2 - Stille

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"Also Cas, hast du einen Plan?"
Dean bewegt sich zielstrebig auf den Impala zu, während sein Bruder und der Engel Mühe haben sein Tempo zu halten. Als er diesen erreicht hat, macht er abrupt halt, lehnt sich an die schwarz glänzende Motorhaube seines Autos und fährt sich durchs Haar. "Also wie siehts aus?", er zieht die Augenbrauen hoch und legt die Stirn in Falten, "Ich mein, du bist momentan der top Vogelfreie der Hölle, nicht grade gute Vorraussetzungen wenn man bedenkt, dass Abbadons Augen überall sind." Zu Deans Überraschung vermeidet der Engel, ihm in die Augen zu sehen. Doch bevor er irgendetwas erwidern kann, hakt Sam ein: "Lasst uns erstmal zum Bunker fahren, es ist nirgends wirklich immer zu 100% sicher, aber immerhin besser als hier.", lächelnd tritt der Bruder an Dean heran und klappert mit dem Schlüssel:
"Willst du, dass ich fahre?" Das Gesicht des Älteren verdunkelt sich augenblicklich: "Wollte ich jemals, dass du fährst?"
Mit einem Griff hatte er sich den silbernen Schlüsselbund geschnappt und die Tür geöffnet. Sam verdrehte verächtlich und sichtlich genervt die Augen und schwang sich auf den Beifahrer sitz, doch Dean konnte den Gedanken nicht verdrängen, der ihm sagte, dass mit Castiel etwas nicht stimmte. Er Schloss die Tür der Fahrerseite und stellte mit zwei Fingern den Rückspiegel in eine Position die ihm einen Blick auf den Engel, der sich auf der Rückbank befand, ermöglichte. Sein Blick auf seine Füße gerichtet, nicht wie sonst aus dem Fenster. Dean wusste, dass er das sonst immer tat, egal wie gut er Gottes Schöpfung kannte, während einer Fahrt sah er immer so fasziniert aus dem Fenster und dann hatte er diesen Blick, so glücklich oder zumindest machte dieser Blick Dean glücklich. Auch wenn Castiel sich überall hin telepotieren konnte, liebte er die Autofahrten. Zumindest die, die der Jäger mit ihm immer unternahm. Dean musste grinsen.

Er sah vor seinem geistigen Auge, Castiel wie er auf dem Beifahrersitz saß, der verträumt nach draußen sah.
Es war relativ kühl draußen. Doch für Dean war es nicht zu kalt, selbst wenn, hätte er in diesem Moment sicherlich in keinem Fall gefrohren. Der Engel und der Jäger waren schon seit einer Stunde unterwegs, das erste Mal, seit Langem, dass Dean ohne seinen Bruder fort gefahren war. Er wollte seinem Engel etwas zeigen, naja, mehr einen Ort, an dem er seit seiner Kindheit immer fest gehalten hat. Es war ein großer Vertrauensbeweis für den ihn gewesen, ja, er hatte sich dadurch ein Stückchen mehr geöffnet, sich ein wenig mehr verletztlich gemacht.
In dieser Nacht war der Himmel klar, keine einzige Wolke benetzte die kleinen glänzenden Punkte über ihnen.
Sie funkelten wie Cas' Augen, dachte Dean. Das war auch einer der Gründe, warum der Jäger dem Engel diesen Ort unbedingt zeigen musste.
Diese Nacht, war jene Nacht in der Dean das Sprichwort, dass der Weg das Ziel sei, begriff. Und zwar sowohl wortwörtlich als auch im Übertragenem Sinne.
Der Motor summte und Castiels Lachen ließ für den Jäger alles verstummen, die Luft war, trotz der Minusgrade, wie elektrisch aufgeladen.
In diesem Moment verspürte Dean Winchester pures Glück. Da war nichts, nichts außer Zufriedenheit in ihm. Seine Augen glühten. Er dachte nicht nach, nicht über seine Verantwortung, seine Verluste, seine Ängste oder seine Fehler.
In diesem Moment existierten keine Pflichten, keine Erwartungen an ihn. Er verspürte das erste mal seit langer Zeit keinen Selbsthass.
Er war froh er selbst zu sein, um bei ihm zu sein.

Langsam ließ der Winchester die Kupplung kommen und der Wagen begann zu rollen.
Es war keine lange Fahrt, maximal eine Stunde aber Dean konnte sich absolut nicht auf die Straße konzentrieren. Es herrschte Stille, keiner sagte ein Wort. Sam, weil er nicht wusste was,
doch die Stille zwischen Dean und Castiel war noch nie lauter gewesen.
Immer wenn sich ihre Blicke durch den Spiegel trafen, war es, als würde das Schweigen noch unertrgäglicher werden.

Destiel - Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt