Kontrolle

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Ich spürte seine Wärme nicht, aber die Leidenschaft die er verbreitete war ... wunderschön.
Wir umarmten uns weiterhin. Hinter seinem Rücken spielte ich mit seinem perfekten blonden Haar. Doch die Frage wollte ich unbedingt stellen.
„Jasper, machst du das gerade mit mir?" ich flüsterte nur.
Er lächelte hörbar und sagte
„Was wäre denn, wenn es so wäre?"
Ich konnte das verschmitzte grinsen förmlich hören. Doch bevor ich etwas sagen konnte meinte er
„Was würdest du sagen wenn ich dich damit beeinflusse? Was würdest du tun wenn ich es so wollen würde? Könntest du dich wehren?..." er machte eine kleine Pause und sprach nur noch sehr leise, direkt in mein Ohr.
„Nein. Das könntest du nicht."
Ich bekam eine Gänsehaut über den ganzen Körper und meine Knie wurden weich.
Meine Hände verharrten in seinen Locken.
Ich konnte nicht mehr klar denken doch ich hörte mich sagen
„Das würde ich auch nicht."
Das ist die Wahrheit. Wenn Jasper mich kontrollieren möchte, dann soll er es tun. Es ist mir egal. Hauptsache er ist bei mir.
Für immer.
„Aber das dürftest du spüren Jasper. ... oder fühlst du das nicht?"
Ich löste mich aus de Umarmung und nahm seine Hand und legte sie auf mein Herz.
Wir sahen uns in die Augen und ich sprach:
„Ich weis dass du mich kontrollieren kannst, mich beeinflussen kannst."
Ich sah ihm an dass es ihn hungrig machte. Seine Augen verfärbten sich langsam in ein dunkles Karamell.
„Aber wenn du mich kontrollieren willst,..."
Ich machte eine kleine Pause.
„... musst du dich erst einmal selbst kontrollieren können."
Ich setzte ein leichtes Lächeln auf.
Jasper holte, unnötigerweise, tief Luft. Meine Selbstsicherheit verschwand auf einmal. Ich trat einen Schritt zurück. Doch seine Hand blieb genau da, wo mein Herz noch gerade war. Jasper schloss die Augen und runzelte seine Stirn. Vermutlich hoffte er, dass dadurch sich seine Augenfarbe neutralisierte.
„Ich kann mich kontrollieren." seine Stimme klang fest.
„Aber wieso versuchst du dann gerade deinen Hunger nach mir zu verstecken?" ich war sehr leise.
„Weil du mich manchmal schwach machst,
Y/N. Ja, dein Blut ist sehr verlockend für mich. Aber du auch. Dich als Person. Deine Gefühle... ich kann das fühlen was du fühlst. Und du bist ein sehr positiver Mensch. Ich habe schon soviel Leid gesehen... das kannst und sollst du dir gar nicht vorstellen. Es ist furchtbar in dieser Welt." er stockte dann und redete danach sehr klar:
„Bei dir ist die Welt anders. Du machst sie anders. Und deswegen brauche ich dich. Deine Nähe, deine Gefühle... deine Liebe." er wurde noch leider bis ich ihn kaum noch verstand. Doch das letzte Wort stach heraus wie ein Feuerwerk.
Mein Puls ging schlagartig nach oben. Dann kam eine Ruhewelle.
„Du musst das nicht machen." sagte ich.
„Es ist schön wie mein Herz rast... vor allem wenn es wegen dir rast Jasper. Lass mir doch die guten Gefühle..." ich sah ihn etwas verlegen an. Er hatte es sicherlich nur gut gemeint.
„Ich dachte, es wäre vielleicht besser so." auch er klang einwenig verlegen.
„Außerdem," fuhr er fort
„... ist es nicht gut für deinen Körper, wenn dein Puls immer so schlagartig steigt."
„Ganz einfach, entweder du lässt mir meine Gefühle und lebst damit, oder auch nicht." Dieses Ultimatum klang vielleicht etwas härter als ich es gemeint hatte. Ich hoffe, dass er wusste, wie ich es meinte.
„Dann lebe ich damit." er lächelte schief.
„Gut." sagte ich fröhlich und lächelte dabei siegessicher.
Ich war froh das zu hören, denn die Alternative zog ich auch nicht in Erwägung...
Ein Leben ohne Jasper möchte ich mir nicht mehr vorstellen. Das könnte ich auch gar nicht mehr.

