lost // hunhan

Part 15

"Danke", nuschle ich, als ich die Taschen aus dem Geländewagen hieve und dann den Kofferraum wieder schließe. Der Fahrer nickt mir nur zu und fährt auch gleich wieder los, kaum bin ich ein paar Schritte vom Wagen entfernt. Ich verdrehe die Augen und schleppe mich mit dem Gepäck hoch zur Tür. Die Klingel springt mir schon von der untersten Stufe aus entgegen, sie ist grau, wie die Mauern der Villa. Trotzdem scheint sie so herauszustechen, mich förmlich anzugrinsen. Mit einem unguten Gefühl im Magen stelle ich meine Taschen ab und bewege meinen zitternden Finger auf die Klingel zu. Kaum übe ich leichten Druck auf das Knöpfchen aus, höre ich den Trommelfell-zerschneidenen Ton der Klingel drinnen. Am Liebsten hätte ich das Ding abgerissen und kaputt getreten, doch dann hätte ich erstens einen sehr peinlichen Moment mit Yifan und zweitens eine Rechnung wegen dieser Scheiß Klingel am Hals gehabt.
Von drinnen sind Schritte zu hören, sie klingen so bedrohlich und mit jedem Schritt, den ich vernehme, werde ich nervöser und ängstlicher. Ich sehe nur noch Nebel in meinem Kopf, dann wird die Tür geöffnet und der Moment, der mir den ganzen Flug über auf den Magen geschlagen hat, ist da. Und er ist ganz anders als gedacht.
Yifans Haare sind zerzaust und braun, seine Augen wirken müde und träge, wahrscheinlich habe ich ihn gerade bei seinem Mittagsnap gestört.
Doch sein Gesicht strahlt auch Wärme aus, eine vertraute, schöne Wärme, die mich lächeln lässt. All die Erinnerungen kehren zurück, die schönen Erinnerungen.
"Luhan?", höre ich Yifan fragen, doch seine Stimme ist ganz weit weg. Weit, weit weg.