Kapitel 9 - Eine verhängnisvolle Nacht

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Gerädert, doch nun endlich auch wach, stieg ich aus der Dusche. Während ich geduscht hatte, hatte ich kleine, dunkelrote Stellen an meinem Hals entdeckt. Nun stand ich vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete die kleinen Flecken genauer. ...Waren das Knutschflecken?! Wenn ja, von wem? Verdammt, hatte ich mit einem meiner besten Freunden geschlafen?! Ich empfand für niemanden von ihnen etwas... O-oder doch? Unsicher starrte ich meinem Spiegel-Ich in die Augen. Die grünen Augen flackerten unsicher, ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Wie immer, wenn ich nervös war. Schließlich begann ich, mir meine Klamotten wieder anzuziehen. Ich spürte weiterhin Schmerzen am Hinterleib und etwas anderes schlich sich in mein Gedächtnis. ,,...du bist schwul, du Homo, du Spast!" Ich fühlte mich, als hätte mir jemand in meine Magengegend geboxt, als ich meinen Pullover übergezogen hatte. ,,So wie deine gottverdammten Freunde." Schwer schluckte ich und zitterte so stark, dass ich mich am Rand des Waschbeckens abstützen musste. Ich... Ich hatte es mir selbst viel zu lange vorgegaukelt. Ich dachte, es würde mit der Zeit alles besser werden... ,,Ihr Schwulen solltet einfach gejagt und getötet werden. Qualvoll." Meine Hände rutschten weg, ich wischte mit einer verzweifelten Armbewegung mich abzufangen den Seifenspender vom Waschtisch und spürte, wie ich das Gleichgewicht und mein Bewusstsein verlor. ...Meine Vergangenheit holte mich ein. Sie war einfach schneller als mein Wunsch, sie hinter mir zu lassen.

Mein erster Kuss mit einem Mädchen? Es gab nie einen. Das andere Geschlecht hatte mich noch nie interessiert, das wusste ich. Ich war wirklich nie wie die anderen. ...Ich wurde nie als einer von ihnen akzeptiert. Sie sagten mir, ich sei eine wertlose Schwuchtel. Zwar hatte ich gelernt, mit diesen Vorwürfen, die sie mir entgegen schleuderten, umzugehen, sie nicht zu akzeptieren. Doch im innersten fraßen sich diese abwertenden Phrasen immer tiefer in mein Herz. Ich will, dass es sich nie wieder wiederholt!

,,Maurice!" - ,,Alles okay mit dir?!" - ,,Was ist mit ihm passiert?" Zitternd öffnete ich meine Augen. Ich lag zusammengekrümmt auf dem Fliesenboden des Badezimmers. ,,Geht's dir gut?",fragte Fabi besorgt. Als ich mich aufsetzen wollte, schwankte ich. ,,M-mir geht's gut...",murmelte ich und brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande. Die Mongos saßen auf Knien um mich herum und beobachteten jede meiner Bewegungen. Zum Glück war ich bereits angezogen gewesen - aber für einen von ihnen war das nicht einmal mehr wichtig, dachte ich verbittert. Wenn ich nur wüsste, wer von ihnen es war... Ein Anzeichen würde doch genügen. Das Angestarre durch die Anderen ließ mich unbehaglich fühlen. ,,Hatte wohl 'nen Schwächeanfall...",murmelte ich, doch sicher war ich mir nicht. ,,Ich kann schon aufstehen!",protestierte ich, als die Anderen Anstalten machten, um mich hochzuheben. ...Ich wollte nie im Mittelpunkt stehen.

PoV O-Saft:

Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit Maurice - das sah man ihm an. Schwächeanfall, von wegen. Dennoch tat ich, als würde ich es glauben. Die Badezimmertür war nicht abgeschlossen gewesen - ob Micha, dieser perverse Kerl ihn beobachtet hatte? Vielleicht dachte er, er könnte ihn für sich gewinnen... Dachte Micha wirklich, dass ich ihn nicht durchschaut hatte? Er war mir mit jedem Mal unsympathischer geworden, doch vor den anderen Mongos wollten wir friedlich wirken - auch, wenn ich diesem Perversling gerne, jedes Mal, wenn ich ihn sehen musste, einen kräftigen Schlag ins nächstbeste Körperteil geben würde. Maurice würde sich nie in jemanden wie Micha verlieben... hoffentlich. ,,Alles okay, Fabi?",fragte Simon, ,,Du ziehst so'n angewidertes Gesicht!" Ich bejahte. Mir ging es gut - Maurice nicht.

Mittlerweile saßen wir alle gemeinsam auf dem Sofa, ich hatte Maurice trotz seiner Proteste in eine Decke gewickelt. Micha, der Dreckskerl, hatte provozierend einen Arm um ihn gelegt und sah mich für einen Moment lang spöttisch an. Er hatte gestern getestet, wie Maurice reagieren würde, sollte er mich küssen. Ich hatte es genossen, ja wirklich. Doch langsam wurde mir bewusst, dass ich ihm in die Hände spielte.

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Bin von meinem 1.200-Höhenmeter-Trip zurück. Hoffe, die Länge passt so :3 könntet ja mal so ?/10 Punkte auf Story, Kapitellänge und Upload-Abstände (von der Zeit her) geben xD

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