Mit zitternden Kniensprang Theliel die Stufen zum Kerker hinab. Seine Flügel kratzten anden Steinwänden des engen Gangs hinab ins kühle Erdreich. Erverschluckte sich fast vor Aufregung, als am unteren Ende der Treppeein schwer bewaffneter und eindrucksvoll gepanzerter Wächtererschien, der Theliel misstrauisch musterte, als dieser mit imSchritt inne hielt.
„Kann man dirhelfen?", fragte der Wächter und Theliel stutzte, als erfeststellte, dass unter der schweren Rüstung ein weiblicher Engelsteckte. Ihre freundlichen, grünen Augen blitzten unter demkunstvoll gefertigten Helm hervor. Sie war kaum größer als Theliel,wirkte durch die Rüstung aber deutlich breiter.
„Ich... suche nachLucifer Morgenstern", murmelte er. „Der...der Herr schickt mich."Sein Gesicht begann, vor Scham zu brennen, während er stumm hoffte,dass die Thronenengelin ihm gegenüber die Lüge nicht sofort ansah.
„Und wie heißtdu?", fragte die Engelin freundlich und ohne Misstrauen.
„Ich binTheliel....Engel der drittenTriade, in der Ausbildung zur Herrschaft...", ratterte Theliel wieautomatisch herunter. Gleichzeitig dachte er an die Gelegenheit, beider er sich das Letzte Mal so vorgestellt hatte; als Azazel ihn inder Hölle befragt hatte. Die Sehnsucht nach Lucifer überwältigteihn von einer Sekunde auf die andere.
„Der Herr würdekeinen Engel aus der niedrigsten Triade herschicken", entgegnetedie Engelin noch immer freundlich. „Aber wenn du mit Lucifersprechen möchtest, kann ich dich zu ihm bringen. Nur sei bitteehrlich; Lügen sind eine Sünde vor dem Herrn."
Überrascht sahTheliel ihr in die Augen.
„Ich....danke...ähm...wie ist Euer Name?"
„Pachriel",antwortete die Engelin. „Thronenengel im Wacheinsatz und derzeitvergeblich auf meine Ablösung wartend. Komm mit, ich zeige dirLucifers Zelle."
Ein kleines Lächelnstahl sich auf Theliels Gesicht, als er Pachriel in die Tiefen desKerkers folgte. Die Fackeln warfen lange, tanzende Schatten an dieWände und aus dem Gang fegte ein kühler, modriger Wind, der nachSchimmel und Blut roch. Der Gestank erinnerte Theliel schlagartig andie Kerkerräume in Lucifers Anwesen, in denen er die ersten Tagenach seiner Entführung verbracht hatte.
Unerwartet bliebPachriel vor ihm stehen, sodass Theliel in ihre großen, weißenFlügel stolperte. Erschrocken taumelte er zurück und entschuldigtesich mehrfach, was der Wächterin ein kleines Lachen entlockte.
„Machtnichts." Sie klopfte gegen eine schwere Metalltüre, in der einkleines, mit einem Schieber zu öffnendes Fenster angebracht war.„Hier ist es." Sie erhob ihre Stimme, die hundertfach im endlosenGang widerhallte.
„LuciferMorgenstern! Du hast Besuch!"
Nervös trat Thelielauf der Stelle und wartete auf irgendein Geräusch von der anderenSeite, doch es regte sich nichts. Gedankenverloren starrte er aufdie schwere Tür, als ihn die Erkenntnis plötzlich wie ein Blitzdurchzuckte. Sie befanden sich zu tief unter der Erde, ohne Strom undohne eine Öffnung in der Tür.
„Hat er Licht dadrinnen?", fragte er besorgt.
Pachriel wirkteüberrascht über diese Frage.
„Ich... denkenicht; es gibt meines Wissens nach keine Fackeln in denHochsicherheitszellen, um kein Brandrisiko einzugehen", murmeltesie.
„Bitte öffnet dasFenster!", stieß er etwas zu laut hervor und möglicherweise auchzu panisch, doch es kümmerte ihn nicht. Er musste Lucifers Stimmehören und sich vergewissern, dass sein geliebter Dämon wohlauf war.„Er hat Angst in der Dunkelheit!"

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LUCIFER - Morningstar
Viễn tưởng[ABGESCHLOSSEN] Die Hölle hat den Krieg gegen den Himmel verloren. Lucifer ist in die Gefangenschaft Gottes geraten, als eine unerwartete Verbündete aus längst vergangen Zeiten sich erhebt und die Erfüllung ihres Paktes fordert. Während Theliel vers...