Es ist ungewohnt, die Kälte um mich herum nach so langer Zeit wieder zu spüren. Die Menschen laufen geschäftig an uns vorbei und für einen Moment scheint die Welt still zu stehen. Die Menschen bleiben stehen, der Junge auf der gegenüberliegenden Straßenseite erstarrt dabei, wie er seinen Kaugummi in den Schnee spucken will, der alte Mann starrt weiter in den Himmel, während er auf einer Bank sitzt, die Hände auf einen braunen Stock gestützt. Alles scheint auf einmal ruhig zu sein und mir und meinen Gedanken einen Moment Platz zu lassen. Ich ordne mich zu aller erst, schließlich ist es das Erste Mal seit Monaten, das ich überhaupt das Haus verlasse und frische Luft einatme. Vielleicht hatte Junmyeon ja recht? Vielleicht lenken mich die ganzen Menschen und der ganze Weihnachtstrubel ab, vielleicht suchen sie mich und ziehen mich endlich aus dem dichten Nebel, der mich seit Monaten einhüllt. Ist Hoffnung in diesem Fall kindisch? Ich weiß es nicht. Und ich will auch nicht weiter darüber nachdenken.
Also lasse ich den Jungen seinen Kaugummi in den Schnee spucken, die Erwachsenen weiter laufen und den Alten den Blick senken. Die Jungs und ich laufen Links entlang und steigen in die beiden Geländewagen, die immer für uns bereit stehen, wenn wir in die Innenstadt fahren wollen. Zusammen mit Baekhyun und Chanyeol quetsche ich mich hinten auf die Rückbank, während Junmyeon sich ans Steuer und Jongin sich neben ihn setzt. Wir fahren zusammen los und mir kommt die Fahrt schon nach einem halben Kilometer unglaublich lang vor. Die Gespräche der anderen ignoriere ich und sehe aus dem Fenster, sehe auf die weiße Landschaft und versuche mich auf alles zu konzentrieren, nur nicht auf ihn. Ich studiere gerade aufmerksam Chanyeols schwarze Jeans, als der Wagen hält und Junmyeon von vorne sagt: "Wir sind da."
Chanyeol und Baekhyun steigen noch immer quatschend aus und ich trotte etwas unmotiviert hinterher. Die anderen stoßen nun auch zu uns und Yixing klopft mir aufheiternd auf die Schulter. Müde lächle ich ihn an und dann gehen wir auch schon los zur riesigen Einkaufsmeile. Obwohl ich Korea bevorzuge, möchte ich bald mal wieder nach China. Tao läuft neben mir und sieht sich alles genau an, scheint sich jede einzelne Lichterkette einprägen zu wollen.
"Wie- eh... Geht es dir?", frage ich schließlich und fange somit das Erste Mal seit langer Zeit mal wieder eine Konversation an. Überrascht sieht mich der Chinese an.
"Ganz gut. Wie geht es dir?" Er versucht, nicht zu viel Mitleid in Stimme und Blick zu haben und genau das liebe ich an ihm so sehr. Er versteht mich einfach und weiß, wie ich ticke. Aber niemand wird jemals Luhans Platz einnehmen können.
"Ich sage dir nur die Wahrheit, wenn du es auch tust", sage ich. Auch wenn Tao einen auf stark macht, weiß ich, dass ihn Kris' Ausstieg noch immer schwer mitnimmt und es mit Luhan nur noch schlimmer geworden ist und alte Wunden wieder aufgerissen hat.
"Sagen wir es mal so...", beginnt der Schwarzhaarige. "Wir sind beide so ziemlich am Arsch."
"Gut ausgedrückt, Hyung."
Wir schlendern weiter durch die Gassen und hier und da huscht einer von uns wieder in ein Geschäft. Bald trägt Tao zwei Tüten mit sich und unterhält sich mit mir. Mir selbst tut dies so unglaublich gut. Mit jemandem reden, außer meiner inneren Stimme, denn die zählt nicht. Endlich mal wieder frische Luft schnappen und die Zivilisation sehen. Es lässt mich durchatmen. Alles ist gut, ich laufe mit Tao weiter am Ende der Gruppe, bis wir am riesigen Marktplatz ankommen. Junmyeon vorne beginnt mit Jongin zu diskutieren und langsam geht es auf die anderen über.
"Ist da irgendwa-", beginnt Tao, doch er stoppt. Mit geweiteten Augen starrt er auf den Marktplatz und nun kann auch ich nicht anders als hinzusehen.
Auch meine Augen weiten sich, als ich die knapp 200 EXO Fans sehe, die sich in einem Halbkreis auf dem Marktplatz aufgestellt haben. Sie tragen alle einen schwarzen Hoodie mit der weißen Aufschrift "EXO".
