21. Dezember 2008 (4)

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In diesem Moment begriff Hermine, dass all das, was sie seit ihrem elften Geburtstag gelernt hatte, nichts als Zauberei gewesen war. Denn das hier, was sie erlebte, das erkannte sie jetzt, das hier war Magie.

Es durchfuhr ihren ganzen Körper, wie Musik, brachte sie bis in die Haarspitzen zur Schwingung. Sie schloss die Augen um dieses überwältigende Gefühl zu genießen. Ihre Finger fuhren durch Dracos Haare und sie spürte seine Hände an ihrer Taille. Er zog sie dichter zu sich heran, bis sich ihre Körper an jeder möglichen Stelle berührten. Als wären sie eins. Ein lebendes, atmendes Wesen, mit Herzklopfen, aber völlig mich sich im Gleichgewicht, am Ziel nach einer langen Suche nach Perfektion.

Vielleicht nach einigen Sekunden, vielleicht nach Stunden lösten sie sich von einander und blickten sich in die Augen. Es war als würden graue Wellen eines stürmischen Meeres auf den goldenen Sand des Strandes treffen und die Luft um sie herum flirrte von den überwältigenden Gefühlen die in der Luft lagen.

"Wow...", flüsterte Hermine, leise nur, weil sie Angst hatte die Atmosphäre zu zerstören. Auf Dracos Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus. Einen Moment sagte er nichts, dann löste er eine Hand von ihrer Taille und strich eine Strähne aus ihrem Gesicht hinter ihr Ohr.

"Du bist wunderschön.", flüsterte er. Und obwohl Hermine Kitsch ganz furchtbar fand, trieben diese drei Worte ihr die Tränen in die Augen. Ihre Stirnen lagen aneinander, ihre Lippen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ihre Augen wieder geschlossen, einfach das Gefühl genießend, jemandem so nah zu sein, den man liebte, wie man noch nie jemanden geliebt hatte.

"Warum haben wir damit so lange gewartet?", wisperte Hermine irgendwann, schlug die Augen auf und zeichnete mit den Fingern in hauchzarten Bewegungen Dracos Wangenknochen nach.

"Keine Ahnung.", meinte Draco nur, die Augen noch immer geschlossen. "Aber ich bereue jede Sekunde davon."

"Ich nicht. Es war noch nicht Zeit.", widersprach Hermine. Jetzt öffnete auch er die Augen.

"Und jetzt ist es Zeit?", fragte er ernst. Hermine antwortete nicht, aber ihr ruhiger Atem an seinen Lippen war Antwort genug.

"Bleibst du hier?", fragte sie irgendwann.

"Muss ich auf dem Sofa schlafen?", wollte er scherzhaft wissen.

"Bist du verrückt?" Hermine musste lächeln. Warum war es nur so perfekt? Wo war der Haken an der Sache? Es konnte doch nicht sein, dass in ihrem Leben etwas einfach einmal perfekt war, oder? Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn Draco trat einen Schritt zurück und die plötzliche Leere um sie herum riss sie zurück in die Wirklichkeit.

Schweigend, aber beide mit einem Lächeln auf den Lippen zogen sie ihre Schuhe und Jacken aus und gingen ins Wohnzimmer, wo Hermine mit einem Wink ihres Zauberstabs das Kaminfeuer entzündete und dann aus der Küche eine Kanne Tee und eine Dose Kekse holte.

Sie saßen noch lange zusammen am Feuer, redeten über alles mögliche, über Bücher und Hogwarts und die Aurorenausbildung, Hobbys und Musik und Hermines Zeit in New York. Es war, als wären sie schon immer zusammen gewesen, als wäre es das normalste auf der Welt, dass Hermine Granger und Draco Malfoy zusammen im Wohnzimmer einer kleinen Wohnung im Londoner Stadtteil Finchley saßen und redeten und gelegentlich Blicke und Lächeln austauschten. Und das machte es in Hermines Augen noch perfekter.

"Was habe ich bei meiner Tochter nur alles verpasst...", flüsterte Draco irgendwann, nachdem Hermine von Rains ersten Schritten und ersten Worten erzählt hatte.

"Wir können ja noch eins machen.", schlug Hermine scherzhaft vor. "Wir sind jung, uns stehen alle Türen offen."

"Keine Chance." Draco grinste. "Kein weiteres uneheliches Kind, das die Reinblüterehre der Malfoys  beschmutzt."

"Tja, dann müssen wir wohl doch heiraten.", seufzte Hermine.

Das Thema welches sonst immer für eine unangenehme Stimmung gesorgt hatte, trübte die Stimmung heute nicht, denn sie beide dachten in diesem Moment darüber nach, wie es wohl wäre, eine richtige Familie zu haben. Verheiratet. Für immer zusammen ohne Wenn und Aber. Und während sie den Abend ausklingen ließen und dann zum zweiten Mal im selben Bett schliefen, aber diesmal nicht so weit wie möglich voneinander entfernt auf einem unbequemen Bett in Hogsmeade, sondern nah beieinander, da konnten sie es sich beinahe vorstellen.

Und die Sache mit dem Namen würde sich irgendwie lösen. Denn sie beide und Rain waren alles, was hier zählte und gemeinsam konnten sie alles schaffen. Von Rains Mathehausaufgaben über die Vorurteile der Malfoys bis hin zu einem gemeinsamen Familiennamen, das war sicher.




So, ein bisschen Romantik, aber auch das muss sein. Und vielleicht werde ich verzweifeln, wenn ich das hier irgendwann nochmal lese und mich fragen, wie ich diesen Kitsch produzieren konnte, aber für heute nenne ich den Kitsch liebevoll "Fluff" und hoffe, er gefällt euch.

Und noch eine Sache. Eine große Sache. Ein hyper-mega-abartig-verdammt-riesengroße Sache. Wir, ihr und ich und mein Baby, diese Geschichte, sind auf Platz neun in Fanfiktion. In den Top Ten!!! Als ich vor zehn Jahren angefangen habe zu schreiben, hätte ich nie gedacht, dass ich mal so weit kommen würde. Als ich vor knapp drei Jahren begonnen habe, auf wattpad meine ersten Fanfiktions zu veröffentlichen, hätte ich nie gedacht, dass ich mal so weit kommen würde. Als ich vor vier Wochen diese Geschichte wieder in die Hand genommen habe, hätte ich verdammt noch mal nicht gedacht, dass sie überhaupt gelesen wird und jetzt schaut uns an. Wir sind gemeinsam so weit gekommen und dafür kenne ich nur ein passendes Wort: Magie. Denn das ist es, was es ist: Die Magie des überwältigenden Glücks. Und ich danke euch, dass ich das hier erleben darf und wünsche es jedem einzelnen von euch, dass ihr so etwas einmal erlebt. Das muss keine Platzierung auf wattpad sein, das kann etwas ganz anderes sein, aber es ist in jedem Fall unglaublich und etwas ganz, ganz Besonderes.

Danke dafür.

Rain (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt