13. Dezember 2008 (3)

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Der Anblick von Lucius Malfoy jagte Hermine einen Schauder den Rücken herunter und sie hoffte, betete zu Gott und Merlin und wem auch immer, wenn es da jemanden gab, dass Rain keinen Kommentar zu den langen blonden Haaren ihres Großvaters abgeben würde.

Sie tat es nicht. Ihre Augen waren groß und sie starrte Mr. Malfoy an. Hermine glaubte nicht, dass sie ihn als ihren Großvater erkannte. Nun, sie hatte ja auch eine ganz andere Vorstellung davon, wie Großeltern auszusehen hatte. Hermines Vater hatte schlohweiße Haare, viele Falten und trug eine dicke Brille und ein schelmisch-gütiges Lächeln. Arthur Weasley, der zwar nicht genetisch Rains Großvater war, aber sich doch immer so verhielt, wenn sie da waren, hatte schütteres und mittlerweile nur noch blassrotes Haar und ging inzwischen nicht mehr so aufrecht, wie er es mal getan hatte. Seine Muggelbegeisterung hatte er jedoch nicht verloren.

Lucius Malfoy hatte weder weißes, noch graues, noch schütteres Haar, trug weder eine Brille noch ein Lächeln und mit seiner Begeisterung für irgendetwas, speziell Muggel, hielt es sich auch stark in Grenzen. Seine Augen blitzten nicht freundlich und sein Haltung war stolz und achtungswürdig, aber sicher nicht leicht gebeugt und großvaterhaft.

"Draco, wo bleibt ihr denn so lange.", schnarrte er. Draco sah ein wenig schuldbewusst zu seinem Vater.

"Entschuldigung, Vater. Rain wollte sich gern mit Daisy bekanntmachen.", erklärte er und fügte auf den missbilligenden Blick seines Vaters hinzu: "Wir kommen jetzt nach oben."

Gern hätte Hermine wieder nach Dracos Hand gegriffen, aber das war wohl an dieser Stelle nicht angebracht. Also umschloss sie Rains Hand in ihrer fest, um nicht nur sich selbst, sondern auch ihrer Tochter Mut zu machen.

"Ich mag ihn nicht.", flüsterte Rain leise. "Er ist unheimlich."

Gern hätte Hermine ihr zugestimmt, aber sie sah, dass Draco betroffen aussah. Kein Wunder, es war immerhin sein Vater.

"Sicher ist er ganz nett, wenn du ihn einmal kennen lernst.", meinte sie also und versuchte auch sich selbst zu überzeugen. Vielleicht steckte ja tatsächlich ein ganz vernünftiger Mensch hinter der kalten Fassade...

"Deine Mutter, dein Großvater und ich sind sehr gespannt, deine Tochter kennen zu lernen.", meinte Lucius. Draco starrte ihn an.

"Großvater ist hier?", fragte er entsetzt. "Das war nicht abgesprochen!"

"Er will seine Urenkelin ebenfalls treffen.", wandte Lucius ein und vielleicht bildete sich Hermine das nur ein, aber er warf ihr ein abfälliges und triumphierendes Lächeln zu.

Dracos Entsetzen machte Hermine wenig Mut.

Sie betraten den Salon, einen eigentlich stilvoll eingerichteten Raum, der zumeist in Blau- und Grüntönen gehalten war und Möbel aus dunklem Holz besaß. Doch die Stimmung machte das Zimmer einige Grad kühler und ungemütlicher. Kaum, dass sie durch die Tür eingetreten waren, erhob sich Narzissa Malfoy von der teuer aussehenden Couch und kam lächelnd auf sie zu.

"Draco!", sagte sie erfreut und schloss ihren Sohn in die Arme. Zu Hermines Überraschung erwiderte Draco die Umarmung und küsste seine Mutter auf die Wange. Die beiden lösten sich voneinander und Narzissa wandte sich Hermine zu.

"Miss Granger, ich danke Ihnen vielmals, dass Sie meinem Sohn trotz seiner überstürzten und unüberlegten Handlungen noch eine Chance geben, seine Tochter mit großzuziehen.", erklärte sie und lächelte. Hermine dachte kurz, Dracos Mutter würde auch sie umarmen, aber dazu war sie dann wohl doch zu höflich erzogen worden, obwohl man in ihren Augen sehen konnte, wie gern sie es getan hätte. Eine Welle der Sympathie für Dracos Mutter durchflutete Hermine.

Rain (Dramione)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt