Chapter 2

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Camila lacht leise. „Ungefähr das gleiche. Nur dass ich hier nicht neu bin und viel zu wenig geschlafen habe. Aber Serien machen irgendwie süchtig."

Jetzt ist es an mir zu lachen. Das kenne ich nur zu gut. „Ich habe mal alle Staffeln Pretty Little Liars in nur vier Wochen geschaut. Übertriff das mal."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie sich abrupt aufsetzt und mich ungläubig anschaut. „Hobbys sind bei dir aber auch Fehlanzeige, oder?" ich grinse schuldig.

„Irgendwie schon, ja." Sie schüttelt immer noch ungläubig den Kopf. „Sieben Staffeln in vier Wochen... Das ist eine Staffel in vier Tagen. WIE?!"

Jetzt lache ich über ihren Gesichtsausdruck. Der ist aber auch einfach zu witzig. Sie schaut mich nämlich an, als wäre ich ein Alien. Wer weiß? Vielleicht bin ich das ja auch? Rothaarigen wird ja nachgesagt, dass sie Seelen stehlen und selbst keine Seele haben.

„Okay. Jetzt, wo ich sitze... sollte ich sonst noch irgendwas über dich wissen?" Stöhnend setze ich mich nun auch auf. „Nein, ich glaube nicht. Außer dich interessieren irgendwelche unwichtigen Details über mich."

Sie überlegt kurz. „ Nicht wirklich, wenn ich ehrlich sein sollte. Obwohl... sprichst du Fremdsprachen? Vorzugsweise Portugiesisch oder Spanisch. Ich suche schon länger einen Verbündeten. Auch wenn das bei einer rothaarigen Britin nicht unbedingt der Fall sein sollte."

Auf einmal werde ich von Husten geschüttelt. Ja, ich habe mich an meiner eigenen Spucke verschluckt. Nein, ich weiß nicht, wie das überhaupt möglich ist.

Als ich mich wieder beruhigt habe, versuche ich ihr zu antworten, obwohl sich das eher wie ein Krächzen anhört. „Also... sprechen ist relativ. Ich habe zwar zwei Jahre Spanischunterricht gehabt und zwei Lernjahre selbstständig nachgelernt, aber meine Kenntnisse sind... begrenzt.

Oder eher nicht vorhanden. Vor allem weil ich seit mehreren Jahren kein Wort Spanisch mehr gesprochen habe."

Camila lächelt teuflisch. „Nun, dann ist das ja die perfekte Gelegenheit, alles ein bisschen aufzufrischen." Allein beim Gedanken stöhne ich genervt auf. Meine Cousine hat mich immer ein bisschen mit meinen Spanischkenntnissen aufgezogen. Ein bisschen sehr viel.

„Übrigens bin ich keine Britin. Also nicht wirklich. Meine Mutter kommt aus England, aber mein Vater ist Amerikaner und ich wurde auch in Amerika geboren und großgezogen. Aber ich war ein paar Jahre bei Verwandtschaft in London."

Sie schaut mich leicht verdutzt an. „Wirklich? Du hast einen ziemlich starken Akzent." Ich zucke mit den Schultern. „Schon möglich, ich glaube, dass mich diese Jahre sehr geprägt haben." Sie nickt nachdenklich.

„Themawechsel-weißt du zufällig, wie spät es ist? Mein Gefühl sagt mir, dass es langsam Zeit für Abendessen wird."

Ja, Essen hört sich gut an.

„Warte... es ist jetzt 17 Uhr." Sie seufzt und legt sich wieder in ihr Bett. „Das sind ja noch mindestens zwei Stunden... Wie soll ich das denn so lange aushalten?"

Soll ich oder soll ich nicht?

Ich habe auch Hunger, aber kann ich Camila jetzt schon genug vertrauen?

Ja.

Also gehe ich zu meinem Koffer und öffne den Reißverschluss.

Dann nehme ich meine Kleidung einmal heraus und öffne den Reißverschluss meines Geheimfachs.

Ich nehme einen meiner Schätze, in diesem Fall eine Tafel Schokolade, heraus und nehme mir erst selbst eine Reihe, bevor ich sie zu Camila werfe. Beziehungsweise auf sie werfe.

„Ey! Mit was hast du da grad gescho-..." Sie verstummt sofort, als sie die Schokolade als eine solche identifizieren kann und sieht mich daraufhin glücklich an. Also macht Schokolade nicht nur glücklich, wenn man sie isst, sondern auch, wenn man sie gegen den Kopf geworfen bekommt. Muss ich mir merken.

„Du bist meine Rettung. Ich liebe dich jetzt schon." Ich lache. „Danke, das war mein Plan." Auf einmal geht die Tür auf und Madelaine steht in der Tür. Im Bademantel, wohlbemerkt.

„Cami, hast du einen Föhn dabei? Der im Badezimmer funktioniert nicht. Oh, hi Eva. Und... OH MEIN GOTT IST DAS SCHOKOLADE?!"

Sie schaut auf Camilas Hände, die immer noch die süße Tafel halten. „Nein, wie kommst du drauf?" Sie versucht, die Schokolade unauffällig hinter ihrem Rücken zu verstecken.

„Und nein, habe ich nicht. Aber du kannst ja wen vom Hotel fragen, ob sie deinen Föhn reparieren können." Madelaine geht auf den Themawechsel zurück zum Föhn nicht ein und streckt fordernd ihre Hand aus.

„Komm schon, gib mir ein Stück. Sei nicht so gemein. Und woher hast du überhaupt Schokolade? Wurdest du nicht auch kontrolliert?"

Hab ich irgendwas verpasst?

„Warte, warum wurdet ihr bitte kontrolliert?" Madelaine sieht mich an und ihr scheint ein Licht aufzugehen.

„Das ist eine ganz lustige Geschichte. Sagen wir, wir haben seit einem bestimmten Abend letztes Mal Alkoholverbot, wenn wir am nächsten Tag drehen. Und leider sind Soft- sowie Energy-Drinks auch verboten. Genauso wie Süßigkeiten. Manche Leute hier werden mit zu viel Süßem zu kleinen Kindern."

Wtf?!

„Maddy, jetzt tu nicht so unschuldig. Du bist genauso schlimm. Mindestens." Sagt Camila von ihrem Bett aus.

„Aber KJ schlägt keiner." Erwidert die Rothaarige.

Ich sehe schon... hier werde ich mich wohlfühlen.

Auch wenn die anderen jetzt wissen, wo mein Süßigkeitenversteck ist.

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