Chapter 15

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P. o. V. Cole

Ganz ehrlich? Ich habe mir schon gedacht, dass es nicht so einfach geht. Aber irgendwo muss ich ja anfangen, mich wieder mit den anderen zu vertragen. Und sie ist zu meinem Bedauern die einzige, die über die freien Tage auch hierbleibt.

Ich würde sie auch lieber ignorieren, aber ich glaube, dass es einfacher sein könnte, mit einer mehr oder weniger unvoreingenommenen zu beginnen. Gerade scheint sie zu überlegen, was sie jetzt denn antworten sollte.

„Du hast genau eine Minute."

Oh, sie gibt mir sogar wirklich eine Chance. Hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet.

„Eine Minute wird zu wenig sein. Ich muss ganz vorne beginnen."

P. o. V. Eva

Sollte ich ihm wirklich diese Chance geben? Er hat sie eigentlich nicht verdient, aber andererseits muss ich es wirklich die nächsten Tage allein mit ihm hier aushalten. Natürlich, Techniker oder Angestellte sind auch noch hier, aber die meisten, mit denen ich mich wirklich verstehe, sind auch nach Hause gefahren. Und sogar er könnte besser sein als einige Tage alleine zu verbringen. Das W-LAN funktioniert nämlich auch nicht.

„Dann fang an." Ich setze mich auf Camilas Bett, da er ja anscheinend meines blockiert und ich mich sicher nicht neben ihn setze.

„Okay, alles fing damit an, dass mein Bruder und ich mit sechs Monaten in einer Toilettenpapierwerbung spielten. Das war quasi der Startschuss für meine Schauspielkarriere. Ich hatte viele verschiedene Jobs, der größte war wohl die Serie Zack und Cody, aber das müsstest du eigentlich wissen.

Danach nahmen wir beide uns erst einmal eine Pause von dem Ganzen und ja, dann war da eben Riverdale. Aber der wichtigere Teil ist die Zeit zwischen Zack und Cody und Riverdale, aber auch die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Staffel von Riverdale.

Ich war manchmal in Großbritannien, mit meinem Bruder, und wir lebten eben unsere Leben und genossen unsere Zeit, aber mein Bruder übertrieb leider ein bisschen. Er legte sich mit vielen Menschen an, leider verschuldete er sich auch bei manchen. Es ist nicht so, dass er nicht genügend Geld gehabt hätte, aber er hatte eben nicht den vollen Zugriff darauf und verschuldete sich immer mehr bei einer von den Drogengangs.

Auch wenn er schon Teile zurückzahlen konnte, sind seine Schulden noch nicht beglichen, vor allem bei einer dieser Gangs nicht. Und jetzt traut er sich nicht, wieder nach England zu fliegen, weil er Angst hat, sie würden ihn kaltblütig ermorden.

Und ja, was soll ich sagen, sie haben Kontakt zu ihm aufgenommen. Und ihm gedroht. Natürlich nicht mit seinem eigenen Tod, das würde ihnen ihr Geld nicht zurückbringen. Aber mit meinem Tod. Und weil das noch nicht genug ist, ist jetzt auch noch einer der Briten in Amerika. Und ja, rate mal, wen er sucht. Dylan sicher nicht. Obwohl, vielleicht doch, möglicherweise bekommt er noch einen netten Besuch bevor er kommt und mich sucht.

Und genau das ist der Grund, warum ich mich allen anderen gegenüber so scheiße verhalte. Wenn ich mich mit irgendjemanden besser verstehen würde, würde dieser sofort automatisch zur Zielscheibe werden.

Und das muss ich mit allen Mitteln verhindern. Ich will niemanden so in das alles hineinziehen, vor allem nicht so wunderbare Menschen wie Lili oder KJ, verstehst du?" seine Stimme wird gegen Ende seines Redeschwalls hin immer verzweifelter und mittlerweile kann man ihm wirklich anmerken, wie schlecht es ihm deswegen geht.

