13. Dezember 2008 (2)

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Dafür, dass durch die Woche nichts kam, kriegt ihr jetzt ein Monsterkapitel. Ich glaube, es ist das längste in dieser Geschichte, bis jetzt...


"Bereit?" Draco sah Hermine an, dann zu Rain hinunter, deren Augen vor Aufregung leuchteten. Hermine glaubte nicht, dass sie wirklich verstand, zu was ihre Großeltern im Stande waren und welche Ansichten sie hatten, die Hermine nicht teilte. Sie war sich bewusst, dass sie von Vorurteilen gegenüber dem ehemaligen Todesser und seiner Frau zerfressen war, aber wer konnte es ihr verübeln?

Im Augenblick standen sie noch in der Seitengasse, noch konnte man das Anwesen der Malfoys nicht sehen, aber wenn sie zwei Meter aus der Gasse heraustreten würden, konnte man nicht anders.

"Ja.", sagte Hermine, obwohl sie am liebsten umgedreht und weggerannt wäre. "Ich bin soweit."

Sie traten aus dem Schatten und Rain sah sich um. Es dauerte genau dreieinviertel Sekunden, dann hatte sie das Anwesen entdeckt. Prachtvoll ragte es über sie hinaus, die vielen Fenster spiegelten das Sonnenlicht welches auf sie fiel. Hermine runzelte minimal die Stirn. Sie hatte es viel düsterer in Erinnerung. War die Fassade beim letzten Mal auch schon aus hellem Backstein gewesen? War der Zaun nicht schwarz statt glänzend silbern gewesen? Hatte der Garten nicht kahl und leer statt einladend und willkommen heißend ausgesehen? War das Rauschen des Springbrunnens nicht beängstigend statt beruhigend gewesen?

"Wohnt in dem Schloss ein König?", fragte Rain und ihre Augen leuchteten. "Kann man es sich anschauen?"

Draco lächelte.

"In dem Haus wohnt meine Familie. Deine Familie." Er lächelte. Rain starrte ihn an, sie hatte nicht gewusst, wie reich seine Familie war. Ihre Familie, wie er ganz richtig bemerkte.

"Bist du ein Prinz?", fragte Rain. Sowohl in Amerika, als auch in London hatten sie immer in einem nicht so prachtvollen Viertel gelebt und selbst die kleinen Villen in dem Stadtteil, in dem die Potters wohnten, konnten mit so etwas nicht mithalten. Häuser in der Größe hatte sie bisher nur auf Bildern gesehen. "Bin ich eine Prinzessin?"

Hermine wusste nicht, was Draco darauf sagen würde und  sie hatte keine Ahnung, wie sie auf eine solche Frage antworten würde.

"Klar bist du eine Prinzessin.", sagte Draco und streckte ihr die Hand entgegen. "Nun denn, Hoheit, seid Ihr bereit für eine Audienz beim König?"

"Muss ich mich verbeugen, wenn ich ihn sehe?", fragte Rain begeistert. "Sitzt er auf einem Thron?"

"Nein, das tut er nicht und das musst du nicht. Er ist dein Großvater und du sollst ihn wie einen Großvater behandeln und nicht wie einen König.", erklärte Draco und Hermine war dankbar dafür. "Aber trotzdem ist es wichtig, dass du höflich und respektvoll bist, wenn du mit ihm oder mit deiner Großmutter sprichst, okay?"

"Klar." Rain nickte, immer noch begeistert. "Gehen wir jetzt rein?"

Draco nickte.

"Lauf schon vor zum Tor.", meinte er und als sie losrannte, sah er zu Hermine und lächelte aufmunternd.

"Hoffen wir, dass alles gut geht.", sagte er. Hermine schluckte und nickte, dann gingen sie gemeinsam auf das Tor zu. Draco öffnete es und sie liefen die Auffahrt hinauf.

Der Kies knirschte unter ihren Füßen, Hermines Herz klopfte rasend schnell und vorsichtig tastete sie nach Dracos Hand, verschränkte ihre Finger mit seinen und er drückte sie ermutigend.



Im Haus selbst war es heller, als Hermine in Erinnerung hatte. Die Fenster waren groß und sauber geputzt, die schweren, dunkelgrünen Vorhänge waren zur Seite geschoben, sodass die Mittagssonne in die Halle fiel und sich auf dem Mosaikfußboden spiegelte. Die Wände waren in sanften Grün-, Beige- und Weißtönen gehalten, hier und da waren silberne Verzierungen, an den Wänden hingen Gemälde mit schwarzen Rahmen aus Ebenholz. Es war...hübsch. Stilvoll eingerichtet und wüsste sie nicht, wo sie sich befinden würde, dann würde sie sich hier sofort wohlfühlen. Das viele, aber nicht überdimensionierte Grün gefiel ihr überraschend gut und hatte in der Kombination mit dem Silber etwas besonderes, schönes. Warum war ihr nie aufgefallen, wie beeindruckend die Slytherin-Farben miteinander harmonierten? Das Rot-Gold von Gryffindor hatte sie immer mit Stolz gegenüber ihrem Haus, Tapferkeit und Mut verbunden, aber wirklich gefallen hatte ihr die Kombination nie. Zu prunkvoll, zu protzig. Das Grün-Silber hatte eine andere, subtile Schönheit.