Jasper wartete dann Draußen auf mich. Ich musste nur erstmal an meinen Eltern vorbei. Die saßen nämlich immer noch in der Küche.
Schwungvoll und schnell glitt ich die Treppe runter, an der Küche vorbei, direkt in den Flur. Im Laufen zog ich mit meinen roten Mantel an und meine schwarzen Stiefel.

„Wo willst du denn so schnell hin?" fragte meine Mutter schnell und zuckersüß.
Mist. Meinen Vater ist nicht aufgefallen wie ich schnell und unauffällig weg wollte. Meine Mutter achtete da mehr auf mich.
„Ich treffe mich mit meinen Freunden, Mama!" rief ich durch den Flur.
„Ok kleine aber nicht zu lange!" rief sie zurück, und schon war ich Draußen.
Ich eilte unsere Einfahrt entlang, durch viele bunte Blätter, die pausenlos fielen.

Doch ich sah kein Auto. Wo war er?
Doch bevor ich traurig oder wütend wurde, kam ein silbernes Ducati-Motorrad. Später erfuhr ich, dass Edward, sein Adoptiv-Bruder, es ihm geschenkt hat.

„Wow!" rutschte es mir raus, und es war mir sofort peinlich.
Er nahm praktisch in Zeitlupe seinen Helm ab, und schüttelte seinen Kopf. Sein perfektes honigblondes Haar ahmte die Bewegungen nach. Er sah so perfekt aus.
Ich weis nicht ob ich gerade gesabbert habe vor Sprachlosigkeit oder ob das ein Regentropfen auf meiner Hand war. Beides schien sehr wahrscheinlich.

Jasper stellte sein Motorrad ab, und nahm seine starke südstaatliche Gentleman Haltung ein.
„Wenn ich bitten darf?" er hielt mir seine Hand hin. Er hatte schwarze Lederhandschuhe an und diesen bestimmten ‚Schal' den die Motorrad Fahrer immer haben. Seiner war rot, passend zu meinem Mantel.
„Ich wusste gar nicht dass du Motorrad fahren kannst!" sagte ich erstaunt.
„Du weist so einiges nicht von mir." antwortete er schmunzelnd.

Das stimmt... aber ich hoffte dass ich noch viel über ihn erfahren würde. Bzw. ... Alles. Kein Gedanke sollte unausgesprochen bleiben, und alle Gefühle sollten gezeigt werden.

„Aber ich habe kein Helm Jasper." sagte ich leise. Ich guckte auf meine Stiefel und machte mit dem jeweils anderen Fuß die nassen Blätter ab. Jetzt waren sie Blätterfrei und vollkommen mit Matsch beschmiert. Super.

„Du bekommst natürlich meinen Helm, Y/N." er hielt ihn mir hin. Ich ging auf ihn zu bis wir uns direkt gegenüber standen.
„Aber den brauchst du doch!" sagte ich.
„... eigentlich nicht." er lächelte verschmitzt.
Jasper half mir dann den Helm aufzusetzen.
„Der ist aus Carbon. Das Beste vom Besten für dich. Der wird nicht kaputt gehen, selbst wenn wir fallen." er machte eine kleine Kunstpause.
„Aber wie solltest du denn auch fallen...? Ich fahre sehr gut und habe übernatürliche Kräfte, wie du weist. Ich würde dich auffangen. Also mach' dir bitte keine Sorgen, Liebes."
Ich nickte nur.

Der Helm fühlte sich etwas zu groß an, aber trotzdem quetsche er vorne mein Gesicht zu einer ‚Zuckerschnute' zusammen. So würde es meine Mutter nennen.

Jasper legte seine Hand an mein Kinn, sofern dies durch den Helm möglich war, und fragte:
„Bist du bereit für eine Spritztour?"
Seine goldenen Augen funkelten mich süß an.
Ich nickte und sagte:
„Ja, mir dir immer."

Jasper setzte sich auf das Motorrad und sagte mir dass ich mich jetzt hinten drauf setzen sollte. Ich klappte das Visier nach unten.
Er startete den Motor. Er war so laut! Mein Bauch kribbelte und ich spürte schon das Adrenalin in meinen Adern.

Ich hörte nur noch Jaspers dumpfe Stimme, die sagte:
„Halte dich gut an mir fest."
Und das tat ich.

Jasper Hale Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt