Kapitel 10

11 1 0
                                    

„Hier sind Menschen umgekommen Professor. Hier wurden 9 Leben beendet. Die Welt muss davon erfahren. Sie haben nicht das Recht ihren Familien ihren Tod zu verheimlichen.“
Der Professor sah Anthony wieder mit dem verrückten Blick an. Er stand aus dem Stuhl auf und zeigte in den verbrannten Raum.
„Wie um alles in der Welt sollte ich das hier ihren Familien erklären? Sie würden Nachforschungen beantragen und sich immer mehr darüber aufregen was passiert war. Sie würden mich als den Übeltäter herausstellen und drüber hinwegsehen das auch ich meine über alles geliebte Frau verloren habe. Ich wäre gebrandmarkt und alles wofür ich gearbeitet habe wäre dahin. Ich habe meiner Frau nach ihrem Tod geschworen unsere Arbeit zu vollenden. Und das habe ich gerade.“
Anthony sah den Professor plötzlich in einem völlig neuen Licht. Er war von dem unantastbaren Podest gefallen und stand nun auf einer neuen Stufe. Er war zwar genial aber nicht ansatzweise durch Moral geleitet.
„Wäre das hier etwas gewesen was ihre Frau gewollt hätte?“
„Du hast sie nicht gekannt. Du weißt nicht was sie wollen würde. Ich dagegen schon. Sie würde wollen das der Beschleuniger laufen würde.“
„Und das auf diese Weise?“
Der Professor setzte an, doch entschied sich dagegen etwas zu erwiedern. Anthony sah in ihm endlich eine Art von Erkenntnis. Auch wenn er nicht wieder voll vertrauenswürdig war, würde der Professor ihm nun nichts mehr antun. Also entspannte Anthony sich ein wenig. Dann kam ihm eine neue Frage auf.
„Warum wollten sie so unbedingt das ich ihnen helfe? Ich glaube ihnen nämlich kein Stück das sie diesen Rechenfehler nicht selbst schon lange gefunden hatten.“
Der Professor war sichtlich überrascht.
„Was redest du denn da? Du hast die Gleichung doch gesehen. „
„Ich habe sie gesehen. Das ist wahr. Aber ich habe auch gesehen wie ein Teilchenbeschleuniger der noch im Bau ist in diesem Raum dort steht. Also noch einmal. Wofür brauchen sie mich?“
Der Professor suchte nach einer Antwort um Anthony abzuspeisen, doch dann entschied er sich doch für die Wahrheit.
„Folge mir.“
„Wieso sollte ich ihnen …“
„Folg mir einfach.“
Der Professor lief einfach über die Trümmer hinweg und durch die schwere Stahltür hindurch. Anthony wusste nicht so recht was er machen sollte, außer dem Professor zu folgen. Und außerdem war es das spannendste was er je erlebt hatte seit dem Einbruch am Morgen und dem Kampf am Mittag.
Im Nachhinein wunderte sich Anthony über diesen Tag schon etwas mehr als ein wenig.
Als er zu dem Professor aufgeschlossen hatte war dieser bereits in ein Selbstgespräch vertieft. Da es sehr informativ war unterbrach Anthony ihn dabei nicht.
„Warum musste auch unbedingt so ein kleiner Klugscheißer Kräfte entwickeln. Hätte es nicht irgendein Dummkopf sein können. Warum immer intelligente Menschen. Warum?“
Dann entdeckte er Anthony und stoppte die Selbstgespräche. Sie bogen nicht nach links, um zurück in die Eingangshalle zu kommen, sondern nach rechts ab. Tiefer in den Koloss von Gebäude. So tief im inneren des Gebäudes war kein anderer Mensch mehr zu sehen. Der Professor und Anthony waren die einzigen weit und breit. Der Korridor zog sich noch mehrere Hundert Meter weiter, was Anthony darauf schließen ließ das sie unter der Erde waren. Das Gebäude war über der Erde nicht ansatzweise groß genug um solche Korridore zu beherbergen. Also mussten sie schlussweigerlich unter der Erde sein. Mitten auf dem Gang hielt der Professor Anthony den Arm vor und bedeutete ihm stehen zu bleiben.
Anthony sah vor und hinter sich nur noch das grelle weiß der Korridore das sich bis zum Ende seines Blickfeldes erzog.
