Das Geheimversteck

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Es war ein recht warmer Herbsttag, aber man erkannte an der feuchten Straße dass es vor kurzem geregnet haben muss.

Jasper fuhr schnell, so dass er viele bunte Blätter von der Straße aufwirbelte.
Raus aus meiner Straße driftete er durch eine große Pfütze, aber er war so schnell dass wir nichts davon  abbekamen.
Ich spürte den Wind und die frische nach Regen duftende Luft. Alles in mir war so ruhig und ich fühlte diese Sicherheit die er ausstrahlte.
„Alles in Ordnung?" rief Jasper nach hinten zu mir.
„Ja! Es ist unglaublich!" sagte ich schnell.

Ich habe keine Ahnung wo er mich hinfuhr. Darüber hatten wir gar nicht gesprochen...
Irgendwann merkte ich dass wir aus der Stadt raus sind und um uns herum waren große alte Tannenbäume. Wir waren die einzigen auf der Straße.

„Wo fahren wir eigentlich hin?" fragte ich.
„Willst du dich nicht überraschen lassen?" fragte er mit einem Grinsen im Gesicht, das hörte ich.
Na gut, dann eine Überraschung.

Ich guckte ob ich Standorte wiedererkannte, aber Tatsache ist, dass ich echt keine Ahnung habe wo er hin will.
Es ging langsam bergauf und wir fuhren an der Küste entlang.
Das Meer schien durch den dichten Wald.
Es war so dunkel und mysteriös, als würde es etwas verbergen.

Irgendwann hielt Jasper an und er half mir beim absteigen.
Er nahm meine Hand und stützte dabei mein Handgelenk um mir mehr halt zu geben.
Mein Bauch kribbelte immer noch bei jeder Berührung...

„Wir sind da, meine Liebe." sagte er sanft.

Erst jetzt nahm ich meinen schweren Super-sicheren Carbon-Helm ab und betrachtete das was um uns war.

Wir waren auf dem gefühlt höchsten Punkt der ganzen Küste angelangt.
Vor uns lag der tiefe und tosende Ozean. Das Wasser war so dunkelblau dass es beinahe schwarz wirkte. Ich bin mir sicher, dass man kaum sieht, was sich dicht unter der Oberfläche befindet.
Aber von hier oben aus erkennt man nur wie sich die Wellen an den Felsen brechen.

„Ich komme gerne hier her. Hier kann ich immer allein sein, hier kann ich sein wer ich bin und nur das fühlen was ich möchte.
Ich hoffe dir gefällt mein Geheimversteck
Y/N?"
Ich war völlig überwältig von der Aussicht. So weit konnte ich noch nie gucken wie in diesem Moment. Ich schaffte nur zu nicken.
Jetzt kam er nah zu mir, er umarmte mich von hinten und drehte mich um 180°.
Auf der anderen Seite war kein Ozean mehr zu sehen, sondern ein riesiges Gebiet von Wiesen und Wäldern. Ich erkannte sogar einen Fluss und einen Wasserfall aus dem er mündet.

„Wow. Das ist wirklich wunderschön Jasper."
„Du bist die erste die ich hergebracht habe. Vorher kannte ich keine Seele mit welcher ich meine teilen würde."
Meine Augen wurden groß und ich löste mich aus seiner Umarmung um ihn direkt anzusehen.
„Habe ich das gerade richtig verstanden? Du würdest deine Seele mit mir teilen?"
Mein Herz klopfte wie verrückt und er lächelte bereits.
„Ja, Y/N, du könntest diese Seele sein."
Oh mein Gott, ich glaube ich falle gleich um.
Meine Knie sind so weich und mein Kopf so leer.
Ich konnte nicht anders, als in seine Arme zu fallen. Einerseits aus Freude, andererseits weil ich auf ein solches „Geständnis" nicht gefasst war.
„Oh Jasper, was machst du nur mit mir?"
Ich drückte mein Gesicht gegen seine Brust, doch einen Herzschlag spürte ich nicht.
„Alles was du willst, Y/N." sagte er leise aber entschieden.
Das ließ ich unkommentiert...

Erneut drehte er mich in Richtung des Wasserfalls, zeigte darauf und sagte „Wenn du brav bist, gehe ich mit dir dort runter."
„Ah, also nur wenn ich brav bin ja? Und was wenn nicht?" sagte ich mit meinem süßesten lächeln.
„Dann zeige ich dir meine tiefsten Gefühle aus einer früheren Zeit." sagte er.
„Das will ich sehen!" sagte ich vorlaut aber süß.
Auf einmal sah mir Jasper direkt in die Augen und ein bisschen sah es so aus als würde er leiden.
Dann spürte ich das was er tat. Mir war ganz kalt in meiner Seele, als wäre sie leer. Meine Euphorie war weg und ich sah alles nur noch monoton. Die Wolken hatten die selbe Farbe wie das Meer und durch die großen Tannen wirke alles noch viel dunkler. Nur noch Jaspers Augen hatten einen Hauch von Farbe.
„Was ist hier los? Was machst du?" fragte ich leicht aufgebracht.
„Wie fühlst du dich Y/N?" fragte er kühl.
„Ich fühle mich schrecklich, als wäre meine Seele kalt und gestorben. Es gibt nur noch verschiedene Grautöne. Als wäre alles Glück restlos ausgelöscht. Bitte Jasper..." mir kamen fast die Tränen. Ich fühlte mich so hilflos.

Auf einmal löste sich Jaspers monotoner Blick und heiterte etwas erschrocken auf, als er begann mich auf die Stirn zu küssen.
Mit der Berührung seiner kalten Lippen wurde mir wieder warm ums Herz und diese trüben Farben glühten wieder auf. Als hätte er wieder leben in meinen Körper geküsst.

„Y/N es tut mir leid dass ich es so gemacht habe, aber ich wollte dir zeigen wie mein Leben vorher ohne dich war. Wie ich mich gequält habe in Jahren der Trauer und des Alleinseins..." er wurde immer leiser beim sprechen.
„Aber Jasper, du musst nie wieder allein sein! Die Zeiten sind vorbei! Ich werde dich nicht verlassen. Nicht wenn du es nicht willst... was ich nicht hoffe Jasper. Ich kann nicht beschreiben was ich für dich fühle..." ich klang verzweifelt.
„Y/N du musst es nicht beschreiben, ich kann es zu 100% fühlen, und es fühlt sich toll an." er lächelte verschmitzt.
Er streichelte mein Gesicht mit seiner Hand. Seine Augen wurden immer dunkler aber es gefällt mir. Ich wollte mehr.

„Na komm, meine Lady. Wir haben noch einiges vor uns." er löste sich von mir und ging los in Richtung Wasserfall.
„Hey warte auf mich!" sagte ich nachdem ich merkte dass er weitergeht.

Er drehte sich zurück zu mir und streckte seinen Arm aus. Ich lief zu ihm und streckte meinen Arm solange aus bis sich unsere Hände berührten.
„Dann zeige ich dir jetzt den Wasserfall, meine Liebe."

Jasper Hale Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt