Kapitel 11 - Nur schmerzhafte Erinnerungen bleiben ewig

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Maudado PoV:

Fabi und Micha. Ich hatte mich bereits von Anfang an gefragt, was mit ihnen los war. Doch so langsam konnte selbst ich erkennen, wie sehr die beiden sich hassten. Und ebenfalls spürte ich, dass ich ein Teil des ganzen Problems war. Und gestern Nacht? ...Verdammt. Warum war ich nur so naiv? Ich sollte mich sofort auf den Heimweg machen. Diese ganzen Streitereien, diese Rivalität... Ich war der Auslöser dieses ganzen Scheiß gewesen. Wenn ich mich vielleicht aus ihren Leben raushielt, würde dies die Spannungen entlasten? Ich richtete mich auf und spürte sofort sowohl Michas als auch Fabis Blicke auf mir ruhen, welche jede meiner Bewegungen beobachteten. ,,Regt euch ab, mir geht's gut.",murmelte ich genervt und zog die Decke von meinen Beinen, um aufzustehen. Keiner der Beiden hielt mich auf, als ich auf die Tür zusteuerte. Keiner der Beiden sagte auch nur ein Wort. Mit zittrigen Knien ließ ich das warme Wohnzimmer hinter mir und stand im Flur. Die Farbe an der Wand flimmerte leicht, doch durch einfaches Blinzeln verschwand das Schwindelgefühl kurzzeitig. Ich musste meinen Rucksack finden, schnell... Lukas trat aus dem Bad und sah mich verwirrt an. ,,Alles okay?",fragte er unsicher, doch ich nickte schnell und setzte meinen Weg fort. Ich trat in die Küche und sah mich um. Auf dem Tisch standen mehrere Flaschen und Dosen vom gestrigen Abend und ich wollte schon umkehren, doch dann entdeckte ich ein kleines Medizinfläschchen, welches offensichtlich und auffällig auf der Anrichte stand. Erinnerungen kochten hoch, als ich wie aus Verzweiflung danach griff und das braune Fläschchen betrachtete. Wütend starrte ich auf das Etikett. Date-Rape Drogen, ich kannte so etwas bereits. Ich kannte dieses Teufelszeug. Ich... ich musste jetzt wirklich mit allen reden. Nur einmal in meinem verdammten Leben wollte ich die Wahrheit wissen. Mit dem Fläschchen in der Hand stolperte ich aus der Küche und stand wenige Sekunden später wieder im Wohnzimmer. ,,Was geht bitte in euren Köpfen vor?",fragte ich ruhig, unterdrückte die Wut und Enttäuschung. Fabi und Micha sahen mich an, erschrocken. ,,Glaubt ihr wirklich, ich bin völlig dumm und merke nichts? Wer von euch hat K.O.-Tropfen bei sich gehabt? Wer von euch ist der Arsch?" Ich zitterte stark und biss mir auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten. ,,Ich... ich habe euch vertraut! Ihr wart die wichtigsten Menschen für mich!" Fabi wollte vom Sofa aufstehen und murmelte: ,,Maurice... Maudado. Bitte, hör' mir zu!" Ich zuckte zusammen. ,,Nenn' mich nie wieder Maudado. Der ist seit gestern tot.",fauchte ich gereizt. ,,Du weißt nicht, was du da gerade sagst, Maud-",fing Fabi an, doch ich lachte gekünstelt auf. ,,Achso, weil ich wegen dieser Vergewaltigungsdroge nicht zurechnungsfähig bin, oder was? Glaubt mir, ich bin mit diesen Themen vertrauter, als mir lieb ist!" Fabi verstummte. Dafür riss Micha nun seinen Mund auf. ,,Jetzt beruhige dich doch..." Ich schluckte. ,,Ich will hier weg.",murmelte ich nur und ließ mich auf den Boden sinken. ,,Brauche meine Sachen... Will nicht... wie damals..."

Die Musik war mir viel zu laut, all diese Menschen um mich herum waren mir unangenehm, es roch nach Alkohol und Schweiß. Noch nie war ich in dieser Bar gewesen, volljährig war ich auch noch nicht mit meinen sechzehn Jahren, was hier aber niemanden zu stören schien. Ich wartete länger als gewöhnlich auf ihn, doch für diesen Augenblick war es mir egal und ich dachte nicht an ihn. ,,Was darf's sein?",fragte der vollbärtige Kerl an der Bar. Ich zuckte mit den Schultern und sah mich um. So langsam fragte ich mich doch, wo er steckte. ,,Wartest auf 'wen?",fragte der Barkeeper interessiert. Ich nickte. Unhöflich wollte ich nun doch nicht erscheinen, also bestellte ich irgendein Bier, der Bärtige schob mir ein Glas und eine Flasche über den Tresen. ,,Und auf wen?",hakte er nach und ich murmelte als Antwort nur ein kurzes: ,,Auf meinen Freund." Der Barkeeper lachte. ,,Für 'nen Schwulen biste recht normal, Kleiner. Wie ist dein Freund denn so im Bett?" Ich wurde rot, presste meine Lippen aufeinander und antwortete nicht. Was wollte er denn?! Warum fragte mich ein fremder Mann so etwas? Er schien eine Schlussfolgerung aus meinem Schweigen gezogen zu haben, und bestand anscheinend darauf, mir seine Fantasien unter die Nase zu reiben. ,,Bist wahrscheinlich eher der Devote, der Gefickte, hm?" Ich zuckte leicht, als ich kaum eine Minute später eine Hand auf meinem Rücken spürte. ,,Na du?",sagte jemand. Ich erkannte die Stimme... Der mir bekannte braunhaarige, junge Mann setzte sich neben mich auf einen der Barhocker und lächelte leicht. ,,Hast du mich vermisst? Hatte noch was zu besorgen, sorry." Ich nickte leicht und legte meinen Kopf auf seine Schulter. ,,Bin kurz aufm Klo...",murmelte ich und stand auf. Er nickte.

Als ich zurückkam, hatte er bereits bestellt und nippte an einem dunkelrotem Getränk. Als auch ich von meinem Bier trank, grinste er kalt. ,,Ach, Maurice, Süßer. Ich wünsche dir eine gute Nacht." Dass er mich vom Barhocker und hinter sich her in ein Auto zog, bekam ich nur noch mit größter Mühe mit.

...Ich hätte den Menschen damals, bevor es zu spät war, vertrauen sollen, ihnen glauben sollen, als sie sagten, dass ich mit dem Feuer spielte. Nach dieser Nacht veränderte sich mein ganzes Leben, ich schwor mir Vieles, doch erst nachdem ich viel verloren hatte. Nie wieder Alkohol. Nie wieder Vertrauen. Nie wieder öffentlich sein. Geheimhalten meiner Sexualität, für immer. All das wegen Wunden, die für die Ewigkeit da sein würden. Wunden im Kopf.


Ich hasse Menschen, die Homosexualität verachten... TwT" Werd noch was zur Vergangenheit der Anderen schreiben, und, keine Angst, auch Wintercracker und Simon bekommen noch was ziemlich abgefucktes mit.

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