Ich nicke. „Okay. Du hattest deine Gründe. Ich denke dir ist klar, dass dein Verhalten dadurch immer noch nicht gerechtfertigt ist. Aber das ist schon einmal ein erster Schritt zur Besserung. Übrigens glaube ich, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein britischer Gangleader hinter dir her ist. Dafür müsste dein Bruder sehr, und damit meine ich wirklich SEHR hohe Schulden haben.

Und wenn die Schulden so hoch wären, wäre er wahrscheinlich schon längst tot. Natürlich kann man ihn mit deinem Leben besser erpressen, aber wenn es wirklich so schlimm sein sollte, würden sie ihn selbst bedrohen. Egal wie wichtig einem jemand ist, der eigene Überlebenswille ist immer stärker." Diese Gedanken meinerseits scheinen ihr erst einmal zum Andenken anzuregen.

Was er offensichtlich vorher nicht getan hat. Obwohl ich mir auch noch nicht ganz sicher bin, ob einfach nicht nachzudenken in seinem Fall nicht die intelligentere Entscheidung wäre.

Er nickt. „Du hast Recht. Aber er hat einen Teil seiner Schulden auch schon zurückgezahlt. Vielleicht hat der Gangleader einfach nichts zu tun oder wollte sowieso mal nach Amerika. Aber egal, er ist anscheinend wirklich hier und ich habe nicht nur Angst um mein Leben, sondern auch um einige andere. Und diese Gang versteht anscheinend etwas vom Erpressen. Dylan scheint übrigens auch davon überzeugt zu sein, dass er wirklich hier ist, immerhin hat er mir sogar ein Foto geschickt.Man erkennt zwar nicht wirklich ein Gesicht, aber ich habe schon nur vor dem Foto Angst bekommen." Er zieht sein Handy aus seiner Tasche und tippt darauf herum bis er aufsteht und mir ein Bild unter die Nase hält.

Ich erkenne nur eine Silhouette, doch sie kommt mir bekannt vor. Okay, es gibt wahrscheinlich hunderte Briten mit so einem Körperbau, aber er kommt mir trotzdem bekannt vor. Ich kann die Silhouette nur nicht zuordnen.

„Laut Dylans Angaben ist er auch nicht allein und das macht mir nur noch mehr Angst." Sein Gesichtsausdruck ähnelt dem eines verängstigten Welpen, doch mein Mitleid hält sich immer noch in Grenzen.

„Okay, du hast deine Gründe. Aber warum erzählst du mir das genau jetzt?"

„Naja, wie gesagt, wir sind die nächsten Tage alleine und ich wollte nicht ganz so einsam sein. Ich rechne nicht damit dass wir uns wirklich anfreunden, aber sich gegenseitig nicht zu hassen wäre ein erster Schritt. Und genau das ist auch der Grund, warum ich ausgerechnet dich ausgewählt habe. Ich rechne nicht damit, mich so schnell mit dir anzufreunden. Dann hat dieser Dreckskerl keine Druckmittel."

Ich nicke. „Oh, und da wir schon bei diesem Thema sind: wieso hasst du mich eigentlich so sehr?" Ja, diese Frage musste mal raus.

Die peinliche Stille danach eher weniger. Er scheint zu überlegen. Und mir bleibt nichts anderes übrig als ihn fragend anzustarren.

„Du bist zu ..." Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. Er ringt nach Worten, aber ihm scheint entfallen zu sein, was er eigentlich sagen wollte.

„Du bist zu sehr.... Einfach du."

Okay. Geht klar, jetzt kenne ich mich aus. Meine Augenbraue ist immer noch hochgezogen, doch ihm scheint nichts mehr einzufallen und so lasse ich es einfach sein. Wenn er ein Problem mit meiner Persönlichkeit hat kann ich ihm leider nicht helfen.

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