Der Professor sah sich um, obwohl er genau wusste das niemand in der Nähe war. Dann schnippte er mit den Fingern und eine Tür zeigte sich in der Wand. Sie sah alt aus. Älter als alles was Anthony je gesehen hatte. Sie war aus Stein gehauen und besaß wunderschöne Verzierungen. Sie waren so lebensecht das es fast so aussah als würden die Menschen auf den Verzierungen sich bewegen. Hinter dieser Tür war nicht mehr zu sehen als abartig dunkle Dunkelheit.
Der Professor bedeutete Anthony einzutreten.
„Gehen sie lieber vor.“
Der Professor rollte genervt mit den Augen und trat ein. Er wurde sofort von der Dunkelheit verschlungen. Anthony machte sich derart viele Gedanken über das was passieren könnte das er anscheinend sehr viel Zeit damit verbrachte.
Der Professor trat wieder aus de Dunkelheit heraus.
„Kommst du jetzt?“
Er winkte Anthony zu sich und verschwand wieder. Anthony hörte auf sich Gedanken zu machen und ging hinterher.
Im vorbeigehen betrachtete er die Tür eingängig und erhaschte einen flüchtigen Blick auf das Abbild eines Wesens aus flüssiger Materie. Dann wurde er auch schon von der absoluten Dunkelheit verschlungen.
Das Licht das durch die Tür geschienen hatte erlosch so plötzlich das Anthony nicht mehr wusste wo er war. Er hörte noch die Tür zufallen und dann war es totenstill.
„Professor?“, rief er in die Dunkelheit, aber niemand antwortete.
Wieso hatte er dem Professor auch vertraut. Er hätte wissen müssen das eine Falle gewesen war. Der Professor wollte ihn nur aus dem Weg haben, damit sein Image keinen Schaden nahm.
Anthony setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und tastete sich weiter voran. Er konnte nicht wissen wie groß der Raum war in dem er eingesperrt war.
Während er seine Umgebung erkundete verfluchte Anthony den Professor in seinen Gedanken auf´s Übelste.
Dann ging einer seiner Schritte ins Leere. Anthony fiel Kopfüber von einer Kante, oder einer Klippe, oder auch nur von einem Treppenabsatz.
Das einzige was er wusste war das er fiel. Und das lange. Sehr lange. Extrem lange. Anthony schätzte die Zeitspanne auf in etwa 2 Minuten.
Das besondere daran war, das es sich nicht gefährlich anfühlte. Es fühlte sich an wie schweben. Auch wenn Anthony wusste das er in völliger Dunkelheit in sein gewisses Ende fiel, war da etwas in seinem Hinterkopf das ihm sagte es gab nichts gefährliches an diesem Sturz.
Und kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht landete er schon unsanft in einem Heuhaufen. Die Dunkelheit wich so schnell einem grellen Licht das Anthony dachte er würde Blind. Seine Augen waren dieses Licht nicht mehr gewöhnt und er musste sie schützen um nicht zu erblinden. Um nicht so hilflos zu sein ertastete Anthony seine Umgebung. Er lag tatsächlich in einem Haufen aus Stroh. Es roch verdächtig nach Vieh und die Temperatur war weit über 20°C. Nach wenigen Augenblicken konnte Anthony mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen das er auf dem Land war. Auf einem Hof um es genauer zu sagen.
„Das hat länger gedauert als ich gedacht hatte.“
Die Stimme des Professors tauchte vor Anthony auf. Jemand packte ihn am Arm und zog ihn aus dem Stroh.
„Keine Sorge. Das mit den Augen bessert sich gleich wieder.“
Und tatsächlich. Als Anthony seine Hand wegnahm waren sie bereits wieder an das licht gewöhnt. Als erstes sah Anthony sich um. Der Professor stand direkt vor ihm, und sie beide waren anscheinend in einer Art Scheune. Das wiederum bestätigte Anthony´s Vermutung.
Sie waren auf dem platten Land gelandet.

Anthony Finch - Der Beginn einer ÄraWhere stories live. Discover now