"Ach du Scheiße...", beginnt Baekhyun, doch er kann gar nicht weiter reden. Das Hochhaus vor uns scheint auf einmal technische Schwierigkeiten zu haben, denn die Werbung, die fröhlich das ganze Gebäude hinauf geleuchtet hat, schaltet sich ab. Ein Fan kommt zu Junmyeon getapst, umarmt ihn und flüstert ihm etwas zu. Dieser lächelt wissend und schiebt Tao und mich nach vorne. Verwirrt sehen wir uns an und bevor einer von uns etwas sagen kann, beginnen die Fans, ein Lied zu singen. Es ist ein altes, chinesiches Liebeslied, ich habe oft gehört, wie Kris es Tao vorgesungen hat. Und genau in dem Moment bilden die Fans eine Lücke und Kris, Wu Yi Fan, tritt höchstpersönlich hervor. Ich kann meinen Augen kaum trauen, während Tao neben mir zu Weinen beginnt und auf die Knie sinkt. Yifan trägt nur einen Anzug und ganz nebensächlich frage ich mich, warum er nicht erfriert.
Der Schwarzhaarige geht auf Tao zu, er hat eine Rose in der Hand, im Rücken die lächelnden und singenden Fans. Er geht vor ihm auf die Knie, doch nun sind die Beiden auf Augenhöhe. Die Fans verstummen und ganz sanft hebt Yifan Taos Kinn an.
"Tao... Worte können nicht beschreiben, wie schlecht ich mich fühle. Und keine Worte dieser Welt könnten das wieder gut machen, was ich dir angetan habe. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie du gelitten hast. Aber sei dir sicher: Es ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht habe. Und so frage ich dich, gibst du mir noch eine Chance?"
Kurze Stille. Die anderen Jungs halten, so wie ich, die Luft an. Eine solche Rede von Yifan, damit hatte wohl niemand gerechnet. Und nun warten wir natürlich alle auf Taos Reaktion.
Dieser weint nur noch bitterlicher und wirft sich in Yifans Arme, wobei die beiden in den Schnee fallen, doch das scheint sie herzlich wenig zu stören. Ich lächle gerührt und trete einen Schritt zurück. Ich gönne den beiden das hier so sehr, doch tief in mir hätte ich mir auch so ein Ende für Luhan und mich gewünscht.
In diesem Moment tritt auch eine zweite Person aus der Lücke hervor. Die Fans stimmen einen neuen Song an, doch dass es "Skin to Skin" ist, bemerke ich nur nebensächlich.
Blonde Haare, bleiche Haut, pinke Lippen und Anzug.
"Luhan...", hauche ich.
Der Blonde kommt auf mich zu und fällt wie Yifan vor mir auf die Knie. Sein Blick wirkt so gebrochen und kaputt, mein Engel ist kaputt. Tränen steigen in meine Augen.
"Sehun... Tag und Nacht war ich an deiner Seite, habe dich geliebt und vor den bösen Dingen im Leben geschützt, doch nun habe ich dich allein gelassen. Ich habe dir deinen Schutzschild genommen und bin einfach gegangen, doch du warst jede Nacht in meinen Träumen. Man hat mich aus meinem neuen Entertainment geworfen, weil ich zugegeben habe, dass du die Liebe meines Lebens bist. Doch das ist mir egal. Ich brauche kein Entertainment. Solange du bei mir bist, ist mein Leben vollkommen. Ich bereue meine Taten, es tut mir so leid. Bitte gib uns noch eine Chance. Ich liebe dich."
Mir fehlen die Worte. Der Nebel ist noch dichter geworden und jedes Wort, dass ich im Kopf hatte, ist verschwunden. Der Tower wird neu beleuchtet, doch dieses Mal hat es nichts mit Werbung zutun.SEHUN SARANGHAE
HUNHAN 4 EVERTAO SARANGHAE
TAORIS 4 EVERGerührt sehe ich den Blonden vor mir an und nehme sanft seine Hand.
"Man kann seinem eigenen Engel nicht böse sein", hauche ich und küsse ihn dann. Endlich kann ich wieder das Gefühl seiner vollen Lippen auf meinen spüren und das macht mich glücklich. Den ganzen Applaus blende ich aus.
Dieser Moment gehört noch uns.
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lost // hunhan
FanfictionHasserfüllt starre ich in den Spiegel. Gott, was habe ich getan? Ich bin wie ein Feigling davon gerannt. Ich hätte stark sein sollen, so wie er es immer ist. Und jetzt ist er völlig allein. Ich Idiot. ×boy/boy× ×sad/drama× ×taoris× [Alles, das in di...