Destiel - Second Chance

3 - Ich kann nicht

Vor dem Bunker kommt der Impala schweigend zum stehen und der Fahrer reißt wortlos die große, schwere Tür auf.
Ohne sich um zudrehen oder auf die Anderen zu warten steuerte Dean direkt auf den Bunker zu. Wenn der Engel ihm nichts zu sagen hat, dann halt nicht? Es ist schließlich nicht Deans Aufgabe ihm hinterher zu rennen. Castiels Vergangene Handlungen waren schon Erklärung genug.
"Hey Dean, ich könnte noch was zu Essen vertragen, du nicht?"
Hörte er Sammy nuscheln.
Mit einem Satz landeten die Auto Schlüssel in Sams Händen. Ein Glück, dass dieser so gute Reflexe hatte.
"Double Cheese mit Bacon, wie immer."
Raunte Deran bestimmerisch in sich hinein und schlappte durch die riesigen Gang um zur Tür zu gelangen.
"Gerne großer Bruder! Wenigstens für etwas bin ich gut."
Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck schüttelte Sammy genervt den Kopf, und wand sich lächelnd an Cas, der wie im Regen stehengelassen, zwischen dem Auto und dem Bunker bis jetzt noch keine Richtung eingeschlagen hat: "Gleich wieder da..."
Der Gang durch den Dean lief hallte bei jedem einzelnen Schritt. Er war vielleicht 20 bis 30 Meter lang, bis man zu einer großen dicken Stahltür kam und erst wenn man durch diese kam, gelangte man ins Innere des Bunkers.
Der Tunnel war kalt und die Bögen waren mit grauem einfarbigen Beton ausgekleidet, es war dunkel, doch die Winchester kannten jeden einzelnen Schritt ganz genau, sie erkannten sogar die kleine Einkerbung im Boden ungefähr 5 Meter vom Eingang blind, so oft liefen sie hier schon lang.
Das Brummen seines geliebten Babys signalisierte ihm, dass sich Sam auf den Weg machte und nun konnte der Jäger sich auch endlich dazu durchringen etwas zu sagen: "Cas, wo warst du eigentlich."
Er war zufrieden mit sich, die Wörter klangen klar, bestimmt und trotzdem freundlich, eher neugierig statt vorwurfsvoll.

Stille, nur ein leises plätschern einer Pfütze hallte von den Tunnelwänden wieder.

"Cas?"
Stirnrunzeln verlangsamte sich der Schritt des Winchesters und als er sich umwandte sah er zwar den Engel, doch nicht wie er erwartete direkt hinter ihm, er stand immer noch genau da, wo er aus dem Auto ausstiegen war.
"Cas, kommst du ?"
Sein Blick war auf den Boden gerichtet, doch als er den Kopf hob waren seine seine Augen irgendwie matt, kein bekanntes und geliebtes Funkeln, keine Unbeschwertheit, irgendwie leer?
Sie standen 10, höchstens 20 Meter auseinander, doch für Dean war es eine viel größere Entfernung, die die beiden trennte, vorallem nachdem sie sich in der Vergangenheit bereits so nahe waren.

Ruckartig kam der Wagen zum Stehen und Dean legte den Leerlauf ein.
"Wir sind da."
Ganz ungewollt, ohne darüber nachzudenken, kam ihm von ganz allein ein Lächeln über die Lippen und er legte seine Hand auf die von Cas.
Der Engel stellte den Kopf leicht schief.
Castiels Blick war so unschuldig, als würde man in die Augen eines kleinen Kindes blicken, das oft Unfug treibt, und dennoch keinem Menschen etwas zuleide tun würde. Er ist ein Engel, ein unglaublich mächtiges Wesen, das jeden Menschen mit einem Finger auf der Stelle umbringen könnte, er ist ein Wächter unserer Schöpfung und trotzdem versteht er so viele Dinge nicht, trotzdem gibt es unzählige Situationen in denen er einfach nicht weiß wie er damit umgehen soll. Seine Augen waren wunderschön, dachte Dean und trotzdem sind es Augen, die Geschichten von unglaublich viel Leid erzählen von Verlust und von gescheiterten Plänen. Und dennoch haben diese Augen die Wirkung als würden sie die ganze Welt still stehen lassen können.
"Wollen wir... aussteigen?"
Knarzend wurden die Türen geöffnet. Dean zog ganz tief Luft ein und schloss die Augen.
Castiels Pupillen weiteten sich trotz der Dunkelheit und dann ... begann er zu lachen. Er sah den Winchester ungläubig an.
In diesem Moment vergaß Dean völlig was er dem Engel eigentlich sagen wollte.
In diesem Moment wurde ihm bewusst, wie viel ihm das hier bedeutet, wie viel er ihm bedeutet. Noch nie in seinem Leben, wollte er einer Person näher sein wie in diesem Moment.

"Cas, komm mit rein!",
Der Jäger bewegte sich auf ihn zu, doch sein Gegenüber scheint nicht zu verstehen, bewegt sich keinen Zentimeter, "Was soll das, meinst du nicht du schuldest mir in irgendeiner Weise etwas ?"

"Ich kann nicht."
Und Dean traute seinen Augen nicht.
"Es tut mir leid."
Und schon wand sich der Engel um.