"Mister Malfoy, die Herrschaften erwarten Euch im Salon.", unterbrach eine quiekende, aber nicht unangenehme Stimme Hermines Gedanken.

"Danke, ..." Draco sah die Hauselfe an und biss sich auf die Unterlippe. Er warf Hermine einen entschuldigenden Blick zu. "Wie war dein Name?"

"Daisy, Sir.", antwortete die Elfe und ihre riesigen Ohren stellten sich auf, erfreut, dass Draco sich nach ihrem Namen erkundigte.

"Daisy, richtig." Jetzt schien es Draco auch wieder einzufallen. Hermine lächelte kaum merklich. Sie fand es erstaunlich, dass er sich an ihre wahnwitzige Idee erinnerte, eine Organisation mit einem lächerlichen Namen zu gründen und Leute solange zu nerven, bis sie sich freiwillig bereiterklärten mit ihre gemeinsam Wesen zu befreien, die nicht befreit werden wollten. Nachdem Holly, die Hauselfe von Jay, ihr irgendwann eine Standpauke über den Sinn im Leben einer Elfe gehalten hatte und auch, dass ihr das putzen und kochen wirklich Spaß bereitete und sie es gerne tat, hatte sie den Bund für Elfenrechte schließlich fallen gelassen, nicht zuletzt, weil Holly meinte, dass die Selbstbestrafung bei den meisten Elfen nicht so stark ausgeprägt war, da die wenigsten Herren so ignorant wie Crouch oder so brutal wie Lucius Malfoy waren.

Hermine sah wieder zu Daisy, die nicht unglücklich wirkte. Hermine nahm sich vor, sie irgendwann darauf anzusprechen, ob sie gut behandelt wurde, denn obwohl sie aufgegeben hatte, Zauberstäbe und Bezahlung für die liebenswürdigen kleinen Wesen zu fordern, war eine gerechte Behandlung  doch etwas, wofür sie sich mit aller Kraft einsetzen würde, besonders in der Familie, zu der sie jetzt auch mehr oder minder gehörte.

"Hallo, ich bin Rain.", erklärte Rain jetzt und streckte Daisy die Hand entgegen, so wie Hermine es ihr beigebracht hatte, wenn sie andere Leute traf. Daisy musterte die Hand kurz und sah dann unsicher zu Rain hinauf. "Du musst sie schütteln."

"Aber Daisy will der Mistress nicht weh tun...", stotterte Daisy. Rain nahm die rechte Hand der Hauselfe in ihre und schüttelte sie leicht.

"Das tut gar nicht weh, das ist nur nett.", erklärte sie. "Spielst du mit mir Verstecken?"

Daisys Augen weiteten sich.

"Daisy ist...Daisy muss...sie muss...", stotterte die Elfe. Hermine beschloss, dem kleinen Wesen zu Hilfe zu eilen.

"Rain, Daisy ist eine Hauselfe. Sie arbeitet hier, für deinen Großvater und deine Großmutter. Sie macht das gerne, aber sie hat leider keine Zeit, mit dir Verstecken zu spielen.", erklärte sie. Rain schaute sie traurig an. Dann sah sie zur Elfe.

"Stimmt das?", fragte sie mit einer Mischung aus Verwirrung und Neugierde. "Arbeitest du gerne?"

Daisy nickte sofort heftig.

"Daisy liebt die Arbeit. Am liebsten macht Daisy die Wäsche. Es macht so viel Spaß, die Decken so zu falten, dass die Kanten genau übereinander liegen und der Geruch von nasser Wäsche ist der schönste auf der ganzen Welt!", berichtete sie mit leuchtenden Augen und normalerweise hätte Hermine gelacht, aber sie sah im Gesicht der Elfe, dass sie es ernst meinte und das machte sie so glücklich, dass sie beinahe vergaß, wo sie sich befand.

Aber eben nur beinahe.

Denn jetzt tauchte Lucius Malfoy oben an der Marmortreppe auf. Sein Anblick ließ Hermine das Blut in den Adern gefrieren und sie zog Rain intuitiv ein Stück an sich.

Im Gegensatz zu seinem Haus, war der Hausherr immer noch genauso düster und unheimlich, wie Hermine ihn in Erinnerung hatte.




So, ihr merkt schon, dass ich die Begegnung mit den Malfoys immer weiter hinauszögere. Aber jetzt lässt es sich nicht mehr verhindern, im nächsten Kapitel kommt definitiv das lang erwartete Gespräch (von dem ich noch keine Ahnung habe, wie es verlaufen wird, ganz ehrlich). Naja, so wie ich es sehe, habe ich zwei Möglichkeiten - entweder, es schnell hinter mich bringen oder monatelang darüber nachdenken und gar nichts schreiben. Ich weiß, was euch lieber wäre, deshalb versuche ich das hinzukriegen, aber ich habe im Moment so viel zu tun, dass ich nicht weiß, ob ich irgendwann außerhalb der Wochenenden mal zum Schreiben komme. Sorry und danke für eure Geduld!

Ach ja, und wisst ihr, wer dieses Kapitel schon seit vier Stunden fertig hat und vergessen hat, es hochzuladen? Naja, dreimal dürft ihr raten! Für alle Nachtaktiven gibt es jetzt also noch ein Kapitel und alle anderen wachen Samstagmorgen auf und haben ein neues Kapitel im Postfach. Wenn das kein schöner Start ins Wochenende ist...

Rain (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt