auf dich sauer. Im Gegenteil, irgendwie. Durch dich bin ich abgehauen und habe Erik kennengelernt und hätte ich Erik nicht kennengelernt hätten wir jetzt nicht so ein großes Rudel und so ein großes Gebiet." Sagte ich und versuchte sie aufzumuntern.
"Meinst du das wirklich?" Sie schaute zu mir hoch. Sie stand fast vor den Tränen, doch ich lächelte sie an.
"Ja, es ist doch alles viel besser geworden. Also bist du dafür verantwortlich, dass wir jetzt das große Rudel haben. Das ist doch cool oder?"
"Ja, da hast du recht. Danke." Sie lächelte wieder. Ich konnte nicht verstehen, wie jemand so schnell seine Meinung und seine Gefühle ändern konnte. Konnte ich Menschen wirklich so schnell überzeugen? Hatte ich vielleicht dazu ein Talent? Vielleicht. 
Jamie umarmte mich und ich wusste erst mal gar nicht was los war. Dann stand sie auf und ging wieder. Schon etwas komisch.
Vielleicht war ich ja bestimmt dazu eine Luna zu sein. Leuten aus dem Rudel zu helfen und einen Mutter Instinkt zu haben. Es war irgendwie schon komisch sich das vor zu stellen. Vor einem Monat wollte ich nur weg von Zuhause und heute ist alles anderes. Es war total ... krass.
Seit Jamie weg war saß ich da und wusste nicht was ich machen sollte. Also entschied ich mich für einen kleinen Spaziergang im Wald. Hinter dem Haus war direkt der Wald. Ich holte mir von drüben eine Jacke und ging los. Ich hatte viel Zeit nachzudenken. Der erste der mir in den Sinn kam war irgendwie mein Bruder. Er hatte eine Freundin, er hatte Partner gefunden mit denen er die Werkstatt weiter führen wollte und er machte einfach sein Ding. Ich war irgendwie erstaunt. Es war einfach nicht zu glauben, was in einem Monat passieren konnte.
Jay war mit Bella zusammen gekommen und die beiden waren echt süß zusammen. Ich hoffe sie leben sich nicht auseinander. Oft ist das so bei Sportlern. Sie haben gar keine Zeit, weil wenn der eine Training hat ist der andere Zuhause oder wenn der eine Zuhause ist muss der andere in ein anderes Land wegen einem Wettbewerb. Das ist immer so, aber ich hoffe die beiden schaffen es trotzdem.
Meine Eltern hatten mir erzählt, dass sie nachdem jetzt alles langsam ins Rollen gekommen ist, weg fliegen wollen. Einfach mal in Urlaub fliegen und abschalten. Wir sind früher nicht oft in Urlaub geflogen und seit ich und James etwas größer sind und gar nicht mehr mit unseren Eltern in Urlaub fahren wollten, sind die beiden gar nicht mehr gefahren. Ich gönne es ihnen wirklich jetzt mal so richtig in den Urlaub zu fahren. Mein Vater hatte dazu ja jetzt richtig Zeit zu. Er hatte seine Werkstatt abgegeben, aber er hatte es auch verdient. Die Werkstatt war sehr lange offen und manchmal sogar 365 Tage im Jahr. So einer war mein Vater. Er arbeitete viel und gründlich. Wenn Noah und   Jordan zusammen mit meinem Bruder arbeiten würden, dann würd die Werkstatt echt laufen.
Der Wald hier war echt schön. Naja dieser sah aus wie die in der USA aber ich war früher nicht oft im Wald. Ich war in der Schule, in der Werkstatt und Zuhause und sonst wo sah man mich eigentlich gar nicht. Schon mal bei Jay Zuhause aber sonst war ich nirgends wo.
Jay. Früher waren wir echt unzertrennlich und jetzt leben wir bald auf verschiedenen Kontinenten. Alles fand seinen Lauf. Er hatte seinen Traum erreicht. Er war Profi geworden, bei einen, glaub ich, guten Verein. Er hatte zwar gesagt zu welchen er ging, aber ich hatte es echt vergessen. Irgendwas in Deutschland. Irgendwie cool. Ich wollte immer schon nach Deutschland und generell nach Europa.
Ich bewunderte Jay und Bella sehr. Die beiden wussten schon früh was sie machen wollten. Im Gegensatz zu mir. Ich wusste nie wirklich was ich machen wollte. Ich wusste nie wirklich welchen Beruf ich machen wollte oder für was ich mich wirklich interessiere. Ich wollte nicht so wie mein Vater nur an Autos schrauben. Mein Bruder anscheind schon. Ich meine es macht mir Spaß und alles, aber irgendwann wird das mir zu langweilig. Ich wollte schon immer etwas kreatives machen, doch ich wusste nie wirklich in welche Richtung ich gehen sollte.
Ich frage mich wie es geworden wäre wenn ich nicht zu diesem Ball gegangen wäre oder was passiert wäre wenn ich nicht damals abgehauen wäre wie ich Jamie getroffen habe. Wäre dann alles total anderes geworden? Wäre irgendwas anderes geworden? Wäre irgendetwas nicht so, wie es heute ist?
Keine Ahnung, aber es ist jetzt so wie es ist und so ist es gut.

Seine Luna Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt