„Zu spät"

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Kapitel 12

POV Atemu

„Lass mich sofort gehen!! Yugi und ich dürfen nicht lange getrennt sein!" „Genau wie ich mit meinem Sieg nicht, also lass und jetzt weiter machen!" Verdammt! Dem lässt sich auch gar nichts sagen. Und als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, beschwört dieser Type dieses Monster, was ich in meinem Traum gesehen habe. Zähneknirschend versuche ich mir irgend ein Plan zusammen zu basteln, der mich so schnell wie möglich aus dieser Situation befreit, aber ich kann jeden Zentimeter in meiner Umgebung abgehen und jede Möglichkeit in meinem Kopf durchgehen; mir bleibt nur ein Weg übrig und zwar so schnell wie möglich gegen diesen Typen zu gewinnen und das bevor Yugi etwas passiert! „Okey, du hast es nicht anders gewollt! Aber ich sage dir, ich werde kein bisschen Gnade walten lassen, verlass dich drauf!" schreie ich ihn förmlich an.

So länger die Runde geht um so mehr steigt meine Wut und so schlimmer wird das Gefühl in mir. Bei jeder Minute die vergeht merke ich wie es Yugi immer schlechter geht. „Verdammt! Lass mich gehen! Yugi wird, wenn es so weiter geht, verletzt!" Doch dadurch erreiche ich nur ein „willst du mich veraschen" Blick von ihm. „Ach komm, ich weiß das wir nicht sehr nett rüber kommen, aber mein Freund wird ihn schon nicht umbringen." „Das meine ich doch auch g-" „Ach hör auf dir Fantasiegeschichten auszudenken und lass uns weiter kämpfen!" Wenn ich nicht damit beschäftigt wäre nicht zu verlieren, hätte ich ihn wohl aus Wut meine Faust direckt in seinem Gesicht spüren lassen. Moment mal, ich hatte schon viele nicht sehr angenehme Duelle, aber ich wollte noch nie meinen Gegner schlagen. Plötzlich fühle ich wie sich meine Kehle spürbar zusammen zieht, was mich erschrocken auf keuchen lässt. Yugi geht es immer schlechter und ich sitze hier immer noch fest und ziehe keine vernünftige Karte die mich zum Sieg bringt. Zwar verliere ich auch gerade nicht, aber wenn ich in diesem Tempo weiter mache wird jede Hilfe zu spät sein. Ich schüttle energisch mein Kopf. Das bringt mir jetzt auch nicht weiter, wenn ich schon von dem Schlimmsten ausgehe. Mai hatte wirklich recht. Ich weiß zwar nicht wie sie das machen, aber wenn dieses ‚finsteres Lichtchen' auf dem Feld ist, ziehe ich einfach nichts hilfreiches. Meine Wut steigt immer mehr und ich könnte schreien, aber bevor ich unüberlegt handeln konnte, kann ich eine Hand auf meiner spüren. „Du musst immer an das Herz der Karten glauben, vergiss das nicht Atemu!" Erschrocken schaue ich zur Seite und kann eine Art geistige Abbildung von Yugi erkennen, bis sie wieder verschwindet. Wie erstarrt blicke ich auf mein Deck. Wie konnte ich das nur vergessen? Meine Wut hat mich komplett geblendet. „Danke dir, Yugi." flüstere ich leise lächelnd, sodass nur ich es verstehen kann. Ab jetzt fängt es erst richtig an! Und als ich dann noch meine Karte erkennen kann, die ich gezogen habe, muss ich anfangen zu grinsen. „Jetzt ist es vorbei." Der Junge sieht mich amüsiert an. „Du kannst nicht gewinnen. Nicht wenn ich mein ‚finsteres Lichtchen' habe!" „Da liegst du leider falsch, denn selbst so ein Monster was mein Deck verändern kann, hält mich nichts davon ab an das Herz der Karten zu glauben! Mach dich bereit für einer meiner Lieblinge!" Perplex starrt mich mein Gegenüber an und geht aus Angst ein paar Schritte nach hinten. Verständlich denn ich glaube jeder würde Angst bekommen, wenn man gegen Slifer den Himmelsdrache kämpfen muss. „Du hast mich leider so weit gebracht, doch wenn es um meine Freunde geht und ganz besonders um Yugi tue ich alles um sie zu retten!" „Wie.. wie hast du?!" „Ich glaube du weißt wie Slifers Spezialfähigkeit funktioniert, oder? Er bekommt 1000 Angriffspunkte für jede Karte die ich auf meiner Hand habe und das sind insgesamt 5!" „Was dass kann nicht sein, ich darf nicht verlier-!" Doch bevor er sein Satz beenden konnte, greift der rote Drache ihn an, was alle seine Monster und auch seine letzten Lebenspunkte auspusten lässt. Automatisch löst sich das Seil was uns verbunden hat, von meiner Duell-Disc. „Und jetzt sag mir wo Yugi ist!" Doch der Junge antwortet mir nicht, sondern starrt nur wie gebannt den Boden an. Wütend packe ich ihm am Kragen um seine Aufmerksamkeit zubekommen und ihn zusätzlich dadurch zu zwingen mich anzusehen. „Sag wo Yugi ist!!" Er schluckt laut. Doch noch immer will aus ihm kein Ton raus kommen. Ich schüttle ihn einmal heftig durch und scheint zu helfen denn sein Blick scheint endlich wieder wacher zu werden. „Also?!" frage ich immer ungeduldiger. Langsam merkt er den Ernst der Lage. „I-Ich bring dich hin." Misstrauisch starre ich ihn an. „Wirklich versprochen!" Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als ihn zu glauben. Nicht sehr sanft lass ich ihn auf den Boden fallen. Der Junge vor mir rappelt sich langsam auf und meidet mein Blick. Langsam merkt er was er angestellt hat und man merkt ihm das schlechte Gewissen an. „Da lang." bringt der Braunhaarige zögernd heraus und zeigt nach links. „Dann lass und keine Zeit verlieren." Doch bevor ich los rennen konnte, merke ich einen tiefen Schmerz der alles in mir zusammen fallen lässt. Was war das?

