"Danach" Teil 2

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Kapitel 8

Nach dem ich mich vollständig beruhigt habe, kommt endlich langsam mal die Freude hoch. Seit Wochen konnte ich nicht mein Kopf von nervigen Gedanken befreien, aber heute tut mir die Anwesenheit von Atemu richtig gut. Ich erzähle ihm eigentlich alles was passiert ist seit er weg war. Außer natürlich von meine Traueranfälle oder meinen komischen Träumen, aber er scheint es wohl nicht zu bemerken. Es fühlt sich fast so an wie früher, aber auch nur fast. Naja, Atemu hat ja jetzt schließlich auch einen eigenen Körper. Außerdem sind meine komischen Träume verschwunden oder zumindest nicht mehr so schlimm, dass ich nachts aufwache. Doch dieser eine Traum an den ich mich erinnern kann, lässt mich erschaudern. Ich glaube ich bin ziemlich froh, dass ich mich nur an diesen und nicht mehr erinnern kann. Aber etwas beschäftigt mich noch und ob ich mir es diesmal wirklich nur eingebildet habe.

„Atemu?" Der Angesprochene sieht fragend zu mir runter. „Habe ich mir den Oberlisk der Peiniger nur eingebildet oder hast du ihn wirklich beschworen?" Atemu überlegt eine Weile. „Kannst du mir mal dein Deck geben?" Verwirrt blicke ich den Pharao an, doch krame schlussendlich meine Karten heraus. Atemu nimmt sie mir aus der Hand und geht dann jede einzelne Karte durch, bis er die letzte in seiner Hand hält. „Also habe ich ihn mir eingebildet." Doch der Pharao schüttelt mit dem Kopf. „Nein, ich habe ihn wirklich gerufen, aber wie du sieht ist er nicht in deinem Deck. Ich habe ihn beschworen aber aus meiner Vergangenheit, trotzdem habe ich keine Ahnung ob ich jemals noch einmal fähig sein werde eine Götterkarte zu beschwören." Und damit beendet er so unser Gespräch.

Ein paar Tage vergehen und heute erfahren wir, ob wir den Abschluss haben oder nicht. Gespannt laufe ich mit meinen drei Freunden die breiten, grauen Gänge lang, Richtung der Aushängeblättern. Atemu ist zuhause, wäre auch komisch wenn ich plötzlich in der Öffentlichkeit mit einer Person auftauche die fast genauso aussieht wie ich. Ich will mir gar nicht vorstellen was für ein Trubel entstehen würde. „Yugi, kommst du?" Überrascht schaue ich auf. Ich bin ohne es zu merken langsamer geworden und mir überkommt ein plötzliches Gefühl von Zweifel. Was ist wenn ich die Prüfungen vermasselt habe oder ich einfach nicht gut genug bin? Plötzlich fühle ich mich wieder wie in meinen Traum und in meinem Kopf dreht sich alles.

„Hey, alter alles okey, du siehst so blass aus!" Joey kommt auf mich zu und legt besorgt eine Hand auf meine Schulter. „Es geht schon." Er sieht mich skeptisch an, aber belässt es erst mal dabei. So näher wir kommen um so voller wird es. Als wir an der großen Pinnwand angekommen sind, versuche ich verzweifelt etwas sehen zu können, aber ich bin einfach zu klein. Ich bin zwar ein ganzes Stück gewachsen, trotzdem werde ich wohl nie so groß werden wie Tristan oder Joey. Selbst Tea ist noch größer als ich. Seufzend gebe ich es auf. Und die zusätzlichen Kopfschmerzen die hoch kommen, lassen mich nicht mehr richtig klar sehen. „Ah Yugi, ich kann deinen Namen sehen!" Ruft Tea mir wie auf's Stichwort zu. Die Braunhaarige kommt auf mich zu, damit sie nicht so schreien muss. „Alles gut, du hast nur in Englisch nicht bestanden, aber die kannst du in einer Woche wiederholen." Erleichtert atme ich aus. Es hätte wirklich schlimmer sein können. Zwar nicht meine beste Leistung, doch kann ich es ja noch besser machen. Ich hoffe, dass jetzt der Schmerz in meinem Kopf verschwindet, da ich dachte er würde wegen dem Stress und der Angst kommen die ich gerade eben noch hatte, aber es scheint wohl nicht daran zu liegen. „Alter, du scheinst nicht wirklich fertig. Du kippst ja schon fast um! Bist du sicher, dass du wieder Gesund bist?" Der Blondhaarige hilft mir aus der Menge raus zu kommen. Wir setzten uns zu viert in einem schattigen Plätzchen im Pausenhof. „Ic-ich weiß auch nicht woher das plötzlich komm-t..." Alle sehen mich besorgt an. Ich merke wie Schweißperlen sich schon auf meiner Stirn verteilen und es fühlt sich plötzlich an, als wäre es 10° heißer geworden. „Leute, der sieht gar nicht gut aus!" „Sollen wir ein Krankenwagen rufen?" „Nein, nein es wird gleich wieder gehen!" Ich versuche überzeugend zu klingen, aber es scheint wohl anhand der Blicke meiner Freunde wohl nicht zu funktionieren.