Ich muss mich beeilen.

Nach ein paar Minuten die für mich wie Stunden anfühlen, kommen wir schlussendlich an einer alten Lagerhalle an die nicht sehr einladen auf mich wirkt. Viele Fenster sind zerbrochen und sogar ein paar Wände sind eingefallen. Das sanfte Licht des Mondes,was auf uns fällt, verstärkt nur unnötig die gruselige Atmosphäre. „Sind wir wirklich richtig?" Frage ich den Jungen neben mir das gefühlte tausenste Mal. „Ja, wie oft denn noch! Ich lüge dich nicht an!" Nicht nur die komische Halle lässt mich stutzen, sondern auch das ich Yugi nicht spüren kann. Auch wenn wir nicht mehr miteinander verbunden sind, konnte ich immer seine Aura fühlen, wenn ich in seiner Nähe war, aber jetzt merke ich nur die kalte Nachtluft auf meiner Haut.

Ohne auf ein weiteres Wort gehe ich das große Gebäude, gefolgt von dem Braunhaarigen Jungen. So schnell dass ich nicht mal mit den Augen es sehen konnte, spüre ich einen Arm um meine Kehle. „Du Verräter! Hast du ihn wirklich zu uns gebracht?!" faucht der Junge hinter mir den Braunhaarigen an. „Neo, lass ihn los! Es geht hier nicht mehr um gewinnen oder verlieren sondern um ein Leben! Wo ist der Junge?" Ich merke wie sich der Griff um mich sich lockert und ich schlussendlich daraus befreien konnte. Sicherheitshalber nehme ich paar Meter Abstand. Der Junge, der anscheinend Neo heißt, blickt uns abwechselnd irritiert an und als er merkt das wir hier keine Späße treiben rückt er mit der Info raus. „Na schön, er ist hinten." Toll und was soll ich jetzt mit diesem Satz anfangen „Er ist hinten"?! Doch anders als ich rennt der braunhaarige Junge zu einer Tür, die ich in der Dunkelheit gar nicht bemerkt habe. Mit einem lauten Krachen reißt er die diese auf und winkt mich zu sich her.

Mir bleibt der Atem stecken, als ich den bewusstlosen Yugi sehen kann. Nein! Wie vom Blitz getroffen renne ich zu ihm. „Yugi!" Doch so sehr ich an ihn rüttle und anschreie, seine Augen bleiben zu. „Nein Yugi, wach auf!!!"

Mein ganzer Körper fängt an zu zittern und meine Hände, die sich um den Körper von Yugi gelegt haben, verkrampfen sich so sehr dass man meine Adern heraus blitzen. Meine Augen suchen verzweifelt nach irgendein Lebenszeichen in Yugi's Gesicht doch vergebens. „Yugi." Flüstere ich nur noch. Müde von dem Schreien und von meiner noch vor kurzen gespürten Wut, merke ich wie sich mein Verstand versucht zu schützen. Er redet mir ein Yugi wäre noch am Leben und alles wäre in Ordnung, doch egal was er versucht mir zu sagen, was ich hier sehe und spüre kann mir niemand einreden es wäre nicht echt und als die Wahrheit mich endlich erreicht hat, fallen ununterbrochen Tränen meinen Wangen hinunter. Trauer. Ein Gefühl was ich so lange nicht mehr gespürt habe. „Yugi, wach bitte auf." Doch es passiert nichts. Eng ziehe ich den kleinen Jungen an mich und versuche schon gar nicht mehr die Tränen zurück zu halten. Alles dreht sich um mich herum und mein Kopf schmerzt schon vom ganzen Weinen.

Ich weiß nicht warum, aber es war wie ein Reflex oder ein unüberlegter Handel, aber ich bereue es nicht das ich es getan habe.

Langsam schließe ich meine Augen und beuge mich zu Yugis Gesicht hin. Als ich unsere Lippen treffen fallen nur noch mehr Tränen von meinem Gesicht. Ich will mich nicht lösen. Ich will für immer seine Wärme spüren und sein Lächeln wieder sehen.

Bitte, Yugi.

Komm zurück zu mir.

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