Sie fangen angestrengt an zu diskutieren was sie denn jetzt machen sollten. Ich verdränge die lauten und nervigen Stimmen um mich herum. Nur das sanfte Rascheln des Baumes unter dem wir sitzen, dringt in mein Verstand durch. Plötzlich kann man Reifenquietschen hören und ein Auto vor der Schule sehen. Zwar ist mein Blick unscharf, aber ich glaube das es sogar Großvater's Wagen ist. Mein Körper fühlt sich wie Feuer an und schließe angestrengt vor Schmerz meine Augen. Nur gedämpft und mit einem lauten Piepen im Ohr, kann ich vermut maßen, was sie sagen. „Was.... den hier?" „....komisches Gefühl und....." Mehr konnte ich nicht verstehen, als plötzlich eine angenehme Hand sich auf meine legt. Die Temperatur meines Körpers sinkt auf einmal rasend schnell und auch die Kopfschmerzen verschwinden wieder. Langsam öffne ich meine Augen und blicke direkt in das Gesicht von Atemu. Erschrocken reiße ich sie noch weiter auf. „W-was machst du den hier?! Was ist wenn dich jemand sieht?" Panisch blicke ich mich um. Als ich die plötzlich perplexen Blicke der anderen sehen kann, halte ich inne. „Was ist denn los?" „Naja, wir fragen uns gerade wieso es dir plötzlich wieder so gut geht."

Auch ich merke wie ich kaum noch von den gerade noch gespürten Schmerzen etwas merke. Jetzt ruhen fragend alle Blicke auf den Pharao. „Woher wusstest du, dass es Yugi so schlecht geht? War schon krass das du wie gerufen hier mit Herr Muto aufgetaucht bist." „Ich weiß auch nicht Recht, aber mein Herz hat plötzlich so schnell angefangen zu schlagen. Doch so welche Schmerzen, wie Yugi, hatte ich nicht. Mein Instinkt sagte mir, ich solle so schnell wie möglich zu ihm.." Es braucht eine Weile, bis es in allen Köpfen 'Klick' gemacht hat. „Heißt das, dass Yugi ohne fast in Ohnmacht fallen zu müssen, nicht lange ohne Atemu allein sein kann?" Spricht Tea den Gedanken, den jeder von uns hat, zögernd aus. Atemu und ich sehen uns an. „Wie lange wart ihr getrennt, eine halbe Stunde vielleicht nur?" Ich schlucke. „Großvater, stand in der Prophezeiung irgendetwas was uns helfen könnte?" Doch der ältere Mann schüttelt seinen Kopf. Enttäuscht lasse ich mich gegen den Baum hinter mir sacken, aber was mir erst jetzt auffällt ist, dass Atemu immer noch meine Hand hält und er es auch erst mal nicht ändern wollen würde. Ganz im Gegenteil, er umklammert meine Finger, als hätte er Angst ich würde gleich davon fliegen. Ich schaue verblüfft zu ihm, aber sein Blick ist starr zu dem Millenimspuzzle gerichtet, den er um den Hals trägt. Auch die anderen scheinen seinen besorgten Blick zu bemerken.

„Atemu, alles in Ordnung?" frage ich ihn zögernd. Erschrocken wacht er aus seiner Starre auf und blickt in meine Augen. „Eh ja." Er befreit meine Hand von seiner und ich kann eine leichte Enttäuschung tief in mir spüren, aber ich beachte das Gefühl erst gar nicht. „Wir gehen erst mal nach Hause und überlegen was wir jetzt machen." schlägt mein Großvater vor.

„Es ist dann wohl ganz klar, was wir jetzt machen müssen!" Wir sind mittlerweile wieder bei mir zu Hause und sitzen gemeinsam im Wohnzimmer und diskutieren was wir gegen dieses ''Problem'' machen. „Und das wäre, liebe Tea?" fragt Joey etwas ungeduldig. „Naja, einer von euch wird sein Aussehen ändern müssen, da Atemu jetzt mit in die Öffentlichkeit muss. Wir könnten natürlich irgendwie sagen, Atemu wäre Yugi's verschollener Bruder oder so, aber ich bin mir sicher das dann die ganzen Duelle die ihr zusammen in der Vergangenheit gemeistert habt, ziemlich in Frage gestellt werden." Da hat sie wohl in allen Punkten Recht. „Und wer soll das sein?" frage ich etwas zögernd. „In Endeffekt ist es eigentlich egal, aber weil Atemu sein 'ägyptisches Ich' jetzt mehr ähnlich sieht, als früher und ihr auch nicht mehr verbunden seit, würde ich Atemu eher vorschlagen. Bei ihm wäre es wohl am einfachsten." Ich blicke zu dem Pharao um seine Reaktion sehen zu können, aber er starrt nur weiter hin in die Leere, ganz vertieft in seine Gedanken. Als er merkt, das ihn alle ansehen, blickt er auf. „Ich habe nichts dagegen." Er lächelt leicht. Ich bin überrascht, dass er trotz seiner tiefen Gedankengänge zugehört hat.

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